Pinneberg. Dort soll es Ergebnisse ohne Test gegeben haben. Einer der Betreiber ist Schausteller und gehört einer Dom-Dynastie an.

Testergebnisse ohne Corona-Test? Der Verdacht gegen die Betreiber eines Corona-Testzentrums am Pinneberger Westring wiegt schwer. Am Dienstag hat das Gesundheitsamt des Kreises Pinneberg Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Itzehoe erstattet. Laut Mitteilung der Polizei wird nun gegen die drei Betreiber ermittelt.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: An der Drive-in-Station neben einem großen Supermarkt sollen schriftliche Testergebnisse ausgehändigt worden sein, ohne dass tatsächlich ein Corona-Schnelltest durchgeführt worden ist. Vermutlich geht es auch um Abrechnungsbetrug.

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Kreisverwaltung und Staatsanwaltschaft wollten mit Verweis auf das laufende Verfahren keine weiteren Angaben zu dem Verdachtsfall machen. Offen ist somit, in welcher Größenordnung und über welchen Zeitraum Unregelmäßigkeiten im Testzentrum aufgetreten sein sollen.

Betrug in Corona-Testzentrum: Drei Männer unter Verdacht

Das Verfahren richtet sich den Angaben nach gegen die drei Betreiber des Testzentrums. Ein 47 Jahre alter Mann aus Pinneberg, ein 64-Jähriger aus dem Landkreis Harburg sowie ein 54-Jähriger aus dem Kreis Segeberg. Alle kommen ursprünglich aus der Veranstaltungsbranche und hatten das Testzentrum erst vor sieben Wochen eröffnet. Seit Mittwoch ist es vorerst geschlossen.

Einer der Männer, gegen die nun ermittelt wird, ist Schausteller Karl Ernst Hartkopf aus Pinneberg. Mit seiner Ehefrau Marylin Fackler und Schwiegermutter Edith Heidmann repräsentiert er eine Schaustellerinstitution im Norden: die Dom-Dynastie aus Pinneberg. Doch Dom war wegen Corona schon lange nicht mehr. Deshalb sattelte er – wie viele andere von der Krise betroffene Quereinsteiger – auf den Betrieb eines Testzen­trums um.

Hartkopf sei sich „keiner Schuld bewusst“, sagt er auf Abendblatt-Anfrage. Wie es zu möglichen Unregelmäßigkeiten im Testzentrum gekommen sein soll, könne er sich nicht erklären. Seit dem Start seien etwa 27.000 Tests an der Station gemacht worden, auch das Gesundheitsamt habe sich vor Ort über die Abläufe informiert.

Beschuldigter aus Pinneberg wehrt sich

„Wir haben etwa 250.000 Euro in die Station investiert – mit Zelten, Schutzausrüstung, Personal, Technik und Tests“, sagt Hartkopf. „Eigentlich war das mein zweites Standbein, da ich als Schausteller in Corona-Zeiten nicht arbeiten kann.“ Umso härter treffe ihn nun der Betrugsverdacht und die Schließung der Anlage.

Beamte des Kriminaldauerdienstes hatten am Dienstag nicht nur das Testzentrum, sondern auch mehrere Privatanschriften der Tatverdächtigen durchsucht. Dabei stellten sie nach Polizeiangaben umfangreiches Beweismaterial sicher.

Bund plant schärfere Regeln für Testzentren

Er wolle mit der Polizei kooperieren, so Hartkopf. Als die Beamten vor seiner Tür im Norden Pinnebergs standen, habe er alle Unterlagen bereitwillig übergeben. Vom Verdacht des Abrechnungsbetrugs, unter dem bundesweit gerade mehrere Testzentren stehen, will er nichts wissen. „Wir haben eine einwandfreie Buchführung, rechnen sogar nur 16 Euro ab. Zwölf Euro pro Abstrich und vier Euro pro Test – alles regelkonform“, beteuert Hartkopf.

Angesichts mehrerer Verdachtsfälle auf Abrechnungsbetrug bei Corona-Teststellen planen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern inzwischen schärfere Vorgaben. Die Verordnung soll dahingehend reformiert werden, dass etwa Sachkosten für gekaufte Tests von den Kassenärztlichen Vereinigungen mit den abgerechneten Tests abgeglichen werden.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Teststellen könnten auch ihre Steuer-Identifikationsnummer angeben müssen, damit Finanzämter die Zahl der abgerechneten Tests mit angegebenen Umsätzen abgleichen können. Und: Testzentren könnten verpflichtet werden, eine schriftliche Bestätigung des Gesundheitsamtes vorzulegen, dass sie Tests ordnungsgemäß vornehmen.

Die weiteren Ermittlungen führt die Bezirkskriminalinspektion Itzehoe in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Itzehoe wegen des Verdachts des Abrechnungsbetruges.