Bad Bramstedt. Warnstreik der Therapeuten und Mitarbeiter der Fachklinik am Donnerstag in Bad Bramstedt. Das sind die Forderungen der Beschäftigten.
Der Schön-Klinik in Bad Bramstedt am Birkenweg droht eine heftige Auseinandersetzung mit der Belegschaft. Am Donnerstag haben sich etwa 100 der 257 Beschäftigten dieser psychosomatischen Fachklinik an einem Warnstreik beteiligt, zu dem die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi aufgerufen hatte.
Ziel der zum großen Teil organisierten Mitarbeitenden ist es, endlich einen Tarifvertrag zu erhalten, den die Arbeitgeberseite ihnen bislang verwehrt. Zudem soll die Arbeitszeit in der Klinik von zurzeit 40 auf 37 Stunden in der Woche reduziert werden.
Warnstreik: Arbeitsklima hat sich verschlechtert, klagen Beschäftigte
„Ich arbeite sehr gerne in dieser Klinik“, sagt Tatjana Petersen, die seit sechs Jahren in der Schön-Klinik als eine der etwa 100 Psychotherapeutinnen beschäftigt ist. Doch seit ein Finanzinvestor in die Gesellschaft des ehemals reinen Familienunternehmens eingestiegen und ein neuer Vorstandschef eingestellt worden seien, das bundesweit an 26 Standorten Fachkliniken und Krankenhäuser betreibt, habe sich das Arbeitsklima erheblich verschlechtert, sagt die junge Therapeutin.
Dabei hält sie wie ihre Kollegen ein Schild in die Kamera, das mit dem Kliniknamen ihre Forderungen untermauert. Darauf steht: „Geiz ist nicht geil, aber immer noch schön.“
In der Schön-Klinik werden bis zu 500 Patienten im Jahr behandelt
Die Therapeuten hätten nun viel weniger Zeit als zuvor, um sich um die seelisch kranken Menschen zu kümmern. „Wir müssen immer mehr Arbeit in der gleichen Zeit machen“, klagt die 32 Jahre junge, studierte Psychologin, die sich in vier Jahren in der Fachklinik zur Psychotherapeutin hat ausbilden lassen.
In der Schön-Klinik werden im Jahr bis zu 500 Patienten mit Depressionen, Angst- und Essstörungen sowie Zwangsneurosen, anderer schwerwiegender psychischer und Persönlichkeitsprobleme oder auch Tinnitus stationär behandelt. Eine Therapie dauere hier etwa acht Wochen.
Warnstreik: Mitarbeitende prangern Ungleichbehandlung an
Auslöser für den großen Unmut unter den Mitarbeitenden sei vor zwei Jahren die Ungleichbehandlung bei der Bezahlung gewesen. Während die Therapeuten den Inflationsausgleich von 3000 Euro erhalten hätten, wie alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst, seien andere völlig leer ausgegangen. Das betraf etwa 150 Kollegen, die in eine Holding ausgegliedert wurden, weil sie in der Küche, der Rezeption, bei der Patientenanmeldung, in der Technik oder in der Dokumentation arbeiteten.
„Wir dachten uns, das Schicksal könnte uns auch passieren“, erklärt Detlef Deutschmann, der schon 30 Jahre lang hier arbeitet. Darum hätten sie sich mithilfe der Gewerkschaft Verdi organisiert und vom Arbeitgeber einen Tarifvertrag gefordert, der das regeln sollte. Neben der Arbeitszeit gehe es auch um die finanzielle Eingruppierung der verschiedenen Therapeutenstellen, erklärt Deutschmann. Vor allem die Nachwuchskräfte würden hierbei entscheidend benachteiligt.
Gewerkschaft: „Wir wollen den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch streiken“
Für die Verdi-Sekretärin Imke Wriedt, die die Beschäftigten in den Branchen Gesundheit, soziale Dienste, Bildung und Wissenschaft zwischen Itzehoe, Neumünster und Bad Segeberg vertritt, könnte dieser erste Warnstreik der Auftakt zu weiteren Aktionstagen sein. Bereits für die nächste Woche kündigt sie einen weiteren Warnstreiktag an. „Wir wollen den Arbeitgeber an den Verhandlungstisch streiken, um unsere Forderung nach einem Tarifvertrag durchzusetzen.“
Ein solcher werde aber von der Geschäftsleitung abgelehnt, teilt Kliniksprecherin Astrid Reining auf Nachfrage mit. „In der Schön-Klinik Bad Bramstedt haben wir einen Hausvergütungsrahmen, der auch regelmäßig angepasst wird.“ Dies werde auch in anderen psychosomatischen Fachkliniken der Schön-Klinik-Gruppe „seit Jahren erfolgreich so gehandhabt“, sagt sie.
Schön-Klinik strebt eine „innerbetriebliche Lösung“ an
Zwar sei die Schön Klinik in Bad Bramstedt durchaus bereit, über die Forderungen von Verdi inhaltlich zu sprechen, so Astrid Reining weiter. „Allerdings streben wir hierfür auch weiterhin eine innerbetriebliche Regelung mit unserem Betriebsrat an.“ Die Geschäftsleitung sei der Auffassung, dass sich viele Aspekte so besser zwischen dem Betriebsrat und dem Arbeitgeber regeln ließen als in einem Tarifvertrag. „Wir gehen davon aus, dass wir auch in der aktuellen Diskussion gemeinsam mit dem Betriebsrat eine gute Lösung finden werden.“
Verdi-Sekretärin Imke Wriedt widerspricht: „Die Arbeitsbedingungen im Gesundheitsbereich sind durch den Fachkräftemangel fast überall eine Katstrophe.“
Warnstreik in Bad Bramstedt: Gespräche mit Schön-Klinik bisher ohne Ergebnis
Durch den Streik sollen auch Therapien ausgefallen sein. Für den Fall seien aber entsprechende Vorkehrungen für die Patientinnen und Patienten getroffen und eine Notdienstvereinbarung geschlossen worden, hieß es von Arbeitgeberseite.
Die Forderung nach einem Tarifvertrag in der Schön-Klinik Bad Bramstedt gibt es seit Mai. Ein Gespräch Mitte Oktober zwischen dem Arbeitgeber und der Gewerkschaft blieb ohne Ergebnis.