Norderstedt. Eintracht Norderstedt und der FC Hertha 03 Zehlendorf trennen sich im ersten Aufstiegsspiel torlos. Wie jetzt die Chancen stehen.

Nach dem ersten Bundesliga-Aufstiegsspiel zwischen Eintracht Norderstedt und Hertha 03 Zehlendorf ist nur klar, dass noch nichts klar ist. Die U-19-Fußballmannschaften trennten sich vor der stattlichen Kulisse von 410 Zuschauern im Moorbekstadion in Friedrichsgabe mit einem 0:0-Unentschieden.

Am kommenden Sonntag werden sich die beide Kontrahenten um 14 Uhr in Berlin erneut gegenüberstehen – und dann wird es definitiv eine Entscheidung geben, wer den Sprung in die höchste deutsche Klasse schafft. An der Ausgangslage für die Eintracht hat nach dem ersten Vergleich nichts geändert; die Chancen stehen weiterhin 50:50.

Eintracht Norderstedt bleibt im Rennen

Trainer Andreas Prohn hatte seine Truppe vorzüglich auf die Gäste aus der Bundeshauptstadt eingestellt. Die Hausherren standen defensiv sehr kompakt, fingen die Hertha meist schon im Mittelfeld oder vor dem eigenen Strafraum ab. Demzufolge verlebte Torhüter Finn Fenske, der für den erkrankten Steffen Tiegs zwischen den Pfosten stand, einen überraschend geruhsamen Nachmittag. Der Schlussmann, der in der Saison 2022/2023 Stammkeeper der Norderstedter sein wird, dirigierte seine Abwehr unaufgeregt sowie mit viel Übersicht. Und musste während der gesamten Partie lediglich ein einziges Mal energisch eingreifen.

Allerdings hatten auch die körperlich unterlegen, aber aufopferungsvoll kämpfenden Norderstedter nur eine hochkarätige Möglichkeit: Regionalliga-Torschützenkönig David Borgmann traf in der
84. Minute mit einem Schuss von der rechten Ecke des Sechzehnmeterraums die Oberkante der Latte.

Angst vor eigenen Fehlern ist zu spüren

„Beiden Mannschaften war deutlich anzumerken, dass sie Angst vor eigenen Fehlern hatten“, sagte Prohn, „das war kein Spiel für Genießer.“ Technische Kabinettstückchen und riskante Aktionen standen allerdings auch nicht auf dem Matchplan der Eintracht.

„Die Jungs sollten eine ganz andere Körpersprache, mehr Lauf- und Einsatzbereitschaft als bei der 0:4-Niederlage gegen das JLZ Emsland im SV Meppen zeigen. Und das haben sie getan“, so der Übungsleiter. Am 29. Mai hätte seine Crew in Bremen-Arsten mit einem Sieg im Entscheidungsspiel um die Meisterschaft in der Regionalliga Nord direkt in die Bundesliga aufsteigen können, präsentierte sich mental aber nicht in bester Verfassung – und musste eine herbe Enttäuschung einstecken.

Die Elf von Trainer Prohn hat dazugelernt

Doch die Mannschaft, die den Ausfall von Benjamin Dreca (Muskelfaserriss im rechten Oberschenkel) gemeinschaftlich kompensierte, ist offenkundig lernfähig und -willig. Zudem fruchtete Prohns taktische Maßnahme, auf ein 4-2-3-1-System umzustellen und im Mittelfeld mit Biyan Kizildemir und Visar Mehmeti zwei Sechser aufzubieten. „Dass die Zehlendorfer nach der ersten Halbzeit mit Frank Millgramm ihren normalerweise besten Spieler ausgewechselt haben, sagt doch eigentlich alles“, betonte der Coach, der in der vergangenen Woche seinen Vertrag mit Eintracht Norderstedt um zwei Jahre verlängert hat.

Manöverkritik in der Trinkpause: Trainer Andreas Prohn gibt einem Teil des Norderstedter Teams noch einmal Tipps mit auf den Weg. 
Manöverkritik in der Trinkpause: Trainer Andreas Prohn gibt einem Teil des Norderstedter Teams noch einmal Tipps mit auf den Weg.  © Unbekannt | noveski.com

Hertha-Trainer Alexander Kwasny bezeichnete das Endresultat nach dem Schlusspfiff von Schiedsrichter Jannek Hansen (SV Germania Breklum) als „gerechtes Ergebnis“, gab allerdings auch zu, mit einer anderen Spielweise der Hausherren gerechnet zu haben. „Dass Norderstedt so viel mit langen Bällen operiert hat, hat uns ein wenig verwundert.“ Der verbale Konter von Andreas Prohn folgte umgehend: „Was haben die Berliner denn gemacht?“ Der 55-Jährige sieht dem zweiten Aufeinandertreffen übrigens sehr zuversichtlich entgegen: „Jetzt wissen meine Spieler, was sie erwartet, wie Hertha 03 Zehlendorf einzuschätzen ist. Außerdem haben sie gemerkt, dass sie diesen Gegner schlagen können.“

Eintracht Norderstedt: Rückspiel am 19. Juni

Und wer weiß: Vielleicht setzt sich in knapp einer Woche ja jugendlicher Elan gegen die größere Routine durch. Denn: Mit Kapitän Piotr Ziolek, David Borgmann und Daniel Dreiling standen für die Eintracht diesmal nur drei Akteure auf dem Platz, die dem älteren A-Jugend-Jahrgang angehören...

Eintracht Norderstedt – FC Hertha 03 Zehlendorf 0:0. – Schiedsrichter: Jannek Hansen (SV Germania Breklum). – Zuschauer 410. – Eintracht: Fenske – Mohammadi, Ziolek, Bediakon, Zarpe – Mehmeti, Kizildemir(68. Bamba) – Dreiling (85. Gilleßen), Parlak (71. Schulze), Gomes Dos Santos (57. Steinbeck) – Borgmann.