Henstedt-Ulzburg. Die Nummer eins des Regionalliga-Tabellenzweiten fällt bis zum Saisonende aus – eine Feldspielerin mit kaputtem Finger ersetzt sie.

Nur mal angenommen, Lars Huxsohl der Stammkeeper der Fußballer von Eintracht Norderstedt, würde sich so schwer verletzen, dass er monatelang pausieren müsste. In diesem Fall stünden mit Stefan Rakocevic und Sönke Günther zwei gelernte Schlussleute bereit, um ihn zu vertreten.

Frauenfußball_ Etwa 15 Kilometer Luftlinie entfernt, bei den Fußballfrauen des SV Henstedt-Ulzburg, die wie die Eintracht in der Regionalliga Nord auf Punktejagd gehen, ist die personelle Situation weit weniger komfortabel. Denn beim SVHU herrscht ein frappierender Mangel an Torhüterinnen.

Frauenfußball: SVHU-Torhüterinnen sind Mangelware

Rückblende. Nach dem Abstieg aus der 2. Bundesliga und den Wechseln von Alicia Bautz und Saskia Schippmann zum FC Union Tornesch gehört in der neuen Serie mit Anneke Klaas nur eine Keeperin zum Mannschaftskader, adäquaten Ersatz gibt es nicht. Die Hoffnung aller Beteiligten: Es wird schon gutgehen...

Dann allerdings passiert noch vor Beginn der Punktrunde das, was nicht passieren darf. Klaas bricht sich am 21. August 2022 im DFB-Pokalspiel beim VfL Jesteburg den kleinen Finger der linken Hand – monatelanges Fußballverbot!

Kaum zu glauben – drei Fingerbrüche in einer Spielzeit

Milena Vanseloh aus dem zweiten SVHU-Team und Co-Trainerin Julia Prosch versuchen fortan, die Lücke zu schließen. Das gelingt ihnen sehr ordentlich, die Henstedt-Ulzburge­rinnen etablieren sich auf dem zweiten Tabellenplatz hinter dem Hamburger SV.

Pünktlich zum Beginn der Rückrunde ist Anneke Klaas wieder fit. Sie bricht sich aber am 19. März im Training erneut den lädierten Finger, diesmal sogar noch komplizierter als beim ersten Mal. Jetzt ist guter Rat teuer, denn das Duo Vanseloh/Prosch steht nur noch sporadisch zur Verfügung.

Stammkeeperin Anneke Klaas hat es zweimal erwischt

Glück im Unglück: Der SVHU hat eine Teamplayerin par excellence. Cathérine Knobloch, normalerweise als Links- oder Innenverteidigerin in Aktion, erklärt sich in der Not sofort bereit, für Klaas in die Bresche zu springen.

„Als unser Coach Christian Jürss nach Annekes Malheur zu mir sagte, dass wir mal reden müssen, war mir sofort klar, was auf mich zukommt“, erinnert sich die Niendorferin, die als Jugendliche eine Zeit lang Erfahrungen als Schlussfrau sammelte und stets ein Paar Torwarthandschuhe in der Sporttasche hat. Ihr Credo: „Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt – in der Abwehr, im Mittelfeld, im Sturm oder zwischen den Pfosten. Hauptsache, ich kann der Mannschaft helfen.“

Klaas-Ersatz Cathérine Knobloch beißt die Zähne zusammen

Zwei Tage nach der Versetzung in den Kasten folgt dann der vorerst letzte Akt im Torhüterinnen-Drama beim SV Hen­stedt-Ulzburg: Gleich in der ersten Übungseinheit mit dem für sie zuständigen Marco Kainzinger bricht sich auch Knobloch den kleinen Finger der linken Hand.

Aber sie beißt die Zähne zusammen. Typisch für die 37-Jährige, die ihre Karriere beim Niendorfer TSV begann und über die Stationen FC Süder­elbe, Grün-Weiss Eimsbüttel, FTSV Altenwerder und Hamburger SV 2016 zum SVHU kam. Sie teilt auf dem Platz schon mal aus, kann aber auch einstecken.

Frauenfußball: Interims-Schlussfrau ist noch ohne Gegentor

„Beim 1:0 gegen den SV Meppen II haben mir ein Tapeverband und Voltaren 600 geholfen. Am Tag nach dem Match bin ich zum Orthopäden meines Vertrauens gegangen. Der hat mir eine kleine Schiene verordnet und lediglich exzessives Torschusstraining verboten.“

In ihren drei Einsätzen hat Interims-Schlussfrau Knobloch, die mit dem HSV und dem SV Henstedt-Ulzburg in der 2. Bundesliga antrat, mit beiden Vereinen Regionalliga-Meister wurde, beim SVHU die B-Juniorinnen trainiert und zur Crew der Real-Madrid-Fußballschule gehört, noch keinen Gegentreffer kassiert.

Das soll auch Sonntag gegen den TSV Barmke (14 Uhr, Theodor-Storm-Straße) so bleiben. Aber letztlich ist es egal, ob die Serie hält oder reißt, denn Coach Jürss lobt seine älteste Kickerin eh in den höchsten Tönen. „Sie bringt viel Erfahrung mit, ist sich für nichts zu schade, ex­trem mannschaftsdienlich, gibt immer alles.“ Im Klartext: Eine Spielerin wie Cathé­rine Knobloch wünscht sich jeder Trainer.