Norderstedt. Teammanager Sven Wojtkowiak macht sich um TuRa Harksheides Basketballer nach dem Abstieg aus der 2. Regionalliga Nord keine Sorgen.

Die Basketballer von TuRa Harksheide haben den Klassenerhalt in der 2. Regionalliga Nord nicht geschafft. Zwei Jahre nach dem Aufstieg muss die Mannschaft zurück in die Hamburger Oberliga. Teammanager Sven Wojtkowiak (53) zieht im Abendblatt-Interview nach einer von der Pandemie beeinträchtigten Saison Bilanz.

Wie groß ist die Enttäuschung nach dem Abstieg?

Sven Wojtkowiak Die Niedergeschlagenheit hält sich zum Glück in Grenzen. Außerdem, einen Funken Hoffnung gibt es ja immer noch. Es steht noch die Nachricht des Regionalliga-Spiellausschusses aus, der die Zahl der Absteiger eventuell um ein Team verringern will. Das ist aber nur eine vage Hoffnung. Wir wissen jetzt, dass es Ende September 2021 richtig war, die Herausforderung in der 2. Regionalliga anzunehmen und blicken jetzt nach vorn.

Vor zwei Jahren waren die Zweifel ja noch beträchtlich, ob man als Oberliga-Nachrücker das Wagnis eingehen sollte.

Stimmt. Wir haben längere Zeit überlegt. Gerade das finanzielle Risiko war schwer abzuschätzen, und wir mussten schließlich die Zustimmung des Gesamtvereins haben – waren letztlich aber sicher, einen leistungsstarken Kader zur Verfügung zu haben, der sich dem Konkurrenzkampf stellen kann.

Warum ging es dann trotzdem vom ersten Match an gegen den Abstieg?

Die gesamte Spielzeit über gab es immer mal wieder Defizite in puncto Trainingsbeteiligung und -fleiß. Die Mannschaft war oft personell geschwächt und vergab bessere Ergebnisse durch starke Leistungsschwankungen. Die Motivation des Teams ist grundsätzlich hoch, die Spieler sind zwischen 17 und 40 Jahre alt. Da ist die zeitliche Konkurrenz durch Beruf, Familie und andere Freizeitaktivitäten schon erheblich. Dabei legt unser Headcoach Wert darauf, gerade den jüngeren Aktiven Spielmöglichkeiten in einer möglichst hohen Klasse zu ermöglichen. Nur so kann Basketball auch für die gesamte Mannschaft attraktiv sein.

Wie steht es derzeit in Sachen Jugendförderung aus?

Unsere U 18 gehört zu den Topteams in Hamburg und spielt am Wochenende in Berlin um die Norddeutsche Meisterschaft. Die Jungen dieser Altersklasse erhalten Unterstützung von Jugendlichen des Niendorfer TSV, und auch die U 16 hat mit dem NTSV eine Spielgemeinschaft gebildet.

TuRas jüngere Jahrgangs-Teams gehören inzwischen zu den erfolgreichsten im Hamburger Basketballverband…

Ja, die U 12 bis U 18 spielen seit Jahren um die Hamburger Meisterschaft. Das ist der Verdienst von Head-Coach Mohammed Atya. Wir hoffen, dass er noch lange bleibt.

Müsste man ihn denn nicht allmählich mal entlasten?

Das ist gar nicht so einfach. Mo ist es gewohnt, das meiste in Eigenregie zu machen. Neben einigen engagierten Eltern wird er vor allem von seiner Tochter Shams unterstützt. Sie kümmert sich vornehmlich um Turniere und die Nachwuchsarbeit im weiblichen Bereich. Jüngst hat er Verstärkung durch Mindaugas Laukaitis aus Litauen bekommen – der ist Jugendtrainer mit viel Fachkompetenz und einer hohen Akzeptanz bei den Jugendlichen.

Was reizt den Nachwuchs heutzutage am Basketball?

Basketball ist ein intelligenter Sport, der einen nicht nur körperlich, sondern auch intellektuell fordert. Schon von klein auf erlernt man Spielsysteme. Eines Tages stellt man fest, dass es auch um Stressabbau geht. Ich beobachte das immer wieder: Basketball ist so etwas wie Hochgeschwindigkeits-Schach. Bei TuRa spielen viele Abiturienten mit einer guten schulischen Ausbildung, die das hervorragend verinnerlichen und auf dem Feld einen genauen Plan umzusetzen wissen. Das garantiert Erfolg.

Hat die neue Dreifeldhalle am Exerzierplatz als neue Spiel- und Trainingsstätte zum Aufschwung in der Basketballsparte beigetragen?

Das 7,5-Millionen-Euro-Projekt der Stadt ist ein Segen, nicht nur für die Basketballer. Erstmals seit 1996 ist eine zusätzliche Spielstätte entstanden, von der der gesamte Norderstedter Sport profitiert, da zusätzliche Hallenzeiten für alle Vereine dringend erforderlich waren. Für uns Basketballer ist es einfach großartig, dass wir uns auf einen Spielort konzentrieren können.

Noch einmal zurück zur Männermannschaft. Kann man davon ausgehen, dass in der kommenden Saison ein starkes Team, egal in welcher Spielklasse, an den Start gehen wird?

Wenn nichts Gravierendes passiert, wird der Kern des Kaders bleiben – also auch Tim Weidemeyer und Andrej Telemann, die in der Topscorer-Liste der Saison 2021/2022 mit 307 und 306 Punkten auf den Plätzen drei und vier liegen, sowie unsere U-18-Nachwuchshoffnung Tino Wohltmann.

Kann Amateursport in Zeiten des Ukraine-Krieges überhaupt in normalem Bahnen verlaufen?

Fast alle haben beklemmende Gefühle. Wir hoffen erst mal, dass sich für alle Flüchtlinge eine Unterbringung in der Stadt findet. Zum Glück wurden hierzu bisher kaum Sporthallen benötigt. Gerade für die Jugendlichen ist es sehr wichtig, dass jetzt nach der Pandemie der Sport nicht erneut ausfällt. Gerade die Basketballer sind immer offen für geflüchtete Menschen. So wollten wir den 30-jährigen Maksym Maievskyi in den Spielbetrieb integrieren. Trotz Flüchtlingsstatus blockiert dies jedoch bisher der Deutsche Basketball Bund. Man müsse auf die Freigabe aus der Ukraine warten. Wer soll das noch begreifen?