Kreis Pinneberg. Sana-Konzern entlässt 1000 Mitarbeiter. Betroffen sind auch Elmshorn und Pinneberg. Wem jetzt betriebsbedingt gekündigt wird.

Mitten in der Pandemie hat die Sana Kliniken AG Massenentlassungen angekündigt. Diese betreffen die Tochtergesellschaft DGS pro.service GmbH, also den Service-Bereich. Bis Ende dieses Jahres sollen alle Geschäftsbereiche außer der Reinigung geschlossen und damit bundesweit mehr als 1000 Beschäftigte entlassen werden. Konkret sind das die Betriebe Hol- und Bringedienst, Patientenbegleitdienst, Info/Pforte, Stationshilfsdienst, Wäscheservice, Archiv und Modul.

Das betrifft auch die Standorte Elmshorn und Pinneberg. „Für die Regio Kliniken bedeutet das, dass von diesem Schritt 48,46 Vollkräfte betroffen sein werden, was 51 Mitarbeitern entspricht“, sagt Klaus Wiendl, Geschäftsführer der Sana DGS pro.service GmbH. Der Gesamtbetriebsrat der Sana DGS pro.service GmbH wurde bereits am 16. April darüber informiert.

Gewerkschaft übt scharfe Kritik

Geschäftsführer Wiendl sagt: „Die neuen Anforderungen an den Bereich Krankenhausreinigung verlangen in der Zukunft eine deutlich höhere fachliche Führung und auch Prozessbegleitung sowie -überwachung. Um dies zu erreichen, wird die Sana DGS pro.service GmbH in Zukunft ausschließlich mit den Reinigungsdienstleistungen im Krankenhaus betraut.“

Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi Nord) kritisiert die Entlassung. „Beschäftigten im Gesundheitswesen zu kündigen, ist für sich genommen schon ein Unding. Das auch noch mitten in der der Corona-Pandemie zu tun, ist der Gipfel! Wir werden uns gegen die Entscheidung entschlossen wehren“, sagte Steffen Kühhirt, verantwortlich für Gesundheitspolitik bei Verdi Nord.

Alle norddeutschen Standorte betroffen

Im Norden sind alle Standorte wie beispielsweise in Elmshorn, Pinneberg, Eutin, Ostholstein, Lübeck, Wismar und Bergen auf Rügen davon betroffen. „Hier sollen Menschen von einem profitablen Klinik-Konzern vor die Tür gesetzt werden, die in den letzten Monaten tatkräftig mitgeholfen haben, den Krankenhausbetrieb am Laufen zu halten. Ein funktionierendes Krankenhaus ist Teamarbeit und besteht aus weit mehr Beschäftigtengruppen als Ärzten und Pflegefachpersonen“, sagt er.

Von der gepriesenen Wertschätzung und Anerkennung während der Corona-Pandemie sei nichts mehr übrig. Der Konzern spiele mit der Existenzangst und den Zukunftssorgen der Menschen. Das sei unerträglich, so Kühhirt.

Tochtergesellschaft hat rund 3000 Mitarbeiter

Verdi fordert den Sana-Vorstand auf, diese Maßnahme sofort zu stoppen. Die Sana DGS pro.service GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Sana Immobilien Service GmbH und damit Teil der Sana Kliniken AG. Sie ist an allen 53 Standorten der Sana Kliniken AG tätig und beschäftigt rund 3000 Menschen, die Mehrheit davon in Teilzeit.

„Die angekündigte Maßnahme der Sana-Kliniken AG zeigt, dass wir gesundheitspolitisch dringend umsteuern müssen. Die Gesundheitsversorgung muss wieder in die öffentliche Hand,“ so Kühhirt weiter. „Krankenhauspolitik muss sich an der bestmöglichen Versorgung kranker Menschen ausrichten und nicht an wirtschaftlichen Interessen. Krankenhäuser zu führen wie Industriekonzerne wird dem Versorgungsauftrag und den Beschäftigten nicht gerecht.“

Sozialplan soll verhandelt werden

„Wieder einmal zeigen sich die unsäglichen Folgen der Ökonomisierung des Gesundheitswesens – jetzt zu einer Zeit, in der sich ein Krankenhaus mit anderen Dingen befassen sollte als über Profitmaximierung nachzudenken oder die seit Monaten über dem Limit tätigen Mitarbeiter zusätzlich zu verunsichern und zu demotivieren“, sagt auch Jens Festersen, Gewerkschaftssekretär und Stellvertretender Bezirksgeschäftsführer im Verdi-Bezirk Pinneberg-Steinburg.

Geschäftsleitung und Gesamtbetriebsrat der Sana DGS pro.service GmbH wollen im Mai und Juni über die geplante Betriebsänderung, den Interessenausgleich und Sozialplan, verhandeln.