Norderstedt. Der Pastor hat die Einrichtung in Norderstedt aufgebaut. Was seine Entscheidung für das Hospiz bedeutet.

Großer Bahnhof für „Mister Hospiz“, wie Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder das Lebenswerk von Pastor Andreas Hausberg würdigte. Der 65-Jährige sei „der Macher, Mastermind und Motor“ dieser neuen Einrichtung gewesen, die die Immanuel-Albertinen-Diakonie in der Norderstedter Lawaetzstraße im vorigen Jahr für fünf Millionen errichtet hat, sagte sie anlässlich der Verabschiedung Hausbergs in den Ruhestand vor hundert geladenen Gästen im Kulturwerk. Er sei „ein Kümmerer im besten Sinne des Wortes“ gewesen, lobte Albertinen-Konzernchef Matthias Scheller die Arbeit des Geistlichen, der 33 Jahre für die Diakonie tätig war.

Hospiz Norderstedt: Selbstbestimmter Lebensabend

Das Abendblatt begleitete Hausberg bei seinem letzten Besuch im Norderstedter Hospiz, wo seit der Eröffnung vor genau elf Monaten 114 schwerkranke Menschen ihre letzten Lebensstunden verbrachten – rund um die Uhr betreut von 30 haupt- und 15 ehrenamtlichen Pflegekräften. „Weitgehend selbstbestimmt sollen sich die Todkranken hier gut aufgehoben und wohlfühlen und ihre letzten Tage in dieser Welt so verbringen, wie sie es wünschen“, sagt der scheidende Pastor Hausberg, der neben der Norderstedter Einrichtung auch das Hospiz in Hamburg-Volksdorf seit 2008 geleitet hat, an dem ebenfalls die Stadt Norderstedt beteiligt ist.

„Wir wollen für diese Menschen eine möglichst private und familiäre Atmosphäre schaffen“, sagt Hausberg über die Hospiz-Philosophie. Anders als in Krankenhäusern oder normalen Pflegeeinrichtungen könne hier jeder „Gast“ in den 14 Einzelzimmern seinen Tagesablauf selbst bestimmen, ob und wann sie aufstehen, ob und was sie essen möchten oder Besuch empfangen wollten.

Seelsorge, Freiheit und Fürsorge

Diese weitgehende Freiheit und Fürsorge der auch nachts immer von zwei Pflegekräften umsorgten Patienten habe sogar dazu geführt, dass zwölf der aufgenommen Schwerkranken zunächst wieder nach Hause entlassen werden konnten. Weil sie sich besser fühlten und ihr schweres, meist Krebsleiden ihnen plötzlich wieder Lebensmut fassen ließen.

Für den Theologen Hausberg war diese Hospiz-Seelsorge sein berufliches Lebenswerk. Der Zivildienst führte den gebürtigen Rheinländer aus der Nähe von Solingen zunächst in den Norden, wo er in mehreren diakonischen Einrichtungen kirchliche Arbeit als eine Art Jugenddiakon verrichtete. Das weckte seinen Entschluss, Theologie zu studieren, „obwohl ich eigentlich Architekt werden wollte“, erinnert sich Hausberg. Gemeindepastor, der er dann ein paar Jahre im süddeutschen Reutlingen in einer freikirchlichen Gemeinde war, wollte er nicht lange bleiben.

Das Hospiz hat Hausberg hell und freundlich geplant

Und so fing er 1988 als Krankenhaus-Seelsorger in der Albertinen-Klinik in Hamburg-Schnelsen an, wo er sich mit seinen zahlreichen Fähigkeiten und dem handwerklichen Geschick bald unersetzlich machte, wie Professor Fokko ter Haseborg, Vorstandschef der Albertinen-Stiftung, sein Vorgesetzter und Freund, bei der Abschiedsfeier sagte. So plante, baute und richtete Hausberg den lichtdurchfluteten „Raum der Stille“ im Albertinen-Krankenhaus ein, wo Patienten und Eltern totgeborener Kinder in aller Stille zur Ruhe und sich selbst finden können.

Kurz darauf wurde Hausberg mit der Planung des ersten Albertinen-Hospizes in Volksdorf und später dann mit dem in Norderstedt betraut, zu deren „Kümmerer“, Projektleiter und leitendem Geschäftsführer er ernannt worden war. Seine Liebe zur Kunst am Bau ließ ihn diese Aufgabe so ernst nehmen, dass er nicht nur den „Handwerkern beim Bau auf die Finger schaute“, wie Konzerngeschäftsführer Peter Kober sagte.

„Ich habe auch die gesamte Inneneinrichtung des Norderstedter Hospizes geplant und entworfen, die Farben und Möbel ausgesucht, weil ich sie in einem einheitlichen Stil haben wollte“, sagte Hausberg dem Abendblatt. Auch das Norderstedter Hospizgebäude hat er ähnlich wie das in Volksdorf mit dem Architekten so geplant, dass es überall hell und freundlich mit einem zentralen Innenhof gestaltet ist. Hausberg hat für den Bau 750.000 Euro an Spenden gesammelt und einen ehrenamtlichen Helferkreis zusammengestellt, wie er dies bereits für die psychiatrischen Patienten im AlbertinenKrankenhaus getan hatte.

Für OB Roeder ist der Pastor ein „Herzensmensch“

Walther Seiler wird jetzt alle vier Hospize der Albertinen-Stiftung von Berlin aus leiten, auch das in Norderstedt.
Walther Seiler wird jetzt alle vier Hospize der Albertinen-Stiftung von Berlin aus leiten, auch das in Norderstedt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Die Achtung vor den Sorgen anderer Menschen, die ihn zum „Herzensmenschen und Menschenfreund“ (Roeder) werden ließen, hat Hausberg von seinen Eltern gelernt. Als die ihn und seine drei Geschwister großgezogen hatten, kümmerten sie sich um zwölf weitere Pflegekinder aus der Nachbarschaft, die vernachlässigt waren und aus sozialen Brennpunkten stammten, sagte Hausberg, dessen 93 Jahre alte Mutter bei seiner Verabschiedung dabei sein konnte.

„Ich war Pastor, Seelsorger, Therapeut, Architekt und Geschäftsführer“, sagte „Mister Hospiz“ dem Abendblatt zum Abschied. „Nun werde ich erst mal ein Sabbatjahr nehmen, Abstand halten und überhaupt keine Aufgabe übernehmen.“ Mit seiner Frau werde er nach Schweden fahren und seinen Hobbys frönen, etwa dem Angeln und dem Fotografieren.

Die Geschäfte des Norderstedter Hospizes wird jetzt Walther Seiler übernehmen, der bereits diese Albertinen-Einrichtungen in Berlin und Brandenburg leitet. Vor Ort in Norderstedt wird Ira Müller Hausbergs Rolle übernehmen.