Norderstedt. Valeria Kolesnik (20) flüchtete vor fast vier Wochen aus der Ukraine nach Tangstedt. Für das Abendblatt schreibt sie ein Tagebuch.
Hallo zusammen! Wir wohnen jetzt seit fast vier Wochen in Tangstedt. Jeder Tag ist bunt und farbenfroh, was den Menschen vor Ort und den Freiwilligen zu verdanken ist. Bereits zweimal wurden wir zu einer Erfrischung im Gemeindezentrum eingeladen. Es war sehr lecker, schöne hausgemachte Schnitzel, die ich schon lange nicht mehr gegessen habe. Und unsere Jungs gehen zum Fußball. Die Ausbildung gefällt ihnen sehr gut. Sie alle lieben es.
Das Gefühl, ein Flüchtling zu sein, ist weg
Neulich war ich in Norderstedt, mir gefielen die Architektur und die Sauberkeit der Straßen. Ich fühle mich nicht mehr wie ein Flüchtling. Wir haben viele Fotos gemacht. Ich habe alle Fotos an meine Eltern in der Ukraine geschickt. Sie sind sehr froh, dass es mir gut geht. Ich möchte das Zentrum von Hamburg und seinen Hafen besuchen. Andere Leute zeigten mir die Fotos, es ist sehr malerisch. Ich möchte es mit meinen eigenen Augen sehen.
Jeden Tag möchte ich mehr und mehr über unsere neue Stadt erfahren. Ich möchte hier leben. Es ist natürlich schwer, aber ich weiß, dass sich alles verschiebt. Ich weiß nicht, wo wir im Sommer wohnen werden. Wir können nicht lange in einem Hotel bleiben. Das ist sehr ungewiss. Hoffentlich werden wir in Tangstedt oder in der Nähe wohnen. Ich mag die Siedlung, in der wir leben, sehr. Es ist so ruhig und friedlich. Ich möchte nirgendwo anders hingehen.
Die spannende Suche nach einem Job
Ich bin gerade auf der Suche nach einem Job. Ich hoffe, ich finde bald einen. Ich muss meinen Lebensunterhalt verdienen, mich ernähren und mich weiterentwickeln. Ich möchte unbedingt wieder Kerzen herstellen. Und außerdem möchte ich Gesang machen. Ich singe seit 15 Jahren.
Ich denke, dass ich mich in Hamburg als kreativer Mensch verwirklichen kann. Ich bin unseren Freiwilligen und der Regierung, die sich um uns kümmern, sehr dankbar. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich einmal in einer solchen Lebenssituation sein würde. Eine schwierige und beängstigende Situation. Ich hoffe, dass der Krieg in meinem Land bald beendet sein wird.
Wenn Russland jetzt nicht gestoppt wird, wenn Russland jetzt nicht bestraft wird, werden andere Aggressoren auf der Welt andere Kriege anzetteln.
Weitere Tagebücher stehen online unter www.abendblatt.de/ukraine-tagebuch