Kiel. Mit Metalldetektoren suchen Ringretter gezielt nach verlorenen Gegenständen. Was Sondengänger alles dürfen und was streng verboten ist.
Denken Sie sich folgendes Szenario: Die Sonne scheint, das Thermometer zeigt lauschige 22 Grad. Sie spielen am Ostseestrand mit ihren Kindern. Nach zwei Stunden fällt auf, dass ihr Ehering nicht mehr am Ringfinger sitzt. Eine gemeinsame Suche bleibt erfolglos. Der Ring ist unauffindbar.
Was tun? Ein Anruf bei den „Ringrettern“ könnte helfen. Dahinter verbirgt sich keine Vereinigung von Fans der Fantasy-Trilogie „Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien, sondern ein Zusammenschluss von „Sondengängern“, von Personen, die mit Metalldetektoren gezielt nach verlorenen Gegenständen suchen.
Ringretter gibt es in den großen Städten und in den Kreisen Segeberg und Pinneberg
Entstanden ist dieser Verbund vor zehn Jahren. „Ein Tourist hatte mich um Hilfe gebeten, als ich mit einem Metalldetektor am Strand unterwegs war“, erinnert sich Felix Johannsen, Gründer der Ringretter. „Hier im Norden haben wir in fast jeder Stadt einen Ringretter, in Lübeck, Flensburg, Eckernförde, Rostock, in den Kreisen Pinneberg und Segeberg sowie auf Rügen.“ Sogar im Ausland werden Suchaufträge übernommen, zum Beispiel in Spanien, der Türkei oder in Kroatien. „Wir sind weltweit vernetzt“, so Johannsen.
Wer einfach im nächsten Baumarkt einen Metalldetektor kaufen und selbst loslegen möchte, sei gewarnt: Ohne Genehmigung geht gar nichts. Die genauen Regelungen finden sich im Denkmalschutzgesetz Schleswig-Holstein. Für die Suche mit Metalldetektor an Badestränden reicht es, wenn sich Interessenten im Internet auf der Seite des Archäologischen Landesamts Schleswig-Holstein (ALSH) eine Strandsuchgenehmigung herunterladen.
Magnetangeln und Magnetfischen ist verboten
Außerhalb von Badestränden ist eine Suche nur nach einer erfolgreichen Teilnahme an einem vom ALSH angebotenen Zertifizierungskurs möglich. Suchen in Wäldern und unter Wasser werden in Schleswig-Holstein grundsätzlich nicht genehmigt. Auch nicht das „Magnetangeln“ oder „Magnetfischen.“ Verstöße werden als Ordnungswidrigkeit oder als Straftat geahndet. Generell gilt: Selbst mit Genehmigung darf nur mit Metalldetektor gesucht werden, wenn der Eigentümer der Fläche zustimmt.
Für die Ringretter stellen die zahlreichen Vorschriften kein Problem dar. „In unserem Netzwerk haben wir viele zertifizierte Auftragssucher“, erläutert Felix Johannsen. „Dazu kommen noch Sondergenehmigungen für gewisse Strand- und Wasserabschnitte.“ Die nächste Suche kann starten.
So werden auch Sie zum Ringretter
Zertifizierungskurse für Suche mit Metalldetektor: zweimal im Jahr, je 40 Teilnehmende, nächster Kurs: 2.-5. April 2025; Online- Anmeldungen beim Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein ab Sonnabend, 14. Dezember, 14 Uhr. Wichtig: Die Plätze sind immer schnell ausgebucht, es gibt keine Warteliste.
Zertifizierungskurse für Suche mit Metalldetektor: zweimal im Jahr, je 40 Teilnehmende, nächster Kurs: 2.-5. April 2025; Online- Anmeldungen beim Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein ab Sonnabend, 14. Dezember, 14 Uhr. Wichtig: Die Plätze sind immer schnell ausgebucht, es gibt keine Warteliste.
Interview mit Ringretter Felix Johannsen
Wer übers Internet Kontakt mit den Ringrettern aufnimmt, landet erst einmal bei Felix Johannsen (40) in Padenstedt bei Neumünster. Johannsen übernimmt einen Auftrag entweder selbst oder leitet ihn an einen anderen Ringretter weiter.
Hamburger Abendblatt: Was für Gegenstände suchen Ringretter mit ihren Metalldetektoren? Nur Ringe?
Felix Johannsen: Nein, nicht nur Ringe. Wir suchen alles aus Metall wie zum Beispiel Brillen, Ketten, Uhren oder Gullydeckel.
Gullydeckel? Wo fand denn diese Suche statt?
Wir hatten einen Auftrag in Mecklenburg, wo ein Gullydeckel unter Gras eingewachsen war.
Wie lange dauert eine Suche in der Regel?
Bei einem Ehering im Sand am Schönberger Strand hat es keine fünf Minuten gedauert, hier war der Standort aber auch auf fünf Meter eingegrenzt. Dagegen hat die Suche nach einem Ehering auf einer Pferdekoppel in Hamburg drei Tage gedauert, drei Anfahrten waren nötig.
Ringretter: Erfolgsquote liegt bei 95 Prozent
Welche Kosten kommen auf die Auftraggeber zu?
Nur unsere Auslagen für Benzin, Parken, Kurtaxe. Bei Erfolg freuen wir uns über den gesetzlichen Finderlohn.
Wie viele Aufträge erhalten die Ringretter pro Jahr?
In diesem Jahr hatten wir in unserem Netzwerk bislang rund 50 Anfragen.
Wie hoch ist die Erfolgsquote?
Wenn der Ort genau eingegrenzt werden kann, finden wir zurzeit in 95 Prozent der Fälle das Gesuchte.
Was war ihre ungewöhnlichste erfolgreiche Suche?
Ein Tourist hatte an der Kieler Förde sein Hörgerät verloren. Ich hab es wiedergefunden.
Wo ist eine Suche schwieriger: an Nord- oder Ostsee?
Eindeutig an der Nordsee, weil die Gezeiten einen Gegenstand verlagern und das Finden so erschwert wird.
Die Ringretter kommen auch, wenn es kalt ist und Schnee fällt
Sind die Ringretter auch im Winter unterwegs?
Ja, wir können auch helfen, wenn bei einer Schneeballschlacht ein Ring einmal im Schnee verloren geht. Gerade bei kühlen Temperaturen ziehen sich die Gefäße zusammen und ein Ring rutscht schneller vom Finger.
Was gehört alles zu ihrer Ausrüstung?
Meine Ausrüstung umfasst mehrere Detektoren für verschiedene Einsatzgebiete und Materialien, außerdem eine Taucherausrüstung, Sandscoop und Pinpointer. Insgesamt kommen etwas 10.000 Euro zusammen.
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Wie können Auftraggeber ihnen die Suche erleichtern? Haben Sie Tipps?
Wichtig ist es, den Ort, an dem das Stück verloren wurde, möglichst genau merken, gern den Standort per Google einmessen, nichts durch Umgraben verlagern. Möglichst auch niemandem von dem Verlust erzählen.
Ist „Ringretter“ ein Vollzeitjob?
Nein, wir Ringretter arbeiten alle nur ehrenamtlich aus dem Hobby heraus.
Kontakt Ringretter: www.ringretter.de, Mail: kuestensondler@gmx.de, 0176/66 60 75 49