Hartenholm. Max Zastrow vom TuS Hartenholm verhinderte im Verbandsliga-Derby bei Fetihspor eine Eskalation. Dafür hat ihn der DFB nun geehrt.
Akkurate Antworten auf unfaires Verhalten anderer zu finden, das wird immer mehr zur Spezialität von Max Zastrow. Jüngstes von zwei aktuellen Beispielen: Sein Treffer zum entscheidenden 3:1 beim 4:1 (2:0) seines TuS Hartenholm, das von einem rüden Foul des Gegners Bramstedter TS überschattet wurde. Die für einen Mitspieler folgenschwere Aktion bestrafte Zastrow mit seinem Kontertor auf sportliche Weise.
Aber von vorn erzählt: Die Saison in der Fußball-Verbandsliga hat gerade erst begonnen, da hat Zastrow, Urgestein, Allrounder und Kapitän beim Verein aus dem Kreis Segeberg, schon seinen ersten „Titel“ gewonnen. Vom Deutschen Fußball-Bund wurde er vor Kurzem für „außergewöhnlich faires Verhalten“ in der zurückliegenden Saison mit der Fair-Play-Medaille ausgezeichnet. Hiermit – in Wirklichkeit ist es eine Urkunde – werden in jedem Sommer die deutschlandweit fairsten Gesten gewürdigt. Unterschrieben ist die Urkunde von DFB-Präsident Bernd Neuendorf persönlich.
Beim Derby gegen Fetihspor droht die Situation zu eskalieren
14. März 2023, ein kühler Dienstagabend, Zastrow gastiert mit dem TuS bei Fetihspor Kaltenkirchen. Es ist ein Kreisderby, die Stimmung auf und neben dem Spielfeld hitzig. Als Kaltenkirchen einen Einwurf zugesprochen bekommt, weigert sich ein Zuschauer – vermutlich ein Anhänger der Hartenholmer –, den Ball herauszurücken. Es kommt zu Wortgefechten, schließlich bewirft der Zuschauer einen Kaltenkirchener Spieler mit dem Ball. Die Situation droht zu eskalieren.
Was dann geschah, erzählt Zastrow fünf Monate später so: „Ich bin zusammen mit Kaltenkirchens Kapitän Marco Möller in die Ecke gelaufen, um die verschiedenen Lager zu beruhigen. Was genau ich gesagt habe, weiß ich nicht mehr. Sinngemäß: Derbystimmung ist schön und gut, aber wenn ihr nur Ärger machen wollt, seid ihr hier falsch.“
Der Schiedsrichter schreibt einen Sonderbericht – dieser landet beim DFB
Daraufhin beruhigte sich die Lage, am Ende trennten sich die Teams 3:3. Was Zastrow damals nicht mitbekam: Der Schiedsrichter fertigte einen Sonderbericht an, in dem er das Verhalten des Hartenholmers lobend hervorhob. Und so erfuhr schließlich auch der DFB von der fairen Aktion. Zastrow bekam erst etwas davon mit, als Post angekündigt wurde. Die Urkunde hat der 25-Jährige fein säuberlich laminiert und abgeheftet, einen besonderen Ehrenplatz gibt’s nicht.
Zastrow gibt sich lieber bescheiden, nennt die Auszeichnung sogar „ein bisschen übertrieben“. Er sei davon überzeugt, „dass viele Spieler so handeln würden und es bestimmt schon oft getan haben.“ Normalerweise werde das aber nicht von den Schiedsrichtern vermerkt. „Aber natürlich bin ich auch stolz.“
Max Zastrow: Der Polizist wurde im Ort groß – der Trainer setzt auf ihn
Zastrow ist Ur-Hartenholmer, er wurde im Ort groß und spielte – abgesehen von einem Intermezzo in der Jugend des SV Henstedt-Ulzburg – nie für einen anderen Club. Daran soll sich so bald auch nichts ändern, auch wenn der Streifenpolizist mittlerweile in Kaltenkirchen wohnt, in Pinneberg arbeitet und es wegen des Schichtdienstes nicht zu jeder Trainingseinheit schafft. Das nimmt der Chefcoach gern in Kauf. „Zassi ist auf und neben dem Platz ein Vorbild. Er bringt sich jederzeit ein und stellt sich stets in den Dienst der Mannschaft“, sagt Martin Genz.
Sportlich ist Zastrow so etwas wie ein Lückenstopfer im positivsten Sinne. Ob im Sturm, im zentralen Mittelfeld, auf der Außenbahn oder in der Abwehr – der Kapitän spielt dort, wo er gerade gebraucht wird. Und manchmal schießt er auch wichtige Tore. So wie an diesem Spieltag gegen Aufsteiger BT, nach dem leider nur noch wenig über die Treffer von Robert Wasner (27.), Maximilian Kokot (45.), Zastrow (86.) und Alexander Fischer (90.) sowie den zwischenzeitlichen Anschluss durch Lennart Aydin (52.) gesprochen wurde.
Übles Foul an Hartenholmer – BT-Ligaobmann entschuldigt sich
Vielmehr erhitzte ein Foul die Gemüter. Bramstedts Ardian Ilazi senste Leon Novak derart rüde um, dass der erst kurz zuvor eingewechselte Hartenholmer ins Krankenhaus transportiert werden musste. Der erste Verdacht auf Knöchelbruch bestätigte sich zunächst nicht, die erste Diagnose lautet Innen- und Außenbandriss. Damit fällt Novak wahrscheinlich rund sechs Wochen aus.
„So ein Foul habe ich in meiner Laufbahn noch nicht gesehen“, sagte Trainer Genz, der sich die Szene auch noch mal auf Video angeschaut hat. Als „sehr anständig“ bezeichnete er hingegen, dass sich der Bramstedter Ligaobmann Bastian Reschke telefonisch gemeldet und um Entschuldigung gebeten hatte. Dem Abendblatt sagte Reschke: „Ich selbst war zwar gar nicht beim Spiel, aber wenn durch ein Foul eine Verletzung passiert, ist es für mich eine klare Sache, dass man sich entschuldigt.“
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Durch den Sieg festigte Hartenholm (10 Punkte) den zweiten Platz hinter dem TuS Nortorf (12) und vor dem WSV Tangstedt, der nach dem 4:3 (2:1) beim SV Merkur Hademarschen bei neun Zählern steht. Die Doppelpacker Blerim Bara (2., 53.) und Tarek Abdalla (22., 58.) sorgten für eine scheinbar beruhigende 4:1-Führung, zwischendurch hatte Lasse Eichert (21.) ausgeglichen. Jonas Ott (64.) und Jon Wulff (85.) brachten die Hausherren noch einmal heran.
Fußball-Verbandsliga: Siege für Tangstedt, Kisdorf und Oering-Seth
Nach ähnlichem Spielverlauf gewann der SSC Phoenix Kisdorf gegen den Heider SV II mit 5:3 (4:0). Sebastian Böttcher (4.), Ole Schneemann mit einem Hattrick innerhalb von nur sieben Minuten (26., 30., 33.) und Lasse Scheithauer (52.) schossen Kisdorf zu einer 5:0-Führung. Heides Oberliga-Reserve steckte nicht auf. Lothar Giesen (55., 73.) und Melf Siemund (60.) verkürzten.
Auch die SG Oering-Seth ruhte sich bei ihrem 5:2-Erfolg beim TuS Bargstedt kurzzeitig auf einem klaren Vorsprung aus. Timon David (9., 45.), Nico Post (16.) und Tobias Neumann (29.) trafen zur 4:0-Halbzeitführung. Kurz nach dem Seitenwechsel brachten Lars Lindemann (49.) und Markus Wieben (52.) die Gastgeber auf 2:4 heran. Post mit seinem zweiten Treffer (53.) bremste die Aufholjagd direkt wieder aus.