Heidmoor. Die Stiftung Naturschutz und die Landesforsten investieren 370.000 Euro in die Renaturierung von 73 Hektar Moor.
Janis Ahrens ist Natur- und Landschaftsplaner und Leiter für das zurzeit größte Partnerschaftsprojekt zwischen der Stiftung Naturschutz und den Landesforsten in der südwestlichsten Gemeinde des Kreises Segeberg, in dem nur 300 Einwohner zählenden Heidmoor. Hier soll zunächst eine Fläche von 73 Hektar des Grotmoores, die den Projektpartnern gehören, bis Ende des Jahres weitgehend unter Wasser stehen und so die alte klimaschützende Funktion als CO2-Speicher wiederhergestellt werden, erklärt Ahrens, während er bei strömenden Regen auf dem matschigen Moorboden steht. Später könnten hier dann noch bis zu 300 weitere Hektar Moorfläche renaturiert werden.
Naturschutzgebiete: Grotmoor wird bereits vernässt
Udo Harriehausen, zuständig für Naturschutz bei den Landesforsten, betont die Bedeutung dieser gemeinsamen Aufgabe: „Schleswig-Holstein hat eine große Verantwortung für den Klimaschutz durch seine vielen Moorflächen.“ Gut zehn Prozent der Landesfläche, etwa 160.000 Hektar waren vor 200 Jahren noch reine Moorfläche. Heute seien es noch etwa 100.000 Hektar Nieder- und knapp 30.000 Hektar Hochmoore, die sich überwiegend auf dem Geestrücken befänden. „Wir stehen allein auf dieser 73 Hektar großen Fläche auf zwei Millionen Kubikmeter Torfmoor, das hier bis zu fünf Meter dick ist“, sagt Abteilungsleiter Harriehausen bei der Vorstellung des Projektes vor Ort. „Unser langfristiges Ziel ist es, das gesamte Grotmoor zu renaturieren.“ Dafür sei dieses erste Pilotvorhaben ein guter Start, um dann später noch die anderen Eigentümer „mit ins Boot zu holen“, so Harriehausen. Die Landesforsten seien mit 230 Hektar größter Eigentümer des Grotmoores.
Bislang würden jedes Jahr auf dieser 73 Hektar großen Fläche 1100 Tonnen CO2 in die Atmosphäre freigesetzt, die so mit zur Erderwärmung beitragen, sagt Ahrens. Nach der Wiedervernässung würden zwei Drittel dieser Menge wieder vom Torfmoos gespeichert werden können, erklärt er. „In den nächsten 50 Jahren wären das etwa 35.000 Tonnen CO2, die hier gespeichert werden.“
Bis dahin sei aber noch reichlich Arbeit zu verrichten. Zunächst legen jetzt Bagger, Schredder und anderes schweres Gerät los, um die Entwässerungsgräben zuzuschütten. Die Drainagen hätten hier auf einer Länge von 45 Kilometern das Moor komplett trockengelegt. Nun würden dafür fünf Kilometer lange Staudämme geschaffen, hinter denen sich das Regenwasser wieder sammeln und nicht mehr abfließen könnte. „Wir wollen das Gebiet wie eine Badewanne aufstauen lassen.“
Naturschutzgebiete: Moor war in „schlechtem Zustand“
Zudem würden 4,3 Kilometer lange Stacheldrahtzäune beseitigt, um das erklärte Ziel des biologischen Klimaschutzes hier wieder in Gang zu bringen. 370.000 Euro werden jetzt in dieses Klimaschutzprojekt investiert. Denn zurzeit sei dieses Gebiet, das neben den Landesforsten zum großen Teil auch dem Hamburger Flughafen gehört, der hier vor einigen Jahrzehnten noch den Flughafen Kaltenkirchen plante, in einem biologisch äußerst „schlechten Zustand“.
Torfmoose und Wollgräser wachsen nur noch am Rande des Moores. Die Vegetation sei sehr übersichtlich. Von der moortypischen Flora und Fauna sei wenig zu sehen. Nur ein paar Kraniche. Amphibien und Reptilien, wie die bedrohten moortypischen Arten des Moorfroschs, Blindschleichen und Kreuzottern lebten nur spärlich am Rande. „Neben dem Klimaschutz ist der Schutz dieser gefährdeten Arten ein weiteres Ziel unserer Arbeit“, betont der Moorschutzexperte der Stiftung Naturschutz. Denn ohne diese sehr spezialisierten Lebensräume könnten diese Tier- und Pflanzenarten nicht überleben. Das gelte auch für den sehr seltenen Sonnentau, einer fleischfressenden Pflanze.
Heidmoors Bürgermeister Karl Menken sieht diese Entwicklung mit gemischten Gefühlen. Einerseits stehe seine Gemeinde hinter dem Klimaschutzzielen dieser Maßnahmen. Andererseits sei die Moorfläche seit dem Ende des Torfabbaus am Rande in den 1950er Jahren nur noch wenig landwirtschaftlich bewirtschaftet worden. Nur die Rheuma-Klinik in Bad Bramstedt habe dort bis vor ein paar Jahren für ihre Zwecke etwas Torfmoor herausgeholt, sagt Bürgermeister Menken.
Er fürchtet, dass diese Projekte jetzt auch vermehrt Menschen und Spaziergänger anziehen könnten. „Wir möchten, dass dies ein naturnaher Ruheraum bleibt.“