Norderstedt. Schlechte Noten im Bereich Servicequalität für Haltestellen Norderstedt-Mitte und Ulzburg. Wer die großen Gewinner des Gutachtens sind.

Die Note fünf hat niemand gern in seinem Zeugnis stehen. Genau dies ist jetzt jedoch dem Bahnhof Norderstedt-Mitte (liegt in der Zuständigkeit der Hamburger Hochbahn AG) und der AKN-Station Ulzburg passiert. In einem vom Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (Nah.SH) beauftragten Gutachten der BahnStadt GmbH über den Zustand der 183 Bahnstationen zwischen Sylt und Hamburg (bewertet wurde der Zeitraum Oktober 2023 bis September 2024) kamen die beiden großen Haltestellen in einem Teilbereich ganz schlecht weg.

Wartekomfort sowie Information- und Servicequalität – das waren die Kriterien für den jüngst veröffentlichten Jahresbericht der BahnStadt GmbH, in dem auch für die Haltepunkte im Kreis Segeberg Schulnoten zwischen 1 (sehr gut) und 5 (mangelhaft) verteilt wurden.

Bahnhöfe im Qualitätscheck: Zustand von WC-Anlagen lässt zu wünschen übrig

Im Bereich Wartekomfort wurden die Bahnsteige, Blindenleitsystem, Wetterschutz mit Sitzgelegenheiten, Warteräume in Bahnhofsgebäuden, Abfallbehälter, Beleuchtung, Zugänge und das Stationsumfeld unter die Lupe genommen. Zum Komplex Informationen gehörten Aushänge, Beschilderung, Uhren, und Durchsagen. Im Bereich Service warfen die Tester den Blick auf Fahrkartenverkaufsstellen und -automaten, Entwerter, Aufzüge, Rolltreppen, die Anwesenheit von Servicepersonal sowie die WC-Anlagen. Außerdem trugen der Zustand der Bike+Rail-Stellplätze und deren Auslastung sowie die Haltestellen für den Schienenersatzverkehr zum Ergebnis bei.

Der AKN-Bahnhof Ulzburg. Hier hatten die Tester vor allem im Bereich Servicequalität einiges zu bestanden.
Der AKN-Bahnhof Ulzburg. Hier hatten die Tester vor allem im Bereich Servicequalität einiges zu bestanden. © picture alliance / HAFEN-FOTOS.DE | Petra Schumacher

Auffällig: Die hygienischen Zustände in Norderstedt-Mitte (Gesamtbewertung 3, Durchschnittsnote für den Service 4, Servicequalität im dritten Quartal Note 5) Ulzburg (4/5/4) ließen sehr zu wünschen übrig. „Im 3. Quartal 2024 waren die WC-Anlagen an 13 Stationen ohne Mängel. Drei WC-Anlagen waren verschlossen, an 13 weiteren wurden die Schäden als ,stark‘ eingestuft. An 16 Stationen waren die Toilettenräume stark verschmutzt. Wiederholt unzumutbar verschmutzt waren die WC-Anlagen in Reinbek, Itzehoe, Gettorf, Flensburg, Elmshorn, Norderstedt-Mitte, Henstedt-Ulzburg, Haffkrug und Neustadt“, heißt es im Gutachten. Die schlechtesten Durchschnittsnoten aller Teilbereichsbewertungen erhielten Hademarschen, Haffkrug und Büchen (jeweils 4,2).

Kleinere AKN-Stationen im Kreis Segeberg sammeln Pluspunkte

Zu den großen Gewinnern der Untersuchung zählen die Haltestellen Boostedt (Durchschnittsnote 1,3), Nützen (1,4), Holstentherme und Wiemersdorf (beide 1,5), für die die AKN als Infrastrukturbetreiberin zuständig ist. Besser schnitten lediglich Sandwehle (1,0) und Tating (1,2) ab. Der Zustand dieser Bahnhöfe konnte allerdings nur im 2. und im 3. Quartal 2024 bewertet werden. Hademarschen ist die einzige Station, für die als Jahreswert der Gesamtnote ein „mangelhaft“ ermittelt wurde. Seit der letzten im Auftrag von Nah.SH durchgeführten Qualitätskontrolle im Jahr 2018 ist die Gesamtnote von 2,58 auf 3,02 gesunken.

AKN-Bahnhof Holstentherme
Die AKN-Station Holstentherme kam bei der Qualitätskontrolle der BahnStadt GmbH im Auftrag des Nahverbundes Schleswig-Holstein auf eine ausgezeichnete Durchschnittsnote von 1,5. © Frank Best | Frank Best

Die Erhebung der Stationsqualität ist 2023 mit einer neuen Methodik und optimierten Prozessen gestartet, sie findet nun digitalisiert statt. Die Tester und Testerinnen pflegen die erhobenen Mängel in eine interne Datenbank ein. Dort werden sie kontinuierlich aufbereitet und sind damit auch besser über einen längeren Zeitraum vergleichbar. Die BahnStadt GmbH hatte bei der Ausschreibung das wirtschaftlichste Angebot abgegeben und führt die Begutachtungen nun für vier Jahre durch.

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Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) interpretiert die aktuelle Untersuchung so: „Die Stationskontrolle zeigt uns, dass es einige Vorzeige-Stationen im Norden gibt. Sie zeigt uns aber auch, dass wir noch viele Schwachpunkte im System haben, die dazu führen, dass die Fahrgäste sich teilweise nicht sicher bewegen können. Die Infrastrukturbetreiber der Stationen müssen hier unbedingt nachbessern. Vor allem bei DB InfraGo sehen wir Handlungsbedarf. Das Land und die Nah.SH haben außerdem eigene Projekte gestartet, durch die wir zum Beispiel bei der Barrierefreiheit und der Modernisierung der Stationen einen großen Schritt nach vorn gemacht haben.“

Und Nah.SH-Geschäftsführer Arne Beck ergänzt: „Uns als Nahverkehrsverbund ist es wichtig, die Mängel im Nahverkehr in Schleswig-Holstein offen zu legen und mit dafür Sorge zu tragen, dass sie beseitigt werden. Durch das neue Monitoring kommen wir in einen besseren Austausch mit den Infrastrukturbetreibern und können gemeinsam mit ihnen nachhalten, wo Schwachstellen dringend behoben werden müssen, damit die Fahrgäste den Nahverkehr gut nutzen können.“