Kiel. Trickbetrüger schlagen häufig in Norderstedt und im Kreis zu. Einer wurde jetzt geschnappt: 24-Jährigem werden 32 Taten vorgeworfen.
Die Polizei warnt immer wieder vor falschen Polizisten. Doch die Banden haben weiterhin Erfolg, alte Menschen um ihr Erspartes zu bringen. Gerade am Dienstag ist eine Seniorin in Norderstedt auf einen „Kriminalbeamten“ hereingefallen, der ihr Bargeld und Goldmünzen im Wert eines fünfstelligen Euro-Betrages abnahm. Selten werden Täter gefasst. Doch demnächst verhandelt das Landgericht Kiel einen besonders krassen Fall: Ein 24-Jähriger soll mit Komplizen rund zwei Millionen Euro erbeutet. Die Staatsanwaltschaft hat 32 Fälle angeklagt.
Die Anklage lautet auf „gewerbsmäßigen Betrug als Mitglied einer Bande“. Die Masche dieser Täter ähnelt der vieler Krimineller, die auch im Kreis Segeberg regelmäßig zuschlagen und zum Teil hohe Bargeldbeträge, Schmuck und andere Wertsachen erbeuten. Anrufer geben sich am Telefon als Polizisten aus und gaukeln den Senioren vor, dass ihr Besitz in Gefahr sei. Deshalb müssten die Wertsachen von der Polizei gesichert werden. Die sogenannten Läufer wie der angeklagte 24-Jährige haben dann die Aufgabe, Geld und Wertsachen an der Haustür abzuholen.
Zwei Millionen erbeutet! Falscher Polizist steht vor Gericht
Fälle wie den der Norderstedter Seniorin gibt es viele im Kreis Segeberg: Im Juli erbeutete ein falscher Polizist bei einer 76-Jährigen in Bad Segeberg einen hohen Bargeldbetrag und diverse gesammelte Silber- und Goldmünzen. Er wurde kurz danach von der echten Polizei festgenommen. Im Februar meldeten sich in kurzer Zeit sechs Senioren bei der Polizei, die von vermeintlichen Polizisten angerufen worden waren.
Die Taten, die dem 24-Jährigen vorgeworfen werden, liegen bereits vier Jahre zurück. Der Mann soll als „Läufer“ bundesweit zwischen Rosenheim und Kiel unterwegs gewesen sein, um bei alten Menschen Geld und Wertsachen abzuholen, die er danach bei einem der Hintermänner abgegeben haben soll. Auch in Hamburg und im schleswig-holsteinischen Heikendorf war die Bande aktiv.
Senioren legen Tüte mit Bargeld und Gold vor die Haustür
In manchen Fällen legten die verängstigten Senioren eine Tüte mit Schmuck, Gold und Geld vor die Haustür, die der heute 24-Jährige abholte. In anderen Fällen betrug die Beute bis zu 250.000 Euro. Die Ermittler haben das Handy des Angeklagten ausgewertet und sind zu dem Schluss gekommen, dass sich Mittäter in Rumänien aufgehalten haben. Außerdem entdeckte die Kriminalpolizei Verbindungen in die Türkei. Diese Hintermänner mit ihren Millionengewinnen sind jedoch den Ermittlungsbehörden unbekannt, sodass nur der 24-Jährige vor Gericht steht.
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Er hat die Taten gestanden. Der Prozess beginnt am Freitag, 6. September, um 10 Uhr. Das Gericht plant Fortsetzungstermine für den 24. und 30. September sowie für den 8. Oktober.