Kaltenkirchen. Die Regionalliga-Crew des TC an der Schirnau will an die tolle Zeit bei den Damen 30 anknüpfen – mit einer prominenten Trainerin.

In ihrer mehr als fünf Jahrzehnte langen Tennis-Laufbahn hat Olga Shaposhnikova tausende von Kilometern quer durch Europa abgerissen. Daher mutet es für die 57-Jährige fast wie ein Kurztrip an, wenn sie zweimal pro Woche die 50 Kilometer lange Hin- und Rückfahrt von ihrem Wohnort Elmshorn nach Kaltenkirchen antritt. Dort wird sie in der Halle des TC an der Schirnau dann von den Damen 40 erwartet, die sie seit drei Jahren trainiert.

Die Crew von der Schirnauallee ist mit Beginn der Hallensaison vor einigen Wochen von den Damen 30 zu den „Vierzigern“ übergewechselt. Der Kader besteht größtenteils aus Frauen, die schon seit vielen Jahren für den TCS aufschlagen

TC an der Schirnau: Trainingseinheiten sind gut besucht

Sie haben ihr Niveau gehalten; das liegt unter anderem am guten Teamgeist, aber auch an der Arbeit von Olga Shaposhnikova. Die von der vielfachen deutschen Titelträgerin und Europameisterin im Einzel und Doppel der Altersklasse 45/50 geleiteten Übungseinheiten sind fast immer gut besucht. Bei der Betreuung und beim Coaching ihrer Schützlinge profitiert die gebürtige Russin von ihrer großen Erfahrung.

Olga Shaposhnikova trainiert die ambitionierte Mannschaft.
Olga Shaposhnikova trainiert die ambitionierte Mannschaft. © Unbekannt | TCS

Die Drittplatzierte der Damen-50-WM 2016 in Helsinki wurde damals auf Platz fünf der Weltrangliste geführt. 2005, 2007 und 2009 war sie weltweit die Nummer eins im Ranking der Damen 40/45. In ihrem Wohnzimmer stehen unzählige Pokale, die an großartige internationale Erfolge erinnern.

Ex-Weltklassespielerin Olga Shaposhnikova coacht das Team

Die Tennisseniorin hat nach fast 25 Jahren ihre Trainertätigkeit beim LTC Elmshorn abgeschlossen. „Es war eine intensive Zeit, mittlerweile ist aber eine neue Ära angebrochen“, sagt die Frau, die als rechte Hand von Kay Schmidt für das Nachwuchs-Stützpunkttraining in den zusammengelegten Tennisverbänden Segeberg und Pinneberg zuständig ist.

Talentförderung ist das eine, ihr Engagement für den Damen-40-Kader des TC an der Schirnau das andere. Olga Shaposhnikova steht auf der Meldeliste des Regionalliga-Aufgebots. Nach einem Sehnenriss in der Schulter 2018 hat sie aber mehr und mehr den Ruf einer fleißigen Turnierspielerin abgelegt, sie musste sich sogar zwei Operationen unterziehen.

Auch zu den Ex-Spielerinnen gibt es noch Kontakt

Die Schmerzen sind noch immer nicht weg. „Es zwickt und zwackt im Körper. Ich muss mal sehen, was er mit mir in Zukunft so anstellt“, sagt sie. Mannschaftskapitänin Christin Julia Vogel (42) ist optimistisch: „Wenn es irgendwie passt, soll Olga auf dem Platz stehen und die wichtigen Matches gewinnen.“

Vogel, die von 2006 bis 2010 in Zürich arbeitete, leitete beim TCS vor knapp zwölf Jahren die erfolgreiche Ära des Damen-30-Teams mit ein. Sie formierte in einen Kreis von Spielerinnen, die auch heute noch Kontakt haben. Dabei wohnen die meisten von ihnen verstreut in Norddeutschland, im Hamburger Umland, sogar im Ausland. Oder haben aus privaten und familiären Gründen den Club mittlerweile verlassen.

TCS profitiert 2014 vom Aderlass beim TC Alsterquelle

Parallel zu den Aktivitäten an der Schirnauallee entwickelte sich beim benachbarten TC Alsterquelle ein leistungsorientiertes Damen-30-Team, das durchgehend zur Spitze im Norden zählte. 2014 folgte dann aber der Bruch: Mehrere Henstedt-Ulzburgerinnen wechselten zu den Damen 30 des TCS, die damit noch stärker wurden.

Seit vielen Jahren Leistungsträgerin beim TC an der Schirnau: Tanja Wollgast.
Seit vielen Jahren Leistungsträgerin beim TC an der Schirnau: Tanja Wollgast. © Unbekannt | Thomas Maibom

Namen wie Tanja Wollgast, Karin Bornholdt, Susanne Fleischfresser und Susan Göttsch tauchten in der Meldeliste auf. Später gesellten sich dann auch noch Christin Potsch, Ines May und Inga Radel hinzu.

Tanja Braun und Kirsten Bohn sind neu mit dabei

Neu mit dabei sind inzwischen auch die Trainerin der Tennisvereinigung Bad Bramstedt, sowie Tanja Braun (vormals Stegkämper), die einst beim TC Alsterquelle für Furore sorgte. „Ich bin froh, dass ich jetzt beim TCS zur Gemeinschaft gehöre“, sagt Braun. Nicht mehr dabei sind Nele Ott, Vanessa Krapp, Jana Skirde, Manon Muxfeldt und Dagmar Eelbo.

Beim TCA spielte lange Zeit auch Agnes Gustmane. Nach dem Wechsel zum TC an der Schirnau vor acht Jahren kommt die gebürtige Lettin immer mal wieder zum Einsatz, wenn ihr Ehemann Jens (früher HSV) in der Heimat Urlaub macht. Länger wohnten die beiden mit ihren Kindern in Dubai, inzwischen nun in Rumäniens Hauptstadt Bukarest, wo Jens Gustmann arbeitet.

TC an der Schirnau: Schwung, Bewegung, Leidenschaft

„Trotz der Corona-Pandemie und zunehmender Verletzungsanfälligkeit einiger Spielerinnen gibt es im Verein noch immer Schwung, Bewegung und Leidenschaft für Tennis, das wird hoffentlich auch in Zukunft so sein“, sagt Christin Julia Vogel. „Die glücklichen Momente und Werte in unserem Sport sind uns wichtig und halten uns seit Jahren zusammen.“

Das hat auch Olga Shaposhnikova längst erkannt, die als Sechsjährige in ihrer Geburtsstadt Kaliningrad mit dem Tennis begann und später für die frühere UdSSR spielte. Sie hat beim Training selten etwas zu kritisieren. Und weil alles reibungslos läuft, bleibt anschließend auch Zeit für Geselligkeit. Dann erzählt sie unter anderem davon, wie es war, als sie kurz nach der Wende 1989 dank Vermittlung des mit ihr befreundeten Alexander Zverev, dem Vater der deutschen Nummer eins Sascha Zverev und dessen Bruder Mischa, nach Deutschland kam und ein neues Leben begann.