Bad Segeberg. Christel, Myriam und Bert Langbehn rudern in der kalten Jahreszeit mit Vereinskollegin Dagmar Mortzfeld erfolgreich auf dem Trockenen.
Ein Marathon hat immer die gleiche Länge, nämlich 42,195 Kilometer. Ob als Läufer, Radfahrer oder Kanute – wie man diese Distanz bewältigt, ist jedem selbst überlassen.
Ambitionierte Breitensportler, die sich auf dieser Langstrecke mit anderen Aktiven vergleichen und in den Genuss von ein wenig Wettkampf-Feeling kommen möchten, müssen gegenwärtig allerdings auf Mini-Duelle oder gar Online-Herausforderungen zurückgreifen. Wegen der Corona-Pandemie. Und wann wieder Großveranstaltungen für jedermann ohne Infektionsgefahr und Einschränkungen angeboten werden, steht noch in den Sternen.
Freiluft-Trainingsrevier: der Große Segeberger See
Auch die Mitglieder des Segeberger Ruderclubs bekommen die Corona-Auswirkungen momentan zu spüren. Das Wintertraining absolvieren sie – sofern vorhanden – in Eigenregie auf dem Ergometer. Wer keine eigene Rudermaschine hat, muss anderweitig aktiv werden. Theoretisch können und dürfen die Aktiven zwar aufs Wasser, doch dafür dürfen die Temperaturen nicht zu niedrig sein. Das Trainingsrevier des SRC ist der Große Segeberger See.
Christel Langbehn (85) ist die älteste Aktive des Vereins und schon seit 40 Jahren leidenschaftliche Ruderin. „Mein Sohn Bert ist mit 13 in den Verein eingetreten. Als dann ein Tag der offenen Tür veranstaltet wurde, habe ich mich auch mal ins Boot gesetzt. Mir hat das auf Anhieb so gut gefallen, dass ich bis heute dabeigeblieben bin“, sagt sie.
Bei den Langbehns ist Rudern Familiensache
Ein eigenes Ergometer besitzt Langbehn nicht. Sie geht stattdessen früh morgens im Ihlsee direkt vor ihrer Haustür schwimmen oder absolviert die acht Kilometer lange Runde um das Gewässer in Laufschuhen.
Trotzdem hat sie das Rudern auf dem Trockenen als Wettkampfdisziplin für sich entdeckt. In diesem Jahr nahm Christel Langbehn an der neunteiligen Alster-Ergo-Cup-Serie teil, wurde in der Gesamtwertung Siebte – und stellte zudem im 60-Minuten-Rudern mit 10.802 Metern einen Weltrekord in ihrer Altersklasse auf. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet, denn ich sitze nur selten auf dem Ergometer, da ich ja nun mal keins habe. Ins Vereinsheim dürfen wir wegen der Corona-Auflagen zurzeit nicht, dort befinden sich normalerweise unsere Rudermaschinen. Aber die sind momentan eh nicht da, denn wir haben sie unseren jungen Talenten zur Verfügung gestellt, damit die im Training bleiben“, so Christel Langbehn.
Mit 85 Jahren Stunden-Weltrekordlerin
Der Alster-Ergo-Cup ist aber nicht der einzige Wettbewerb, den die Seniorin in diesem Winter erfolgreich absolviert hat. Zusammen mit Filius Bert, Schwiegertochter Myriam und Dagmar Mortzfeld, der Schriftwartin des Vereins, nahm sie auch am Ergo-Marathon teil.
Die SRC-Crew startete als Team Kalkberg in der Vierer-Staffel und teilte sich die Distanz auf. Bert Langbehn ruderte einen Halbmarathon, seine Ehefrau Myriam nahm die 6000 Meter in Angriff, Dagmar Mortzfeld startete über 10.000 Meter, Christel Langbehn bewältigte 5000 Meter. Mit 2:38 Stunden und belegte das Quartett in der Gesamtwertung den zweiten Platz hinter der Mannschaft Foursome-Power.
Das Ganze fand wegen der aktuellen Kontaktbeschränkungen nicht, wie in den vergangenen Jahren, gemeinsam in einer großen Halle statt. Stattdessen konnten die Teilnehmer bequem von Zuhause aus rudern und mussten als Beweis für die erbrachte Leistung ein Foto von sich und der Digitalanzeige am Rudergerät an Organisator Björn Schulze-Gülich schicken. Wer es wollte, konnte sich in eine Online-Übertragung auf dem Videoportal „Zoom“ einschalten und zumindest im Netz mit Gleichgesinnten schwitzen.
Sehnsucht nach Sport auf dem Wasser
Die Langbehns teilten sich übrigens nicht nur Strecke, sondern auch die Geräte. Während Bert und Myriam Langbehn daheim in Langenhorn um die Wette ruderte, war Christel Langbehn bei Dagmar Mortzfeld in Mözen zu Gast. „Wir haben das Ergometer nach draußen gestellt und hatten einen schönen Blick auf die Natur.“ Und genau die möchte sie so schnell wie möglich auch wieder vom Boot aus genießen. „Rudern ist eine unheimlich befreiende Sportart. Auf dem Wasser ist es herrlich. Da fühle ich mich sauwohl.“