Pinneberg. Das Sterben der Bankstandorte geht weiter. Nach Volksbank und Sparkasse fährt ein weiteres Kreditinstitut den persönlichen Kontakt herunter.

Die Deutsche Bank treibt die im September 2020 beschlossene Ausdünnung ihres Filialnetzes voran. Mit der Postbank als Tochter soll etwa jede fünfte Filiale geschlossen werden. Von den bundesweit 497 Standorten sollen bis zum Jahresende 97 Filialen aus dem Programm genommen werden. Das betrifft auch die Pinneberger Niederlassung an der Dingstätte 19-21.

Mit Filialschließungen und Stellenabbau reagiere das Unternehmen auf ein verändertes Kundenverhalten: Der physische Weg in die Filiale werde immer seltener, er habe sich verändert, erklärt ein Unternehmenssprecher für Norddeutschland auf Abendblatt-Anfrage. Der persönliche Kontakt ist und bleibe wichtig, aber immer mehr Kunden würden ihre Bankgeschäfte online oder per Telefon abwickeln, nehmen Bankdienstleistungen digital in Anspruch.

Selbst komplexe Geschäfte ließen sich laut Sprecher mittlerweile per Internet einfach und bequem von zu Hause oder unterwegs bewerkstelligen. Durch die Corona-Pandemie habe sich dieser Digitalisierungstrend beschleunigt, die Bankfilialen würden jetzt noch seltener besucht.

In ganz Deutschland gehen so 1190 Arbeitsplätze bei der Deutschen Bank und ihren Tochterunternehmen verloren, wenn wie geplant bis Ende 2021 die 97 Filialen schließen. Zumal der Kurs weiter fortgesetzt werde. Von 2022 an sollen jedes Jahr 50 der etwa 800 Postbank-Filialen geschlossen werden.

In Pinneberg trifft es bei der Deutschen Bank sieben Angestellte. Was genau mit den Mitarbeitern passiert, ist laut Unternehmen noch nicht abschließend geklärt. Denkbar seien sozialverträgliche und faire Verlegungen in andere Filialen oder in die regionalen Beratungsstellen, aber auch Abfindungen, Altersteilzeit oder Vorruhestand stehen zur Diskussion.

Für die Pinneberger Kunden soll sich bei ihren Konten nichts ändern – IBAN, Bankleitzahl, Kontonummer und bestehende Verträge bleiben gleich. Nur Schließfachverträge werden gekündigt. In Abhängigkeit von den lokalen Gegebenheiten werde den Kunden eine Alternative angeboten. „Vor der Schließung einer Filiale sprechen wir mit unseren Kunden zu allen Fragen, die sie in diesem Zusammenhang beschäftigen: Wie und wo erhalten sie Bargeld oder können bargeldlos bezahlen, wie können sie ihre täglichen Bankgeschäfte erledigen und wie funktioniert in der neuen Filiale oder per Telefon und Video der Kontakt zum Berater, heißt es auf der Internet-Seite des Unternehmens.

Bares kostenlos abheben sei weiterhin an allen Geldautomaten der Cash Group Banken möglich. Dazu zählen die Commerzbank, die Postbank, die HypoVereinsbank sowie deren Tochterunternehmen. Künftig sollen Deutsch Bank-Kunden auch die SB-Geräte der Postbank für einfache Transaktionen wie Überweisungen nutzen können. Wer den persönlichen Kundenkontakt bevorzugt, muss nach der Schließung der Pinneberger Filiale zur Filiale in Elmshorn, Holstenplatz 3. Ebenso stünden Experten im Hamburger Beratungscenter am Adolphsplatz 7 zur Verfügung.

Die Schließung der Pinneberger Zweigstelle steht auch auf der Liste der kommenden Seniorenbeiratssitzung. Diese findet am Mittwoch, 21. April, um 14 Uhr als erste öffentliche Videokonferenz statt (Info: www.seniorenbeirat-pinneberg.de). „Das wird Thema“, so Sprecher Kurt Zach, „denn einige werden sehr empfindlich darauf reagieren“.

Seit Jahren schrumpft die Zahl der Banken und der Zweigstellen in Deutschland. Die gesamte Branche versucht den Spagat zwischen teurem Filialnetz und digitalen Angeboten. Allein in den vergangenen zehn Jahren wurde bereits ein Drittel aller Filialstandorte von Banken und Sparkassen geschlossen. Die Pandemie hat den Trend nun noch drastisch beschleunigt.

So hat die Volksbank Pinneberg-Elmshorn 2017 jede dritte ihrer damals 21 Geschäftsstellen mit 20 Mitarbeitern geschlossen. Betroffen waren die Filialen in Ellerbek, Hasloh, Moorrege und Brande-Hörnerkirchen sowie die am Hebbelplatz in Elmshorn. Anfang 2019 fusionierte die Volksbank Pinneberg-Elmshorn mit der Raiffeisenbank Bad Bramstedt-Henstedt-Ulzburg und wurde als VR Bank in Holstein zur zweitgrößten der seinerzeit noch 34 Genossenschaftsbanken in Schleswig-Holstein. Zusammen verwaltet die Bank Geschäftsstellen, die von Wilster bis Norderstedt und von Brokstedt und Schmalfeld bis Wakendorf II in den Kreisen Steinburg, Pinneberg und Segeberg reichen. Doch jüngst hat auch der Vorstand der VR Bank in Holstein angekündigt, alle noch übrigen 27 Geschäftsstellen auf den Prüfstand ihrer Wirtschaftlichkeit zu stellen. (wir berichteten).

Die Kunden der Sparkasse Südholstein mussten sich bereits Ende Juli 2019 umstellen: Das Kreditinstitut baute alle SB-Terminals in seinen damals 27 Filialen ab. Grund für den vollständigen Verzicht auf die SB-Überweisungsterminals seien die Kosten, aber auch das geänderte Kundenverhalten. Kunden erledigen ihre Überweisungen nun online, telefonisch oder an den noch besetzen Schaltern.

Als Selbstservice blieben die Ein- und Auszahlungsautomaten sowie die Kontoauszugsdrucker.