Bad Segeberg. Lasse Dunker kämpft gegen Tonbrei und für klaren Sound auf allen Sitzen in der Kalkberg-Arena. Und betreibt Raumakustik-Wissenschaft.
Die Winnetou-Melodie erklingt: 7500 Menschen haben automatisch einen Kloß im Hals und Tränen in den Augen. So rührselig geht es bisweilen am Kalkberg zu. Aber ist das Lied des Komponisten Martin Böttcher tatsächlich überall gleich gut zu hören? Können die Zuschauer auch ganz außen und ganz oben verstehen, was sich die Helden und Schurken da unten in der Arena zurufen? Nicht immer war das Klangbild so gut wie heute. Nach der Premiere gab es Kritik.
Die Lautsprecher sind im Halbrund des Freilichttheaters am Kalkberg gut verteilt. Rein theoretisch müsste der unten auf der Bühne produzierte Ton überall gleich gut ankommen. Tut er aber bisweilen nicht. Die Tontechniker hoch oben im Regieraum leisten harte Arbeit, um einen Sound zu produzieren, der alle gleichermaßen zufriedenstellt.
Karl-May-Spiele: Harte Arbeit, den Sound sauber hinzubekommen
Die akustischen Probleme wurden gleich zu Beginn der Saison deutlich: Obwohl eine neue Soundanlage installiert war, konnten die Bühnendialoge nicht überall gleich gut verstanden werden. In manchen Bereichen der Tribüne trauten die Zuschauer ihren eigenen Ohren nicht: Was da ankam, war ein zäher Tonbrei, der nur schwer genießbar war. In anderen Bereichen jedoch, war der Klang perfekt.
Nachdem offenbar wurde, dass auch Mitarbeiter der Karl-May-Produktion Probleme hatten, alles gut zu verstehen, bestand Handlungsbedarf. Es wurde nach nachjustiert, und in den anschließenden Aufführungen gab es keine hörbaren Probleme mehr. Zumindest gab es keine Beschwerden mehr über den Ton.
Tonassistent Lasse Dunker ist angehender Bauingenieur
Wie schwierig es ist, den Sound der Karl-May-Spiele so auszubalancieren, dass möglichst alle gleich gut hören können, merken vor allem die Tontechniker: Das ist eine Wissenschaft für sich. Ein Fachmann auf diesem Gebiet ist Lasse Dunker (22), der schon seit sechs Jahren dabei hilft, die Karl-May-Spiele zu einem runden Erlebnis für alle Zuschauer zu machen. Er ist Tonassistent und kümmert sich um die gute Beschallung im Open-Air-Theater.
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Er weiß, dass die akustische Herausforderung nicht nur für Bad Segeberg gilt. „Die meisten Open-Air-Theater müssen um den guten Ton ringen; das gilt auch für die Störtebeker-Festspiele auf Rügen.“ Vor allem wenn es sich um Amphitheater handelt – also um ein rundes oder zumindest halbrundes Theater - werde es kritisch. Wie am Kalkberg in Bad Segeberg. „Bei einem 240-Grad-Theater ist es sehr schwierig, alles gleichmäßig zu beschallen“, sagt Lasse Dunker.
Karl-May-Spiele: Akustik wird Gegenstand einer Bachelorarbeit
Der angehende Bauingenieur, der bereits eine Ausbildung in der Veranstaltungsbranche absolviert hat, beobachtet während der Aufführungen diverse Monitore, auf denen die Schallentwicklung abzulesen ist. Im Bedarfsfalle kann er nachjustieren. Diese Arbeit findet er so spannend, dass er die Karl-May-Spiele wissenschaftlich auswertet für seine Bachelorarbeit über Raumakustik. Als angehender Ingenieur weiß er, welchen Stellenwert die Bauakustik hat.
Bevor er die Juroren an der Uni mit seiner Arbeit überzeugt, profitieren zunächst die Zuschauer in Bad Segeberg von seinen Kenntnissen: Es gehört einfach zum guten Ton, dass auf allen Plätzen gleich gut gehört werden kann...