Norderstedt. Schülerinnen holen den Landessieg im Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Was im Fokus der Mädchen stand.
Ursprünglich hatten es die drei Norderstedter Schülerinnen Bodour Al-Asfar, Grace Amoako und Laura Cvetko gar nicht geplant, mit ihrer Gruppenarbeit an einem Wettbewerb teilzunehmen. „Die historische Arbeit war doch nur eine Aufgabe innerhalb des Geschichtsunterrichts“, sagt Bodour Al-Asfar. Doch die drei Mädchen aus dem Gesellschaftswissenschaftlichen Profil in der 11. Klasse der Willy-Brandt-Schule machten ihre Sache so gut, dass ihre Tutorin Milena Mackenberg begeistert vom Ergebnis der Recherchen war und sie ermunterte, ihre Arbeit einzureichen – beim Geschichtswettbewerb, den Bundespräsident Frank Walter Steinmeier ausgerufen hatte.
Schülerinnen gewinnen bei Geschichtswettbewerb
Das Motto des Wettbewerbes war „Bewegte Zeiten. Sport macht Gesellschaft“, und er wurde von der Körber-Stiftung ausgerichtet, wie jedes Jahr seit 1973. Der Wettbewerb soll das Interesse für die eigene Geschichte wecken, Selbstständigkeit fördern und das Verantwortungsbewusstsein der Jugendlichen stärken. Zwei Gremien, das Kuratorium und der wissenschaftliche Beirat, begleiten den Wettbewerb fachlich, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer können auch von zahlreichen Archiven, Gedenkstätten und Museen Unterstützung erhalten. Was ihre drei Schülerinnen anging, so sollte Tutorin Mackenberg Recht behalten: Sie überzeugten mit ihrer Arbeit zum Thema „Kommerzialisierung des Fußballs“ derart, dass sie den Landessieg in Schleswig-Holstein errangen. Und als Belohnung dürfen sich die Drei jetzt das Preisgeld in Höhe von 500 Euro teilen.
Sie setzten sich in einem starken Bewerberfeld mit vielen anderen Beiträgen durch. 220 Schülerinnen und Schüler reichten 48 Beiträge zum Wettbewerb ein. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschäftigten sich zwischen September 2020 und Februar 2021 sowohl mit der Historie von Sportstätten als auch von Sportarten ihrer Region und erforschten ihre Bedeutung.
Mädchen schreiben über Kommerzialisierung des Fußballs
Doch wie kamen die drei Norderstedterinnen eigentlich auf ihr Thema, die Kommerzialisierung des Fußballs? Durch Lauras Begeisterung für Fußball sei schnell klar gewesen, dass die historische Arbeit zum Thema Sport irgendetwas mit Fußball zu tun haben sollte. Und nachdem sich Bodour, Laura und Grace für den Wettbewerb beworben hatten, lief die Zeit. Sechs Monate, ein Projekt. Die Mädchen saßen dafür immer wieder nach dem Unterricht in der Schule zusammen und sie telefonierten sogar noch in den Ferien, um sich abzusprechen. Unterstützung erhielten sie ständig von ihrer Tutorin Milena Mackenberg, die für alle Fragen zur Verfügung stand.
Das Thema der Kommerzialisierung des Fußballs wollten sie über drei Aspekte untersuchen: Zum einen die Entwicklung des Fußballs und den Vergleich des Fußballs früher und heute“ sowie die Auswirkungen auf die heutige Gesellschaft. Das Gerüst für die Arbeit stand, nun ging es an die Recherche. Bodour, Grace und Laura fragten sich erst mal durch die eigene Verwandtschaft. Die fußballinteressierten Väter und Brüder waren die ersten Ansprechpartner. Und es fand sich sogar ein ehemaliger Fußballspieler unter den Verwandten: Matija Ostrihon konnte den Schülerinnen als Zeitzeuge dienen.
Eintracht-Chef gab Schülerinnen ein Interview
Weitere Zeitzeugen zu finden, stellte eine größere Herausforderung dar, weil die Bereitschaft zu einem Interview auch aufgrund der Corona-Pandemie nicht gerade groß war. Doch schließlich war es den drei Schülerinnen möglich, Reenald Koch, den Vereinspräsidenten und Manager des FC Eintracht Norderstedt zu einem Gespräch zu bewegen. Zudem befragten die drei Fußball-Forscherinnen Schülerinnen und Schüler der Mittel- und Oberstufe als auch die Lehrkräfte der Willy-Brandt-Schule.
Letztlich kamen die drei Freundinnen zu dem Ergebnis, dass die Kommerzialisierung des Fußballs, befeuert durch die zunehmende Medialisierung und Popularisierung des Fußballs, besonders kleineren Vereinen schadet und sich der Fokus vom Spaß am Sport hin zu den wirtschaftlichen Interessen im Spielbetrieb verlagert.
Allerdings gebe es auch positive Auswirkungen. Denn schließlich sorge die breite Masse an begeisterten Fans, die für die Spieler ihres Vereins glühen, zu einem starken Gemeinschaftsgefühl.
Norderstedter Schülerinnen für Arbeit ausgezeichnet
Die Jury des Geschichtswettbewerbes urteilte über die Arbeit der Norderstedterinnen: „Die Schülerinnen erreichen einen multiperspektiven Blick auf ihre Fragestellung. Die Elftklässlerinnen zeigen in ihrem Fazit differenziert die Folgen auf und arbeiten sowohl positive als auch negative Konsequenzen für Vereine und Spielerinnen und Spieler heraus.“
Ob Bodour, Grace und Laura nach diesem Erfolg auch bei dem nächsten Geschichtswettbewerb teilnehmen wollen, steht noch nicht fest. Er wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Am 1. September 2022 wird das Thema der nächsten Ausschreibung bekannt gegeben. Es dauert also noch eine Weile, bis es an die nächste historische Spurensuche gehen könnte.
Für die Ehrung zu ihrer ersten Teilnahme war es am 20. September schließlich soweit: Im Alten Rathaus in Kiel wurden die Preise des Geschichtswettbewerbes in Schleswig-Holstein verliehen. Kiels Stadtpräsident Hans-Werner Tovar begrüßte die Schülerinnen mit einem Grußwort. Karin Prien, die Ministerin für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Schleswig-Holstein, und Thomas Paulsen, Mitglied im Vorstand der Körber-Stiftung, überreichten die Urkunden an Bodour Al-Asfar, Grace Amoako und Laura Cvetko. Für die drei Schülerinnen aus Norderstedt ein besonderer Moment – in ihrer ganz persönlichen Geschichte.