Wedel. Sturmfluten haben zu massivem Sandverlusten an der Elbe in Wedel geführt. Jetzt muss die Stadt handeln – und bittet Bürger um Hilfe.
Erst zu viel Corona, jetzt zu wenig Sand: An der Elbe in Wedel ist gerade Zuversicht gefragt. Denn hinter dem beliebten Beach Club 28 Grad am Strandbad liegt nicht nur die schwierige Pandemie-Zeit. Auch die Sturmfluten des Frühjahrs haben Spuren hinterlassen, die für den Club von Bedeutung sind. Darum schaut Betriebsleiterin Kristine Hartmann lieber nach vorn als zurück. „Wir freuen uns auf das, was jetzt kommt. Auf eine tolle Saison mit gutem Wetter und vielen Gästen.“
Das bisherige Geschäft mit durchaus netten Tagen war zwar nicht in Gefahr. Damit die Zuversicht hält, muss laut Stadtangaben in Wedel jedoch in diesem Jahr etwas passieren an der Elbe. Die Hochwassersaison hat dem Strand zwischen Schulauer Hafen und Tonnenhafen arg zugesetzt. Wie aus einer Einschätzung des Rathauses hervorgeht, seien der Beach Club und die nahe DLRG-Wache in ihrer Standfestigkeit bedroht, sofern keine Gegenmaßnahmen getroffen werden. Grund sind Sandabtrag sowie massive Schäden am sogenannten Deckwerk.
Um den Strand zu retten, seien Sicherungsmaßnahmen in Höhe von 300.000 Euro nötig, so die Verwaltung. Und: Eine Beteiligung der angrenzenden Betriebe wird angestrebt. „Sand für den Strand“, laute das Motto. Unter dieser Losung empfiehlt die Verwaltung, „ein Spenden- oder Sponsoring zu starten, da mit einer breiten Zustimmung aus der Bevölkerung und den Betrieben zu rechnen ist“.
Wedel ist mit schwindendem Sand nicht alleine
Grundsätzlich ist für solche Maßnahmen der Bund zuständig. Schon 2009 hatte er sich mit den Deichverbänden nach heftigen Diskussionen um die Elbvertiefung vertraglich dazu verpflichtet, das Vorland zwischen Deich und Fluss zu sichern. Denn mit dem Problem des schwindenden Strandes ist Wedel entlang der Elbe nicht allein.
Erst in dieser Woche kündigte der Landkreis Stade an, dass an den Stränden in Bassen- und Abbenfleth im Sommer große Sandaufspülungen vorgenommen werden müssen. Bis zu 20 Meter fehlten an beiden Strandabschnitten. Im Juli und August sollen deshalb Saugbaggerschiffe unmittelbar vor den Stränden Sand aus dem Elbgrund ans Ufer vorspülen, so das Wasser- und Schifffahrtsamt in Cuxhaven. Die Strände müssten dafür voraussichtlich gesperrt werden. Ein Schicksal, das auch Wedel mit seinem bei Hamburgern und Pinnebergen geliebten Beach Club droht.
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„Neben der Vermeidung von weiteren Schäden am Deckwerk ist die Sanierung auch für die Nutzung des Strandbades als attraktiver Naherholungsort für Wedeler Familien und den Tourismus dringend zu empfehlen“, heißt es dazu von der Stadt. Aktuell sei eine ansprechende Nutzung als Sandstrand wegen des Sandschwundes nicht mehr adäquat möglich. Die Verwaltung empfiehlt deshalb der Politik, die schnelle Sanierung mit Kosten von 300.000 Euro zu beschließen – und die Bürger dabei um Hilfe zu bitten.
Wird nichts getan, so das Rathaus, könnten die Fundamente von Beach Club und DLRG besonders nach schweren Sturmfluten Schaden nehmen und seien gefährdet. Auch der Strandbereich werde schmaler und steiler, Wellen erreichen höhere Kräfte. „Eine zeitliche Verzögerung wird die Kosten für eine spätere Instandsetzung erhöhen“, so das Rathaus.
Sofortmaßnahmen am Elbufer kosten 300.000 Euro
Als Alternative zu diesem Nichtstun oder der 300.000-Euro-Ad-hoc-Maßnahme wird – wie auf Stader Seite – die große Lösung empfohlen. Also eine umfangreiche Ufersanierung mit wasserbaulichen Maßnahmen. Ziel sei dabei, den Sandabtrag durch massives Abflachen des Strandes mittels Sand nachhaltig zu verhindern, wie in einem Gutachten 2019 empfohlen wird. Dafür wären jedoch Ingenieurleistungen und Abstimmungen mit dem Wasser- und Schifffahrtsstraßenamt notwendig, heißt es aus der Verwaltung.
Und was bedeutet das für den Beach Club 28 Grad? Schon seit Ostern hat die Bar geöffnet – und wird an schönen Tagen an dieser Öffnung trotz kleiner werdenden Strandes festhalten. Aktuell sei die Buchungslage gut, sagt Chefin Kristine Hartmann. Firmen können dort feiern, auch für Hochzeits- und Geburtstagsgesellschaften steht das Areal bereit.
„Das Schönste ist, wenn man durch den Club geht und die Gäste hören sagt ,Wenn ich hier bin, fühlt es sich wie ein Tag Urlaub an’“, sagt die gelernte Veranstaltungskauffrau. Zuvor war sie Betriebsleiterin in der 2017 abgebrannten Großraumdiskothek Maxx Music Hall.
Ganz ohne Rückblick in die schwierige Pandemie-Zeit geht es dennoch nicht. Hartmann, die seit 2012 den Betrieb führt, meint, dass die Umsätze in den vergangenen beiden Corona-Jahren teilweise „um bis zu 50 Prozent“ eingebrochen seien. Für eine Event-Location, die wetterabhängig nur einige Monate öffnen kann, sei das besonders hart. „Das war bislang die wirtschaftlich schwierigste Zeit für uns“, sagt die 35-Jährige. Geschäftsführer sind Harry Woltmann und Ramin Dibadj, der Anfang 2020 eingestiegen ist.
Der Eintritt ist im Beach Club frei, von Montag bis Donnerstag öffnet der Club bei Sonnenschein von 15 Uhr an, freitags ab 14 Uhr. Am Wochenende wird um 12 Uhr geöffnet. Feste Schließzeiten gibt es bei der einzigen Strandbar im Kreis nicht.
Im Netz: www.28grad.com