Quickborn. Eigentümer zog mit nicht genehmigtem Kahlschlag Unmut von Bürgern, Stadt und Land auf sich. Jetzt bahnt sich eine Lösung an.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Etliche der Ende Dezember illegal abgeholzten Bäume liegen nach wie vor aufgestapelt am Rand des Grundstücks am Quickborner Birkenweg. Naturschützer haben ein Plakat mit mahnenden Worten auf einen der Stümpfe geklebt. Der Eigentümer versichert, nach dem Kahlschlag die fast zwei Hektar große Fläche wieder aufforsten zu wollen.
Doch nun will die Stadt Quickborn in die Offensive gehen, um das Areal zu übernehmen. Bürgermeister Thomas Köppl soll Verhandlungen mit dem Eigentümer aufnehmen, dem Hamburger Unternehmen HCK/Elbstein AG.
Stadt soll Fläche für symbolischen Kaufpreis übernehmen
Geld möchte die Stadt dafür nicht ausgeben. Von einem „symbolischen Kaufpreis“ ist die Rede. „Dabei kann es eigentlich nur darum gehen, uns die Fläche schenken zu lassen“, sagt Köppl zu seinem Auftrag, den er noch nicht habe umsetzen können. „Das wird wohl in der Sommerpause geschehen.“ Volker Lemke, Geschäftsführer der HCK Wohnimmobilien GmbH, möchte sich dazu erst nach dem Gespräch mit Köppl äußern: „Wir forsten im Herbst in Absprache mit der Forstbehörde erst mal wieder mit Laubbäumen auf.“
Die Quickborner Politik drängt darauf, das Heft des Handelns in die Hand zu bekommen. Noch einmal dürfe es nicht passieren, dass eine Waldfläche dieser Größe mitten in der Stadt tagelang illegal abgeholzt wird, ohne dass die Behörden einschreiten. Wie berichtet, alarmierten Anwohner nach Weihnachten die Stadtverwaltung, die diese Information an die Forstbehörde weiterleitete, wo die Mail aber erst etwa eine Woche später gelesen wurde.
„Die Idee, das Grundstück zu übernehmen, finden alle gut“, ist CDU-Ratsherr Robert Hüneburg überzeugt. Er hat den entsprechenden Antrag gestellt. „Jetzt soll aber erst mal der Bürgermeister Gespräche führen“, sagt Hüneburg. „Bevor wir das Bärenfell verteilen, müssen wir den Bären erlegt haben.“
Eigentümer bot Aufforstung der Fläche an
Den Anstoß für diese Initiative habe der Eigentümer Lemke selbst gegeben, sagt Hüneburg. Im Frühjahr, bei einer Sitzung des Umweltausschusses, zu der Lemke per Videokonferenz zugeschaltet war, habe er nicht nur versprochen, die gerodete Waldfläche wieder vollständig aufzuforsten.
Er habe auch die 2,5 Hektar große, benachbarte Fläche, die ebenfalls seiner Gesellschaft gehöre, ins Spiel gebracht, indem er sagte, diese könnte die Stadt in ihre Planungen aufnehmen – „selbstverständlich auf unsere Kosten“, sagte Lemke da. Als „moralische Verpflichtung“ und „Wiedergutmachung“ für den erlittenen Schaden.
Auch seiner Firma, die nur eine Finanzgesellschaft und „kein Bauunternehmen“ sei, sei durch diese Abholzungsaktion ein Schaden in sechsstelliger Höhe entstanden.
CDU will die Fläche für die Stadt sichern
Da der Eigentümer demnach offenbar kein wirtschaftliches Interesse an diesen zusammen 4,2 Hektar großen Flächen in Quickborn habe, so CDU-Ratsherr Hüneburg, „sollte die Stadt als Eigentümerin eintreten“. Dann könnte sie langfristig dafür sorgen, dass die Waldfläche erhalten bleibe, dem Natur- und Klimaschutz diene und künftige missbräuchliche Nutzungen verhindert würden.
Als Höchstgebot für einen möglichen Kaufpreis bringt der CDU-Politiker 1000 Euro je Hektar ins Gespräch. Mehr nicht, schließlich habe der Eigentümer den Schaden angerichtet. „Wir als Stadt wären bereit, der HCK Immobilien das Risiko für den Erhalt und die künftigen Betriebskosten für diese Fläche abzunehmen.“ Die Waldfläche müsse allerdings vorher vom Eigentümer aufgeforstet sein.
FDP: Stiftung Naturschutz soll Fläche bewirtschaften
Die FDP macht einen anderen Vorschlag. So sollte nicht die Stadt, sondern die Stiftung Naturschutz die Waldfläche bewirtschaften. Viele Weide- und Ackerflächen hat die Stiftung renaturiert und extensiv mit Hochlandrindern beweidet, um neuen Lebensraum für Frösche, Kröten und andere bedrohte Tierarten zu schaffen.
„Mit dem Erwerb der Flächen durch die Stiftung werden diese langfristig für die Ziele gesichert, ohne dass der Stadt Folgekosten aus dem Unterhalt einer Waldfläche inklusive deren Verkehrssicherungspflichten entstehen“, sagt FDP-Fraktionschefin Annabell Krämer. Auch darüber soll aber erst nach dem Gespräch des Bürgermeisters mit dem Eigentümer beraten werden.
Martin Schmidt vom Landesamt für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) teilt auf Nachfrage mit, dass die gerodete Waldfläche bis Ende 2021 wieder aufgeforstet sein müsse. Und zwar mit „standortheimischen und standortgerechten Baumarten“. Dies müssten 5000 bis 7000 Laubbäume je Hektar sein. „Die Kosten trägt der Waldbesitzer selbst“, sagt Schmidt.