Kreis Segeberg. Irgendwas ist ja immer: Jetzt haben Restaurants und Freibäder wieder geöffnet – und das Wetter lässt zu wünschen übrig.
Freibäder und Außengastronomie öffnen wieder – bei einer Durchschnittstemperatur im Wonnemonat Mai von etwa 10 Grad Celsius. Verschwörungstheoretiker vermuten ein abgekartetes Spiel der Pharma-Lobby, die nach dem glänzenden Geschäft mit Impfstoffen jetzt auf einen Boom bei Medikamenten gegen Blasenentzündung setzt.
Alles verschiebt sich. Die Rapsbauern in unserem Landkreis beklagen eine um mindestens zwei Wochen verspätete Blühphase ihrer gelben Ölpflanze. Meine Tomatenpflanzen pochen auf priorisierte Platzierung im Gewächshaus und verweigern standhaft ihren Umzug ins Freiland. Der Spargel kommt nicht richtig in die Puschen, und frische Erdbeeren gibt’s erst zu Weihnachten, wenn überhaupt. Und, liebe Urlauber, natürlich seid Ihr über Pfingsten herzlich willkommen im schönsten Bundesland der Welt – allerdings sind die Strandkörbe unbeheizt, der eisige Wind fegt Euch den Strand ins Gesicht. Sitzt Ihr dann mit abgeschmirgelten Backen in der Außengastronomie, bucht Ihr vermutlich nächstes Mal lieber Grönland, da soll das Eis ja bereits abgeschmolzen sein.
Letztes Jahr die Seuche, dieses Jahr das Mistwetter. Das erinnert doch stark an die „Sieben Plagen der Endzeit“ aus der Johannes-Apokalypse, siehe Neues Testament. Seuche, Mistwetter, es fehlen also noch fünf Plagen. Herrjeh. Obwohl, vier Jahre Trump, das zählt bestimmt, dann wäre nur noch eine Plage offen. Der HSV als Alptraum seiner gebeutelten Fans dürfte ebenfalls alle Kriterien einer Endzeitplage erfüllen. Sieben Plagen, fertig. Kriegen wir jetzt bitte endlich einen vernünftigen Frühling? Sowas mit wonnigen Tagen, knappen Beinkleidern und kurzer, morgendlicher Verweildauer vor dem Kleiderschrank, weil man sich sowieso bloß ein T-Shirt herausgreifen muss?
Es ist wirklich schrecklich, wenn man etwas kampflos zu erdulden hat und niemand etwas dafür kann. Bei Schlechtwetter nützt es ja nichts, jemanden abzuwählen oder eine Demo anzumelden. Mit meinen Tomaten muss ich allerdings mal ein Machtwort reden. Oder, noch besser, ich werde sie überrumpeln. Kurz vor Sonnenaufgang, also bei Temperaturen knapp über Bodenfrost, können die Pflanzen unmöglich auf Krawall gebürstet sein. Ich schnappe sie mir, und ehe sie kollektiv ihre Blätter niederlegen, stecken sie schon im Freilandbeet. Allerdings müsste ich dafür rausgehen.
Und das ist mir einfach zu kalt.