Kreis Segeberg. Auch Gewalt gegen Feuerwehrleute und Rettungsdienste steigt. Ex-Innenminister Breitner: „Fast täglich schlimme Übergriffe im Land!“

Die Zahlen sind erschreckend hoch, doch warum immer öfter Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungsteams angegriffen werden, ist trotz bundesweiter Diskussionen immer noch weitgehend unklar. Auch im Kreis Segeberg sind die Zahlen teilweise noch einmal gestiegen. Polizeichef Andreas Görs spricht von einem hohen Niveau.

2023 registrierte die Polizei 109 Attacken gegen Einsatzkräfte, davon 58 gegen Polizeibeamte. Im Jahr davor beliefen sich diese Zahlen auf 99 und 41. 2022 lag die Gesamtzahl bei 94 insgesamt und davon 55 bei Polizisten.

„Jegliche Form von Gewalt ist zu verurteilen“

Andreas Görs, Leitender Polizeidirektor, verurteilt die Gewalt.
Andreas Görs, Leitender Polizeidirektor, verurteilt die Gewalt. © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Görs sagt dazu: „Trotz einer hohen Prozentzahl der Bevölkerung, die der Landespolizei ein hohes Maß an Vertrauen und Wertschätzung entgegenbringt, sind immer wieder Angriffe gegen Polizeivollzugskräfte festzustellen.“ Die Polizei setze sich aktiv für die Sicherheit der Bevölkerung ein und trete dem Phänomen entgegen. Jegliche Form von Gewalt gegenüber Polizei sowie anderen Einsatzkräften sei zu verurteilen.

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Auch der Hilfs- und Unterstützungsfonds für Polizeibeschäftigte und deren Familien in Not in Schleswig-Holstein sorgt sich um die Sicherheit der Beamten. Der sogenannte Polizeihilfsfonds, kurz: Hupf, stellt wachsende Gewalt fest. „Nach wie vor erreichen uns fast täglich Meldungen über schlimme Übergriffe gegenüber Beamtinnen und Beamten im Streifen- und Einsatzdienst der Landespolizei“, sagt der Hupf-Vorsitzende Andreas Breitner, der jahrelang bei der Polizei und als Innenminister in Schleswig-Holstein tätig war.

Ex-Innenminister berichtet von einem versuchten Totschlag

Er zitiert das Innenministerium, dem zufolge im vergangenen Jahr 1.303 Gewaltdelikte gegen Polizistinnen und Polizisten registriert worden sind, davon 635 Widerstandshandlungen und 668 tätliche Angriffe. Außerdem kam es zu sechs einfachen und 26 gefährliche Körperverletzungen sowie einem versuchten Totschlag gegen Polizisten.

Andreas Breitner Vorsitzender des Polizeihilfsfonds
Andreas Breitner, Vorsitzender des Polizeihilfsfonds: Keine Entspannung in Sicht. © Polizeihilfsfonds | Polizeihilfsfonds

Auch eine weitere Zahl belegt die dramatische Situation. „An 1.301 Tagen waren Polizistinnen und Polizisten im vergangenen Jahr als Folge von Gewalteinwirkungen bei Einsätzen dienstunfähig“, sagte Breitner. Die Anzahl habe sich damit im Vergleich zum Jahr 2022 mit 466 Fällen mehr als verdoppelt.

Auch in diesem Jahr kommt es immer wieder zu Gewalt

Eine Entspannung ist nach seinen Angaben auch 2024 nicht in Sicht: „Auch im laufenden Jahr scheint sich ein spürbarer Rückgang der Angriffe auf Polizistinnen und Polizisten nicht abzuzeichnen.“ Diese Entwicklung verdeutliche, mit welchen unberechenbaren Gefahren der polizeiliche Alltag verbunden sei. Oft sei es nur reiner Zufall, dass Polizistinnen und Polizisten im Einsatz nicht schwerer verletzt oder sogar getötet würden. Breitner fordert als Konsequenz verstärkten Einsatzes für Respekt, Anerkennung und Akzeptanz des staatlichen Handelns.