Henstedt-Ulzburg. In Henstedt-Ulzburg gingen 130 Menschen auf die Straße – die man nicht länger den „Spaziergängern“ überlassen möchte.

Sie wollen die Straße nicht nur den Impfpflicht-Gegnern überlassen. Etwa 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bürgerschaft, Politik, Verwaltung, Kirchen und Vereinen versammelten sich am Freitagabend vor dem Rathaus in Henstedt-Ulzburg, um eine Schweigeminute für die bislang 198 Opfer der Corona-Pandemie im Kreis Segeberg abzuhalten.

Sie hielten Kerzen und Windlichter in den Händen und bildeten abschließend eine Menschenkette, deren einzelne Glieder mit Schals, Tüchern und Flatterband miteinander verbunden waren, um ihre Solidarität zu bekunden unter dem Motto: „Zusammenhalten statt spalten“.

Kundgebung mit Kerzen-Herz vor dem Rathaus, im Gedenken an die 198 Corona-Opfer im Kreis Segeberg.
Kundgebung mit Kerzen-Herz vor dem Rathaus, im Gedenken an die 198 Corona-Opfer im Kreis Segeberg. © Unbekannt | Burkhard Fuchs

Aufgerufen dazu hatte das bunte Bündnis für Demokratie und Vielfalt, das sich vor ein paar Jahren spontan gebildet hatte, um gegen die regelmäßigen Zusammenkünfte der AfD im dortigen Bürgerhaus öffentlich zu protestieren. Dieses Mal wollte das Bündnis Flagge zeigen für eine solidarische Gesellschaft, die sich mit den staatlichen Einschränkungen in der Corona-Krise und der aktuellen Impflicht-Diskussion einverstanden erklärt.

„Lang genug haben wir schweigend zugesehen, wie sich auch in unserer Gemeinde Menschen zu sogenannten Spaziergängen treffen, um gegen die Corona-Schutzmaßnahmen und gegen eine mögliche Impfpflicht zu demonstrieren“, begründete Mitinitiatorin Britta de Camp-Zang, diese Aktion. „Mit unserer Menschenkette wollen wir diesen unangemeldeten ‚Spaziergängen‘ nun endlich ein sichtbares und positives Zeichen der Solidarität entgegensetzen. Denn wir sind sicher, dass wir die Corona-Pandemie nur gemeinsam besiegen können.“ Wer die Pandemie als Vorwand nutze, um „Unruhe zu stiften und unsere Gesellschaft zu spalten, hat nur ein Ziel: Die Gefährdung unserer demokratischen Grundordnung.“

Kritik an den Corona-Schutzmaßnahmen müsse erlaubt sein. Wer aber gegen die Impfpflicht sei, dürfe sich „nicht instrumentalisieren“ lassen, sondern sollte das Gespräch mit geimpften Menschen suchen oder einen Arzt seines Vertrauens aufsuchen. Ihre Kundgebung sei im Gegensatz zu den ,Spaziergängen’ der Impflichtgegner „angemeldet und behördlich genehmigt“ worden.

Unter den Demonstranten befanden sich auch Henstedt-Ulzburgs Bürgermeisterin Ulrike Schmidt, der SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Segeberg und Stormarn-Mitte, Bengt Bergt, und die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Katrin Fedrowitz aus Norderstedt und Stefan Weber aus Sievershütten. Schmidt sagte: „Die Corona-Einschränkungen sind notwendig, damit wir nicht erneut in einen Lockdown geraten. Ich habe mich impfen und boostern lassen, nicht weil ich es muss, sondern weil ich andere schützen möchte.“ Die Demonstranten bildeten entlang der Hamburger Straße eine Menschenkette in Richtung Norderstedt und Kaltenkirchen.