Norderstedt. Die Norderstedterin Angelika Waitschies hat unter dem Pseudonym Svea Jensen „Nord West Tod“ geschrieben. Ort der Handlung ist St. Peter-Ording.

Die Spannung steigt mit jedem Klingelton. Wie wird sich diese Dame wohl am Telefon melden? Sie hat vier Namen, unter denen sie wählen kann – das kann nicht jeder von sich behaupten. Sie wählt ihren bürgerlichen Namen: „Angelika Waitschies, guten Tag.“ Guten Tag. Aha. Sie hätte sich auch ganz anders melden können: mit Beeke Dierksen zum Beispiel, Angelika Svensson oder, ganz aktuell, Svea Jensen. Das alles wäre durchaus legitim, kein Gesetzeshüter könnte Einspruch erheben, niemand dürfte sich beschweren. Das Spiel mit den Namen ist für Angelika Waitschies zur Selbstverständlichkeit geworden, durcheinander kommt sie schon lange nicht mehr. Denn diese Dame ist gewieft: Als Autorin von Kriminalromanen bewegt sie sich in ihren Werken immer zwischen Legalität und Illegalität. Svea Jensen ist ihr neuester Name und „Nord West Tod“ das aktuelle Werk, das heute deutschlandweit im Handel erscheint.

Drei Verlage, drei Autorennamen, viele Bücher mit unterschiedlichen Figuren und Themen. Jeder Mord, jede kniffelige Fahndung und jedes zwischenmenschliche Techtelmechtel, von denen die Kommissare nicht verschont bleiben, entsteht am Schreibtisch in ihrem Norderstedter Arbeitszimmer. Aber „Nord West Tod“ hat für Angelika Waitschies einen ganz besonderen Stellenwert: Ihr achter Kriminalroman erscheint bei HarperCollins, dem zweitgrößten Publikumsverlag der Welt, und bildet den Auftakt einer Reihe von Büchern, deren Handlung genau dort angesiedelt ist, wo die Autorin seit mehr als 40 Jahren ihre Urlaube verbringt: In St. Peter-Ording, dem beschaulichen und noch nicht allzu mondänen Ferienort an der Nordsee.

Waitschies hat eine beachtliche Spätkarriere hingelegt

Dort nämlich gibt es eine Soko, eine Sonderkommission der Polizei, die für die Klärung eines Vermisstenfalles gebildet wird. Nur im Buch natürlich, nicht in Wirklichkeit. Noch nicht jedenfalls.

Bisher hat Angelika Waitschies ihre Kriminalromane bei den Verlagen Droemer Knaur und Emons veröffentlicht, aber erst jetzt fühlt sie sich angekommen. HarperCollins hat die Norderstedter Autorin unter Vertrag genommen, weil sie mit ihren bisherigen Büchern bewiesen hat, dass sie Spannung erzeugen und nebenbei viel Gespür für zwischenmenschliche Beziehungen entwickeln kann, ohne die ein moderner Kriminalroman nicht auskommt.

Damit hat die 66 Jahre alte Autorin eine beachtliche Spätkarriere hingelegt: Erst vor 13 Jahren hat die frühere NDR-Mitarbeiterin mit dem professionellen Schreiben begonnen, seitdem sie im Ruhestand ist, startet sie so richtig durch.

Weil Sokos mit Heimatbezug inzwischen über ganz Deutschland verstreut sind und in zahllosen Büchern oder TV-Serien regelmäßig auftauchen, hat HarperCollins den beliebten Ferienort St. Peter-Ording als neuen Tummelplatz für Schurken und aufrechte Polizisten entdeckt.

Für den ersten Band hat Angelika Waitschies alias Svea Jensen eine Handlung entwickelt, die sie selbst als „familienfreundlich“ bezeichnet. Ging es in ihrem Ostseeküstenkrimi „Schwarze Förde“ (unter dem Pseudonym Beeke Dierksen geschrieben) noch recht grausam zu, entwickelt sich der Plot im neuen Buch behutsam. Die tragenden Figuren werden freundlich eingeführt: Der neue Dienststellenleiter der Polizei St. Peter-Ording ist eigentlich ein aufstrebender Leiter der Itzehoer Mordkommission, lässt sich nach dem Tod seiner Frau aber in seinen Wohnort an die Küste versetzen, um seinen Kindern ein verlässlicher Vater zu sein. Die Münchener Kommissarin kommt nach ihrer Scheidung in den Norden, um sich trübe Gedanken vom Wind wegblasen zu lassen.

Das ist die Grundkonstellation, auf der die Autorin ihre Handlung aufbaut: Eine Umweltaktivistin aus einer einflussreichen Hoteliersfamilie wird vermisst. Passten ihre Aktivitäten möglicherweise nicht zu den aggressiven Expansionsplänen der Mutter und Schwester, die den Plan hegen, an der Nord- und Ostseeküste weitere Hotels zu bauen? Leichen kommen in dem Buch natürlich vor – aber nicht alle wurden ermordet, und nicht jede entpuppt sich als Zweibeiner.

Mit viel Liebe zum Detail und mit dem nötigen Schuss Lokalkolorit hat Angelika Waitschies alias Svea Jensen einen leicht zu lesenden Krimi-Cocktail komponiert, der vermutlich nicht nur Fans von Polizeigeschichten interessiert, sondern auch die Urlauber an der Nordsee animiert, ihre Ferientage etwas spannender zu gestalten. Wer will, kann sich mit dem Buch in der Hand einige Schauplätze angucken.

Angelika Waitschies fühlt sich angekommen: HarperCollins bringt „Nord West Tod“ als Spitzentitel heraus und investiert viel Geld in die Werbung, um die neue Soko-Reihe zu etablieren. Plakate, Papiertüten mit Buchcover, Radiowerbung, Social Media – das ganze Besteck wird aufgefahren, um dem Krimi zum Erfolg zu verhelfen.

Im nächsten Krimi der Reihe geht es um Kindesmissbrauch

Der Verlag hat keine Zweifel am Erfolg: Schon im Mai erscheint mit „Nord West Zorn“ der zweite St.-Peter-Ording-Krimi, in dem Angelika Waitschies die Zügel etwas anzieht: Es geht um Kindesmissbrauch. „Ich musste also schnell arbeiten“, sagt die Norderstedter Autorin, die täglich, auch an den Wochenenden, sechs bis acht Stunden am Schreibtisch verbringt, um ihre Krimis zu schreiben. „Und das mit dem allergrößten Vergnügen.“ Sie hat geliefert: Das Manuskript liegt seit zwei Wochen beim Verlag und befindet sich jetzt im Lektorat. Der dritte Band erscheint im Frühjahr 2022, das Exposé ist abgeliefert. Der Vertrag für ein viertes Buch ist unterzeichnet. Ihre Stammleser können also sicher sein: In den Büchern geht es nicht nur um Kriminalfälle, sondern auch um die Entwicklung von privaten Beziehungen. Werden Polizeichef Hendrik Norberg und die Münchener Kommissarin Anna Wagner ein Paar? Das verrät Angelika Waitschies nicht. Was ja auch verständlich ist: Beide müssen zunächst ihre privaten Probleme bereinigen – und dann soll die neue Soko-Reihe möglichst auch über Jahre nichts an Spannung auf den verschiedenen zwischenmenschlichen Ebenen einbüßen. Die Buchserie trägt den Titel „Ein Fall für die Soko St. Peter-Ording“.