Norderstedt.

Das Namensschild ist schon ab, die Uniform in eine Umzugskiste verpackt, die Handschellen an den Nagel gehängt. Für Polizeioberkommissar Kai Hädicke-Schories (63) hieß es am Donnerstag nach 40 Dienstjahren in Norderstedt, Abschied zu nehmen. Der Verkehrsexperte hat insgesamt sogar 47 Dienstjahre auf dem Buckel. „Dabei hätte ich noch gerne zehn Jahre weiter gemacht“, sagte Hädicke-Schories leicht wehmütig. „Ich habe mit dieser Aufgabe meine Erfüllung gefunden.“

Und er hat etwas bewirkt, indem er die Straßen mit seinen Empfehlungen sicherer gemacht hat. Als er nach der sehr erfolgreichen Organisation des Tages der Landespolizei, der im Jahr 2000 gut 30.000 Besucher nach Norderstedt lockte, von Inspektionsleiter Joachim Gutt zum obersten Verkehrswächter ernannt wurde, ereigneten sich noch etwa 2500 Unfälle auf den hiesigen Straßen. Heute seien es nur noch etwa 1500. „Ich habe im Laufe der Jahre rund 30.000 Verkehrsunfälle in Norderstedt analysiert“, bilanziert der scheidende Beamte. Zuletzt war er bei dem schweren Verkehrsunfall in Tangstedt im Einsatz, als vor einem Monat auf der Harksheider Straße ein etwa 40 Jahre alter Audi-A8-Fahrer dort gegen einen Baum prallte und verstarb.

Seine Berufslaufbahn begann aber beim Bundesgrenzschutz. Da galt es, die innerdeutsche Grenze bei Lübeck zu sichern oder die Anti-Atomkraftgegner 1976 in Brokdorf in Schach zu halten, wo das AKW nach 40 Betriebsjahren jetzt kurz vor der Stilllegung steht. Hädicke-Schories gehörte auch zu den Sicherheitskräften, die den damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt in dessen Reihenhaus am Neuberger Weg in Langenhorn schützten. „Wir waren zu viert und hatten unsere eigene Garage“, erinnert sich Hädicke-Schories.

Beim Dienstantritt verzweifelt die Europaallee gesucht

Nach seinem Wechsel zur Landespolizei wurde er im Herbst 1981 als 24-Jähriger von Lübeck nach Norderstedt versetzt. „Ich habe damals verzweifelt die Europaallee gesucht“, erinnert er sich. Damals wie heute Standort der Garstedter Polizeiwache. „Ich stellte mir eine Prachtstraße à la Brüssel mit dem Manneken Pis vor“, sagt er schmunzelnd. Doch stattdessen erwartete ihn nur eine Art Barackenbau hinter dem Herold-Center „im Hinterhof des Teufels“.

Norderstedt sei damals noch sehr ländlich geprägt gewesen. Kühe grasten neben der Ulzburger Straße und der vorbeifahrenden „Dorf-Bimmelbahn“, sagt er. „Das Schönste war die U-Bahn nach Hamburg.“ Doch nach drei Jahren hatte er sich „schockverliebt“ in seine neue Wahlheimat, die er heute nicht mehr verlassen möchte und wo er mit seiner Partnerin sowie einem Pferd und neun Hühnern längst sein Glück gefunden hat. „Da wartet jetzt ein großer Garten mit viel Rasen auf meine Pflegearbeit.“

Die Handschellen hat Hädicke-Schories übrigens schon seit vielen Jahren nicht mehr gebraucht. Zuletzt in den 90er-Jahren, als des Nachts im Nettelkrögen Einbrecher am Werk waren und er sie mit einem Kollegen festnahm. Der Verkehrssicherheit bleibt er als Geschäftsführer der Verkehrswacht erhalten. Und über die Internationale Polizei-Assoziation, der er im Landes- und Bundesvorstand angehört, werde er sich weiter mit Kriminalitätsbekämpfung beschäftigen. Aber seine Arbeit hier werde er vermissen, sagt Hädicke-Schories.