Noch nie hat eine Wirtschaftskrise den Arbeitsmarkt so getroffen wie die Corona-Pandemie. Kurzarbeit hat Schlimmeres verhindert.
Kreis Segeberg. „Ein solches Jahr haben wir noch nie erlebt. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt sind mit keiner Wirtschaftskrise zuvor vergleichbar. Die Zahl der Arbeitslosen ist binnen Tagen und Wochen drastisch gestiegen." So fasst Thomas Kenntemich, Leiter der Arbeitsagentur Elmshorn, das Jahr 2020 zusammen. Durch Kurzarbeit in einem noch nie dagewesenen Ausmaß habe Schlimmeres verhindert werden können. Vor allem während des ersten Lockdowns im Frühjahr seien viele Branchen gleichzeitig betroffen gewesen. "Geschäfte mussten schließen, Lieferketten waren unterbrochen, Produktionsbereiche standen still, und Unsicherheit machte sich breit,“ sagt Kenntemich.
Covid-19 habe die Arbeitslosigkeit im Kreis Segeberg deutlich nach oben getrieben. Durchschnittlich seien im Vorjahr 7694 Menschen arbeitslos gewesen, 1492 Personen oder 24,1 Prozent mehr als 2019. Die Arbeitslosenquote lag bei genau fünf Prozent, um exakt einen Punkt über dem Vorjahreswert.
„Als wirksames Mittel gegen eine krisenbedingte Massenarbeitslosigkeit hat sich auch in unserer Region das Kurzarbeitergeld erneut bewährt. Vielen Menschen blieben dadurch ihre Arbeitsplätze und den Betrieben ihr eingearbeitetes Personal erhalten. Ein schnelles Hochfahren der Geschäftsaktivitäten nach dem Lockdown war so möglich“, bilanziert Kenntemich. Von den Betrieben seien in den ersten neun Monaten 3134 Anzeigen auf Kurzarbeit für 41.117 Beschäftigte bei der Agentur eingegangen - Rekord. Spitzenmonat war der Mai mit 13.499 Kurzarbeitenden in 1657 Betrieben. Jeder siebte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte war von Kurzarbeit betroffen.
Für Dezember meldet die Arbeitsagentur Elmshorn im fünften Monat nacheinander einen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Normalerweise steigen die Arbeitslosenzahlen zum Ende des Jahres, weil sich viele Beschäftigte aus witterungsabhängigen Branchen, Saisonaushilfen und Arbeitnehmer mit auslaufenden Verträgen arbeitslos melden. „Viele Branchen und Betriebe sind von dem zweiten Lockdown im November nicht betroffen gewesen, befanden sich in einer Aufschwungbewegung und waren gut ausgelastet. Im Januar dürften der Winter und der verschärfte Lockdown jedoch die Arbeitslosenzahl ansteigen lassen“, sagt Kenntemich.
Im Kreis Segeberg waren im Dezember 7790 Menschen erwerbslos, 34 weniger als im November. Die Arbeitslosenquote liegt unverändert bei exakt fünf Prozent, um 0,9 Punkte höher als vor einem Jahr. Für den Raum Norderstedt liegt sie wie im November bei 5,7 Prozent und damit über dem Kreiswert, noch vor Jahren undenkbar und im Vergleich zum Vorjahr (4,3 Prozent) ein überdurchschnittlich hoher Anstieg. Hier sind 2759 Männer und Frauen ohne Arbeit, in Kaltenkirchen und Umgebung sind es 2910. Die Quote von 4,8 Prozent übersteigt den Vorjahreswert (3,9 Prozent) allerdings ebenfalls deutlich. 2121 Erwerbslose meldet die Arbeitsagentur für Bad Segeberg und das Umland. Das entspricht einer Quote von 4,7 Prozent, vor einem Jahr lag der Wert bei 4,3 Prozent.
„Die Digitalisierung führt zu einem Wandel der Arbeitswelt und der Berufe. Und durch die Pandemie hat gerade die Digitalisierung einen Extra-Schub bekommen", sagt Kenntemich. Bei der Personalplanung sollten Unternehmen langfristig denken, Qualifizierungen für Beschäftigte anbieten und die Beratungs-und Förderangebote der Arbeitsagentur nutzen.