Henstedt-Ulzburg. Warum Heiko Elbing seit Jahren die Bäume in Henstedt-Ulzburg gewissenhaft mit Nummern versieht.
Wenn es in Henstedt-Ulzburg jemanden gibt, der im wahrsten Sinne des Wortes jeden Baum kennt, dann ist es Heiko Elbing. Tagein, tagaus ist er im Ort unterwegs, um sie zu zählen. Das ist keine Kleinigkeit. Denn in der Gemeinde gibt es rund 11.000 Bäume, die auf öffentlichem Grund stehen. Und weil der Mitarbeiter des Baubetriebshofes so gewissenhaft ist, sind bereits gut 8000 von ihnen nummeriert.
Seit zehn Jahren schon verteilt Heiko Elbing die Nummern - und manchem Spaziergänger fällt das tatsächlich auf, wenn die Blicke gelegentlich mal in Richtung Baumkrone wandern. In etwa drei Metern Höhe klebt der Mitarbeiter des Betriebshofes die kleinen Plastikplättchen mit Hilfe eines langen Stabes. Ein Baum mit der Nummer 18 steht zum Beispiel am Rande des Wanderweges in Henstedter Moor. Eine Birke, mindestens 50 Jahre alt, schön gewachsen und offensichtlich kerngesund.
11.000 Bäume stehen auf öffentlichem Grund
Seit ein paar Tagen prangt auf ihrer Rinde die unauffällig Nummer, die dann zunächst per Hand in ein Baumkataster eingetragen wird. Im Rathaus wird dieses Handkataster dann in die dafür vorgesehene Software eingepflegt. Damit sollten auch spätere Generationen mit wenigen Klicks feststellen können, wo der Baum mit dieser Nummer steht, wie er beschaffen ist und um welche Gattung es sich handelt.
Warum dieser Aufwand, wo doch eigentlich jedem klar ist, dass Henstedt-Ulzburg eine Gemeinde im Grünen ist? Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits, so sagt Malte Pohlmann, Sprecher der Gemeinde, kann damit sichergestellt werden, dass die Pflegemaßnahmen am gemeindlichen Grün von Fremdfirmen kontinuierlich ausgeführt werden. Rückschnitte zum Beispiel. Wenn Sägen oder Astscheren zum Einsatz kommen, wird das dokumentiert. Das ist einerseits für die Pflege der gemeindlichen Bäume wichtig, andererseits aber ist das auch eine Rückversicherung für die Gemeinde, wenn Bürger sich darüber beschweren, dass bestimmte Bäume nicht zurückgeschnitten wurden und möglicherweise eine Gefahr darstellen.
Manchmal ist die Ermittlung der Grundeigentümer Detektivarbeit
Sollte jemand zum Beispiel durch einen abgebrochenen Ast verletzt werden, kann anhand des Katasters der Pflegezustand des Baumes ermittelt werden. Im Aufbau ist eine App, in die beauftrage Baumpfleger ihre Arbeit dokumentieren können. „Da lässt sich dann schnell feststellen, was gemacht wurde“, sagt Malte Pohlmann.
Ein erholsamer Spaziergang während der Arbeitszeit ist das Nummerieren der Bäume allerdings nicht. Heiko Elbing muss schon sehr genau hinschauen, ob die Bäume auf öffentlichem oder privatem Grund stehen. Das ist nicht immer leicht ersichtlich. Da müssen Grundstücke eingemessen und Karten gewälzt werden. Detektivarbeit also. Nicht immer, aber es kommt gar nicht so selten vor.
„Das kann sich hinziehen“, sagt Arnim Steffens, Leiter des Betriebshofes. Er nennt ein Beispiel: „Wenn es zum Beispiel um eine Riesenbuche geht, muss bis zum halben Meter festgestellt werden, auf welchen Grundstücken der Baum steht.“ Auch sei es manchmal schwierig, die Eigentumsverhältnisse überhaupt zu ermitteln - bei unbekannten Erben zum Beispiel.
Etwa 3000 Bäume müssen noch erfasst und durchnummeriert werden. Heiko Elbing und Arnim Steffens veranschlagen dafür weitere zwei Jahre Arbeit. Obwohl - auch danach muss das Kataster laufend weiter ergänzt werden. „ Das ist ein Prozess, der nie richtig abgeschlossen sein wird“, ahnen die beiden.