Norderstedt. In der Landesliga hat der Hamburger SV III mit dem Schlusslicht keine Gnade. Besonders ein Spieler wird den Tag nicht vergessen.

Das Tagesmotto sei nicht Wiedergutmachung für das 1:3 bei Nikola Tesla, hatte Stefan Gehrke, Trainer des Hamburger SV III, vor der Partie in der Fußball-Landesliga Hammonia gegen den Tabellenletzten HNT betont. Wäre es das gewesen, hätten die 90 Minuten an der Ulzburger Straße als Versöhnungsfeier mit den Fans betrachtet werden können. So stand – ungetrübt von der Tesla-Pleite – die deutliche Klarstellung der Kräfteverhältnisse zwischen dem Tabellenführer und dem Schlusslicht im Mittelpunkt. „Man kann liebevoll davon reden, dass wir HNT heute in ihre Einzelteile zerlegt haben“, sagte Gehrke schmunzelnd nach der Begegnung, die sage und schreibe mit 14:0 (8:0) endete.

Schon das über Artur Krüger, Martin Fedai und Flankengeber Okan Subay hübsch herausgespielte 1:0 von Amir Bonjar (3.) gab die Richtung vor: immer Richtung HNT-Kasten. Sepehr Nikroo (5./FE), Martin Fedai (18., 40./FE), Konstantin Flach (51.), Michael Ulbricht (83.), zwei weitere Male Bonjar (84., 90.) und stolze sechs Mal Sebastian Schmalbach (6., 20., 23., 38., 54., 64.), inklusive eines lupenreinen Hattricks in der ersten Halbzeit, sorgten mit ihren Treffern für den höchsten Saisonsieg des HSV III.

Wahnsinn beim Hamburger SV III: Tabellenführer zerlegt Gegner „in Einzelteile“

„Mir sind nicht nur Siege, sondern auch die Art und Weise unseres Spiels wichtig. Meine Jungs haben 90 Minuten solide und seriös mit Volldampf nach vorne gespielt. Bei einem 14:0 gibt es wenig zu motzen“, erklärte Gehrke zufrieden.

Zusätzlich freuen darf er sich über eine nun noch komfortablere Ausgangslage an der Tabellenspitze mit aktuell fünf Punkten Vorsprung. Verfolger Eintracht Norderstedt II blieb auch in der dritten Partie in Folge sieglos, rettete nach einem 0:2-Rückstand gegen Nikola Tesla immerhin spät noch einen Zähler. Ezequiel Barbera per Abstauber im Nachschuss nach einem zunächst parierten Foulelfmeter (67.) und Damian Ilic mit einem Schuss von links ins lange Eck (73.) hatten die Gäste mit zwei Toren in Führung gebracht.

Eintracht Norderstedt II rettet spät ein Unentschieden

Lars Kuchenbecker per Foulelfmeter (81.) und Brandel Crentsil per Kopf auf Freistoßvorlage von Joe Gilleßen (90.) belohnten die Schlussoffensive der Garstedter mit einem Remis. Dennoch könnte Eintracht Lokstedt am Sonntag bei einem Heimsieg gegen den USC Paloma II die zweite Mannschaft der Eintracht vom zweiten Platz verdrängen.

Norderstedts Trainer Jannik Paulat war dennoch zufrieden: „Das war ein positives Unentschieden. Wir hatten sehr gute Chancen in der ersten Halbzeit, die Teslas Torwart Darko Lejic überragend gehalten hat. Und Kompliment an meine Mannschaft. Nach einem 0:2 mit zwei Pleiten im Rücken so zurückzukommen, ist sehr stark. Es gibt auch Mannschaften, die an solchen Situationen zerbrechen. Wir haben immer weitergespielt und noch das 2:2 geschafft.“

Bezirksliga Nord: Glashütter SV trotzt schlechten Vorzeichen

14 Spieler verletzt, erkrankt oder beruflich verhindert, nur 16 Akteure im Kader, eine stark umgebaute Elf auf dem Platz und zwei sieglose Partien bei Kellerkindern im psychologischen Gepäck: Das Heimspiel in der Bezirksliga Nord gegen Grün-Weiss Eimsbüttel stand für den Glashütter SV unter sehr ungünstigen Vorzeichen. Aufgrund der Wetterverhältnisse hatte der GSV die Partie auf den Kunstrasen verlegt, auf dem die Mannschaft von Trainer André Menzel ohne gelernten Stürmer und defensiv zum ersten Mal in dieser Saison mit einer Viererkette antrat.

Angetrieben von vier lautstarken Anhängern unter den maximal 20 Zuschauern (Song des Abends: „Glashütte ist der geilste Club der Welt“/Aktion des Abends: minutenlang hell leuchtende Wunderkerzen) machte sich Menzels Team sogleich an die Hauptaufgabe der Partie: Verteidigen. „Wir wollten mit unserem dünnen Kader heute tief stehen und dann umschalten“, beschrieb Kapitän Jan-Niklas Reese später die deutlich sichtbare Marschroute.

Kurioser Führungstreffer dank Mithilfe der Gäste aus Eimsbüttel

Und der Plan schien zunächst auf bemerkenswerte Weise aufzugehen. Denn GWE schenkte Glashütte quasi die Führung. Reese legte sich nach einem schicken Doppelpass den Ball zu weit vor, doch ein Abwehrspieler der Gäste traf mit seinem Befreiungsschlag nur den Po eines Mitspielers. Von dort prallte der Ball in hohem Bogen zurück auf den durchgelaufenen Reese, der blank vor dem Tor und nicht im Abseits das 1:0 erzielte (15.). Eine Führung allerdings, die nicht lange hielt. Nach einem schicken Spielzug vollendete Moritz Steppler für die spielerisch ansonsten bis auf Außenbahnakteur Kaihan Momand recht biederen Gäste aus 16 Metern in den Winkel zum 1:1 (32.).

Der Rest der „für die Zuschauer nicht gerade attraktiven Partie“ (Reese) bot kaum Torgelegenheiten. Richtig gefährlich wurde, wenn überhaupt, so gut wie nur Eimsbüttel. Glashütte fehlte das Selbstverständnis in Ballbesitz und Passspiel, das Team agierte auch in den Zweikämpfen streckenweise zu zaghaft. Die von Menzel angesprochene „mentale Müdigkeit der jungen Spieler“ war deutlich zu spüren.

André Menzel, Trainer des Glashütter SV, sah nach einem Streit mit dem Schiedsrichter die Gelb-Rote Karte.
André Menzel, Trainer des Glashütter SV, sah nach einem Streit mit dem Schiedsrichter die Gelb-Rote Karte. © Norderstedt | Thomas Maibom

Glashütter SV: Trainer André Menzel kassiert zweiten Platzverweis der Saison

Unnötigerweise kassierte Menzel zudem seinen zweiten Platzverweis der Saison. Nachdem er bereits beim 2:3 im Heimspiel gegen UH-Adler am 9. Spieltag von der Bank verwiesen wurde, traf es ihn diesmal in der Nachspielzeit. Schiedsrichter Tobias Schend zeigte Menzel Gelb-Rot für dessen wiederholte Kritik an seiner Spielleitung. Schend agierte zwar insgesamt unsicher, nüchtern betrachtet war der Platzverweis jedoch gerechtfertigt. Wenngleich Schends Drohung, das Spiel abzubrechen, wenn Menzel nicht sofort die Bank Richtung anderer Spielfeldseite verlassen sollte, recht überzogen daherkam. „Vielleicht bin ich ein bisschen provozierend gewesen, aber ich wollte heute emotional eng bei meiner Mannschaft sein, und ich habe den Schiedsrichter nicht beleidigt. Er hatte aus meiner Sicht nicht seinen besten Tag. Vielleicht muss ich mich aber künftig auch etwas zurücknehmen“, erklärte Menzel.

Mit der Leistung seines Teams war er übrigens einverstanden. Mit der Saison ist er es bislang ebenfalls. Glashütte wird trotz nun dreier siegloser Partien am Stück nach diesem Spieltag immerhin mindestens Siebter sein. Die prägnantesten Worte zu dieser Zwischenbilanz fand Kapitän Reese: „Wir haben im Sommer über zehn neue Leute aus der A-Jugend dazu bekommen. Die bitter notwendige Verjüngungskur steht an und für diesen großen Umbruch ist das wirklich stark, was wir da machen. Wir sind sehr zufrieden.“