Kreis Segeberg. Wie aus den grünen Wällen nun offiziell ein anerkanntes Stück Identität für Schleswig-Holstein werden soll.

Entlang der Straßen, Wege und Felder im Kreis Segeberg sind sie in vielfacher Ausführung zu bewundern: Die Knicks. Jene grünen Wälle, die in Schleswig-Holstein seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die Landschaft prägen.

Nun soll die Tradition der Knickpflege in Schleswig-Holstein als Immaterielles Kulturerbe (IKE) anerkannt werden. Einen entsprechenden Antrag hat das Kulturministerium bei der Deutschen Unesco-Kommission (DUK) der Kultusministerkonferenz (KMK) eingereicht. „Knicks sind gewachsene Naturelemente, die von historischer und naturräumlicher Bedeutung sind. Die Tradition der Knickpflege gehört deshalb auf die Liste des Immateriellen Kulturerbes“, sagte Kulturministerin Karin Prien bei der Einreichung des Antrags. Im Herbst entscheidet das unabhängige Expertenkomitee der DUK, ob der Antrag für das Bundesweite Verzeichnis, das aktuell 131 Einträge umfasst, empfohlen wird.

Das Wissen um die Knicks wird über Generationen weitergereicht

Die Aufnahme in das IKE ist eine Anerkennung der kulturellen Ausdrucksformen in Deutschland. Der Antrag für die Knickpflege stammt von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft in Schleswig-Holstein (AbL) und wurde vom Ministerium unterstützt. In der Begründung heißt es: „Knicks sind historisch über mehrere Jahrhunderte gewachsene Naturelemente, die nur aufgrund einer traditionellen Form der Pflege in ihrer gewachsenen Struktur erhalten geblieben sind. Das Wissen um die Knickpflege ist über Generationen weitergegeben worden und wird auch heute noch aktiv an alle Akteurinnen und Akteure, die daran mitwirken, gezielt vermittelt.“

Auch wenn sich die Funktion der Knicks verändert und erweitert hat, erfüllen sie bis heute wichtige ökologische und wirtschaftliche Aufgaben und dienen wegen ihrer landschaftsprägenden und als typisch für Schleswig-Holstein wahrgenommenen Erscheinung als wichtige Identitätsmarker der grünen Infrastruktur des Landes, heißt es weiter.

Knick – das kommt vom Abknicken der Schösslinge

Zur Knickbildung kam es infolge der Verkoppelung ehemaliger Feldgemeinschaften Mitte des 18. Jahrhunderts. Zur Intensivierung der Landnutzung wurden sie vermessen und aufgeteilt. Jeder Bauer erhielt Grund und Boden als privates Eigentum zugewiesen mit der Auflage, es parzelliert mit „lebendem Pathwerk“ einzukoppeln. Die ursprüngliche Funktion der Knicks diente also im Wesentlichen der Einzäunung. Zu diesem Zweck wurden aus der umgebenden Landschaft Sträucher und Bäume entnommen und auf Wällen angepflanzt. Um dem Zaun eine große Dichte zu geben, wurden die jungen Schösslinge seitlich eingeritzt, herabgeknickt und in der Erde verankert. So entstand die landestypische Bezeichnung „Knick“. Da die Seitentriebe der geknickten Schösslinge häufig nebeneinander „harfenähnlich“ nach oben wuchsen, entstanden die sogenannten „Knickharfen“. Diese kulturhistorischen Zeugnisse der alten Zaunfunktion können örtlich vereinzelt noch bewundert werden.

Das Ringreiten und Biikebrennen sind schon Kulturerbe

In das Bundesweite Verzeichnis aufgenommen sind aus Schleswig-Holstein die „Trakehner-Zucht“ (2022) und das auch im Kreis Segeberg praktizierte „Ringreiten“ (2021). Seit 2018 sind das Gute-Praxisbeispiel „Zusammenleben von Minderheiten und Mehrheiten im deutsch-dänischen Grenzland“ und die „Helgoländer Dampferbörte“ dabei, seit 2014 schon das „Biikebrennen“ sowie länderübergreifend aus dem norddeutschen Raum die „Niederdeutsche Bühnentradition“. Das Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes soll die Vielfalt an kulturellen Ausdrucksformen in Deutschland abbilden.