Norderstedt/Boostedt. Im “Haus Ilse“ sind 59 Bewohner sowie 21 Mitarbeiter positiv getestet. 18 Infizierte in der Landesunterkunft in Boostedt.
Von außen war der Ausnahmezustand, der im „Haus Ilse“ in Norderstedt am Montag herrschte, nicht zu erkennen. Nur wenige Autos parkten vormittags vor der gerontopsychiatrischen Pflegeeinrichtung an der Segeberger Chaussee, ansonsten blieb es still. Doch der Eindruck täuschte. „Hier ist die Hölle los“, erklärte eine Mitarbeiterin der Einrichtung am Telefon. Grund für die Aufregung ist einer der größten Corona-Ausbrüche in Schleswig-Holstein: 80 Menschen haben sich im „Haus Ilse“ mit dem Coronavirus infiziert – 59 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 21 Mitarbeitende, wie der Kreis Segeberg am Montag mitteilte.
Nachdem die ersten positiven Testergebnisse in der vergangenen Woche bekannt geworden waren, wurden alle 62 Bewohner sowie der Großteil der insgesamt 81 Mitarbeiter am Neujahrstag getestet. Die Mehrheit der Ergebnisse fiel positiv aus. Bei zehn Mitarbeitern steht der Test noch aus. Nur drei Bewohner haben sich bisher nicht mit Covid-19 angesteckt. Die gesamte Einrichtung steht unter Quarantäne.
Wie es zu dem Ausbruch kommen konnte, ist noch unklar
Wie es zu dem Ausbruch kommen konnte, ist noch unklar. Die Heimleiterin des „Haus Ilse“, die ebenso in der Pflege aktiv ist, war am Montag für das Abendblatt nicht erreichbar. Der Infektionsschutz des Kreises Segeberg ermittelt und versucht, die Kette der Ausbreitung nachzuvollziehen.
Im „Haus Ilse“ leben vor allem Menschen, die an Demenz erkrankt sind. Für sie ist es besonders schwer, die Corona-Krise und die daraus resultierenden Verhaltensregeln und Hygienemaßnahmen zu verstehen.
Bereits kurz vor Weihnachten ist es im Psychiatrischen Zentrum Rickling im Rehabilitations- und Pflegebereich zu einem Corona-Ausbruch gekommen. 20 von 25 Bewohnern haben sich auf der Station 10B mit Corona infiziert, fünf von ihnen sind inzwischen in einem Krankenhaus im Zusammenhang mit der Infektion verstorben. In der Fachpflegeeinrichtung werden Menschen mit einer chronisch-psychischen Beeinträchtigung wie einer Psychose, Demenz oder Suchterkrankung betreut. Neben den Bewohnern wurden ebenfalls neun von 14 Mitarbeitern positiv getestet. Unter ihnen ist niemand schwer erkrankt.
Wohngebäude in der Landesunterkunft in Boostedt unter Quarantäne
Der Kreis Segeberg hat am Montag auch ein Wohngebäude in der Landesunterkunft für Flüchtlinge in Boostedt unter Quarantäne gestellt. Die Verfügung gilt bis auf Weiteres und voraussichtlich für 14 Tage.
Vorangegangen waren Routinetests am Neujahrstag, bei denen 18 Infektionsfälle in dem Wohngebäude festgestellt wurden. Das Landesamt für Zuwanderung und Flüchtlinge (LaZuF) entschied daraufhin, ein Haus, das bisher schon als Quarantänebereich für Kontaktpersonen genutzt wurde, zum Isolationshaus umzuwidmen und die Betroffenen mit ihren Familien dort unterzubringen. Am Sonnabend folgte dann die Quarantäne-Entscheidung Kreises Segeberg für das ursprüngliche Wohngebäude der Betroffenen. Dort wohnen aktuell 36 Personen.
Mitarbeiter der Notarzt-Börse (ärztlicher Dienst in den Landesunterkünften), des LaZuF sowie des Deutschen Roten Kreuzes waren gemeinsam mit sechs Dolmetschern vor Ort, um die Bewohnerinnen und Bewohner über die Entscheidung und die Konsequenzen zu informieren. Derzeit ist kein Bewohner im Gebäude an Covid19 erkrankt. Trotzdem reagierten alle sehr verständnisvoll auf die Maßnahme. Am Sonntag entschieden Landesamt und Notarzt-Börse, alle Bewohnerinnen und Bewohner der Landesunterkunft zu testen. 308 zu testende Personen wurden angetroffen. Am Montagnachmittag lagen alle Testergebnisse vor. Es gab nur noch einen weiteren Fall unter den Bewohnerinnen und Bewohnern. Die 80 Personen, die am Sonntag nicht angetroffen wurden, werden in den nächsten Tagen nach und nach getestet.
Ebenfalls vom Infektionsgeschehen betroffen ist der private Sicherheitsdienst in Boostedt mit aktuell fünf Fällen.