Wedel. Weitere Investitionen für den Schulbau. Auch neue Kitaplätze dulden keinen Aufschub. Doch die Stadt hat auch finanzielle Sorgen.
Die Stadt Wedel ist in Geldnot, ihr Haushalt für 2022 wurde nur denkbar knapp beschlossen. Dennoch muss die Kommune auch in diesem Jahr weiter investieren. Denn Schulbau, Kitaplätze und Flutschutz dulden keinen Aufschub. Auf der Agenda finden sich aber auch Großprojekte der vergangenen Jahre wieder – also der Businesspark, der Hafen oder Wedel Nord. Bürgermeister Niels Schmidt gibt dem Abendblatt einen Überblick über die verschiedenen Vorhaben für 2022.
Wedels Pläne für 2022: 1. Businesspark
Mit dem Businesspark auf dem Gelände der ehemaligen Ölraffinerie soll es im neuen Jahr ordentlich vorangehen. Ein Elbcube ist bereits gebaut, weitere sollen noch in 2022 folgen. Die Bauverpflichtung des Investors werde damit nach und nach umgesetzt, sagt Schmidt. Und der Investor wolle auch noch weitere Lagerflächen auf dem Gebiet erwerben. Beim Verkauf der anderen Grundstücke im Businesspark wird es ebenfalls weitergehen. Eine der Flächen sei bereits veräußert, so Schmidt. Außerdem habe zuletzt ein mittelständisches Unternehmen sein großes Projekt für den Businesspark vorgestellt – und bei der Stadtverwaltung sei dieser Vorschlag auf Interesse gestoßen.
Für Querelen hatte in der Vergangenheit das Normenkontrollverfahren gegen den Bauplan des Businessparks gesorgt. Diese Streitigkeiten sind laut Schmidt beigelegt: „Wir haben uns inzwischen mit den Klägern geeinigt.“ Nun werde an dem anzupassenden Bebauungsplan gearbeitet, der noch in 2022 vorliegen soll.
2. Die Pläne für den Schulauer Hafen
Die Modernisierung des Hafens in Wedel musste zuletzt einen Rückschlag hinnehmen. Denn der Bau des Hafenhotels, das eigentlich im April eröffnen sollte, ruht aktuell. Grund hierfür: Das zuständige Bauunternehmen hat Insolvenz angemeldet. Jetzt müsse der Insolvenzverwalter die Verträge kündigen, meint Schmidt – die Gespräche dazu liefen bereits. Zusammen mit dem Investor wolle man dann wieder einen Generalunternehmer beauftragen. „Ich habe keine Sorge, dass es nicht weitergeht“, sagt der Bürgermeister und schätzt, dass der Bau im kommenden Jahr abgeschlossen werden kann.
Instand gesetzt werden muss der Hochwasserschutz der Stadt. 400.000 Euro sind im Haushalt für die Sanierung der Flutschutztore vorgesehen. Erneuert wurde bereits die Flutschutzwand auf der Ostseite des Hafens. Unklar ist aber weiterhin, wie das Hafenbecken in Zukunft genutzt werden könnte. Die dafür in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie der Stadt läuft noch und Schmidt geht nicht davon aus, dass in diesem Jahr größere Schritte in dieser Sache gemacht werden. Eine Anlage mit Wassertouristik halte er für möglich, wie auch eine Nutzung durch Gastlieger und Feuerwehr. Die zentrale Frage ist für Schmidt: „Was ist dort verträglich?“
3. Bebauung von Wedel Nord
„Wir haben jetzt einen Masterplan“, so formuliert es der Bürgermeister. Damit meint er den Entwurf für den Bebauungsplan von Wedel Nord, der in der Ratsversammlung im November abgesegnet wurde. Für das beratungsintensive Projekt war es ein Meilenstein, aber gebaut wird deshalb noch lange nicht. Erst einmal muss der konkrete Bebauungsplan ausgearbeitet werden. Schmidt schätzt, dass der fertige Plan für Wedel Nord in frühestens anderthalb Jahren vorliegen dürfte.
4. Pläne für das Medac-Hochhaus
Die Kaufverhandlungen rund um den neuen Firmenkomplex der Medac am Wedeler Bahnhof sind noch nicht endgültig abgeschlossen. „Die Tinte ist noch nicht trocken“, schränkt der Bürgermeister deshalb ein. Trotzdem erwartet Schmidt für 2022 grundlegende Schritte bei den Planungen für das Hochhaus des Pharmakonzerns. Denn in diesem Jahr soll das Bauplanverfahren abgewickelt werden. Parallel wolle auch die Medac mit den Vorbereitungen anfangen, so Schmidt, etwa mit den ersten Bodenarbeiten. Immer wieder hat er die Wichtigkeit betont, die Medac am Standort Wedel zu halten. „Ich hätte auch kein Verständnis für eine Ablehnung“, lautet sein Resümee.
5. Kitas in Wedel
Kitaplätze sind nach wie vor Mangelware in Wedel. Hier will die Stadt in 2022 nachbessern. Unter anderem soll der Fröbel-Kindergarten an der Von-Linné-Straße ausgebaut werden. Ziel dafür sei die zweite Jahreshälfte 2022, sagt Schmidt. Etwa 100 neue Plätze sollen dort geschaffen werden, so der Verwaltungschef. Auch für die neue Krippe der katholischen Kirche liegt inzwischen eine Baugenehmigung vor. Die Stadt leistet hierzu 2022 einen Investitionszuschuss von zwei Millionen Euro. Beschlossen ist auch der Bau einer Kita an der Rissener Straße – als Teil des Wohnquartiers „Wedeler Tor“. Hohe Zuschüsse könnte auch die Kita an der Flerren-twiete bekommen, unter anderem für die Sanierung des Daches und der Heizung – diese Gelder müssen allerdings erst noch politisch bewilligt werden.
6. Schulen in Wedel
Für die Schulen in Wedel ergaben sich in den vergangenen Jahren Probleme durch Platzmangel und Sanierungsstau. Vor Kurzem erst habe die Stadt Gespräche mit dem Schulleiter der Moorwegschule geführt, erzählt Schmidt. Dabei sei ein erheblicher Platzbedarf erkennbar geworden, der zunächst einmal mit Klassencontainern gelöst werde. Mit der Erneuerung des Unterstufentraktes beim Johann-Rist-Gymnasium (JRG) und dem Ausbau der Gebrüder-Humbolt-Schule (GHS) stehen außerdem gleich zwei Schulbauprojekte unter den teuersten drei Investitionen der Stadt für 2022 – einmal 2,78 Millionen Euro für das JRG und eine Million Euro für die GHS.
7. Bahnhofstraße
Ein Umbau der zentralen Einkaufsstraße in Wedel ist seit Jahren im Gespräch, Modernisierung ist gefragt. Aktionen wie der Wedel Gutschein sollen in Zukunft Kaufkraft in der Stadt halten, aber Leerstände gibt es in der Straße dennoch. Der Onlinehandel habe viel weggenommen, meint der Bürgermeister. „Beeinflusst durch die Corona-Pandemie laufen viele Entscheidungsprozesse zum Thema Bahnhofstraße gefühlt mit angezogener Handbremse“, fügt er hinzu. Er hofft deshalb, dass sich die pandemische Lage in diesem Jahr normalisieren wird. Diskussionen zur Bahnhofstraße gebe es auch im Rahmen des Mobilitätskonzeptes der Stadt. Flächen für Autoverkehr könnten vielleicht ersetzt werden, zum Beispiel durch Sitzbänke. Schmidt weiß aber auch, dass man die weniger mobilen Menschen mitnehmen muss – etwa durch Busse.
8. Frauenhaus in Wedel
Das Gebäude des Wedeler Frauenhauses wird erweitert. Eine halbe Million Euro investiert die Stadt 2022 in diesen Ausbau – für Bürgermeister Schmidt ein Herzensprojekt. „Ich freue mich sehr darüber“, betont er. Und auch der Trägerverein freue sich auf die Erweiterung. Insgesamt soll die Vergrößerung des Hauses den Bewohnerinnen und ihren Kindern mehr Privatsphäre ermöglichen. Schmidt rechnet für 2022 mit erheblichen Baufortschritten. Das Projekt wird auch vom Land Schleswig-Holstein unterstützt. Das Innenministerium unter der Leitung von Sabine Sütterlin-Waack gab im März bekannt, dass es den Ausbau mit 202.767 Euro aus dem Impuls-Programm unterstützen wird. Insgesamt soll der Bau etwa eine Million Euro kosten.
9. Wedeler Tor
Das Wohnbauprojekt an der Rissener Straße 99 und 101 konkretisiert sich weiter. Auf dem früheren Gelände einer Tankstelle sollten ursprünglich mehrgeschossige Wohntürme entstehen. Aber 2018 änderte der Projektentwickler Bonova sein Konzept – hin zu einem Quartier mit 61 Eigentumswohnungen von 42 bis 117 Quadratmetern Größe. Im August 2020 wurde dann im Planungsausschuss der Stadt beschlossen, den Bauplan auf den Weg zu bringen. Wie das Abendblatt berichtete, ist im Oktober 2021 mit der Warburg-HIH Invest Real Estate ein neuer Investor eingestiegen. Gleichzeitig begannen die Erdarbeiten für das Projekt. Im März 2022 soll dann, laut Bonova, der eigentliche Hochbau starten. Bürgermeister Schmidt erwartet für das gesamte Jahr Bauarbeiten. Die Fertigstellung wird wohl erst 2024 erfolgen.
10. Bürgermeisterwahlen
Das politische Jahr 2022 wird von der Bürgermeisterwahl am 6. März bestimmt. „Meine Bewerbungsunterlagen liegen vor, ich trete noch mal an“, meint der Amtsinhaber. Für ihn wäre es die vierte und letzte Amtszeit. Im Falle einer Wiederwahl – aktuell gibt es zwei Kontrahenten – wäre sein größtes Ziel, die oben genannten Projekte voranzubringen und die Finanzlage in den Griff zu bekommen, sagt er. Schmidt hofft, dass das Konzept zur Haushaltskonsolidierung im September zur Entscheidungsreife gelangt. „Wir könnten handlungsunfähig werden“, mahnt er. Mit seiner langjährigen Erfahrung glaubt Schmidt, der Stadt nützen zu können und betont: „Ich trete nicht an, um zu verlieren.“
Wedel: Was wurde aus der Agenda 2021?
Finalisiert wurde das Thema Sportentwicklungsplan. Im Juni stellten die Planer ihren Abschlussbericht vor. Bei anderen Themen ging es eher mit Mini-Schritten voran. Die Neubebauung an der Rissener Straße, wo einst eine abgebrannte Großdiskothek stand, ist ebenso wenig erfolgt wie die Neugestaltung des gegenüberliegenden Possehl-Geländes. Immerhin hat für Gründer auf dem Campus der Hochschule der Innovationshub „Startup Connect“ eröffnet.