Kreis Segeberg. Das Hamburger Abendblatt hat sich wieder auf Spurensuche begeben und interessante Geschichten entdeckt.

Er ist knapp 1000 Kilometer lang und führt an Gebäuden vorbei, die viele Jahrhunderte alt sind und die norddeutsche Landschaft bis heute prägen. Der Radfernweg folgt den Spuren der Mönche, die das Christentum im Mittelalter in den Norden brachten. Auf der beschilderten Strecke von Bremen über Wischhafen und Glückstadt an der Elbe, Puttgarden auf Fehmarn bis nach Dänemark erfahren Radler und Wanderer alles über Kultur Landschaft und Menschen, die diese Gebiete geprägt haben. Vor allem aber erleben sie jederzeit spürbar: Ruhe.

Auf den Spuren der Mönche durch die Region

Von der Weser über die Elbe und an die Ostsee: Der Mönchsweg folgt dem Fluss der Zeit durch die Landschaft und Kultur des Nordens. Bevor die christliche Mission ins Land kam, glaubten die Menschen in Norddeutschland an eine Vielzahl Götter und Göttinnen. Bestimmte Orte, etwa Quellen, Gesteinsformationen oder Bäume galten ihnen als heilig und wurden verehrt.

Wer sich auf den Mönchsweg begibt, folgt den Spuren der Mönche. Radler und Wanderer begegnen den jahrhundertealten Zeugen christlicher Missionierung Norddeutschlands, den Feld- und Backsteinkirchen. Etwa 100 Kirchen können zwischen Bremen und Puttgarden am Rande des Mönchsweges besucht werden. 2007 wurde dieser Radwanderweg in Schleswig-Holstein angelegt, etwa drei Jahre später in Niedersachsen.

Von Bad Bramstedt aus durch den Segeberger Forst

Historische Sagen und Anekdoten schmücken den Verlauf der Tour, der im Kreis Segeberg über das beschauliche Bad Bramstedt mit der gotischen Maria-Magdalenen-Kirche durch den großen Segeberger Forst in die Kreishauptstadt Bad Segeberg führt. Dabei wird natürlich auch Wahlstedt gestreift.

Vor dem Büroeingang der evangelischen Friedenskirche in Trappenkamp können sich die Pilger und Wanderer ihren Pilgerpass abstempeln.
Vor dem Büroeingang der evangelischen Friedenskirche in Trappenkamp können sich die Pilger und Wanderer ihren Pilgerpass abstempeln. © Frank Knittermeier | Frank Knittermeier

Reinhard Bronsart (77) aus Trappenkamp gehört zu den Frauen und Männern, die sich um den alten Pilgerweg kümmern. Bronsart macht das ehrenamtlich und nur auf der Strecke von Daldorf durch seine Heimatgemeinde Trappenkamp nach Bornhöved. Aber auch auf dieser vergleichsweise kurzen Strecke hat er viel zu tun.

Denn die Mönchsweg-Symbole, das sind die kleinen Schilder mit dem Zeichen der offenen Kirche, werden gerne entwendet und als Souvenir mit nach Hause genommen. Oder sie werden übersprüht und angemalt. Bronsart hat sie schon angeschraubt, angenagelt und angenietet. Aber es ist nichts zu machen. Deswegen hat sich der Hüter des Mönchsweges nun eine Schablone mit dem Mönchsweg-Symbol fertigen lassen und nach Absprache mit dem Förster Bäume an der Strecke damit bemalt.

Viele Fahrradfahrer nutzen den Mönchsweg

Reinhard Bronsat, der selbst ein leidenschaftlicher Radfahrer ist, hat im Laufe der Jahre festgestellt, dass der Mönchsweg tatsächlich ein vielgenutzter Radweg ist. Zwar ist nicht jeder Radler in Bremen auf und in Puttgarden wieder abgestiegen, aber viele Ausflügler nutzen einzelne Streckenabschnitte, um die Natur zu genießen. Wer ernsthaft unterwegs ist, kann sich einen Pilgerausweis besorgen und ihn an vielen Stationen unterwegs selbst abstempeln oder abstempeln lassen.

In Trappenkamp hängt der Stempelkasten am Eingang zum Pastorat der evangelischen Friedenskirche, Gablonzer Straße 15. Hier können sich die Pilger auch in ein kleines Pilger-Büchlein eintragen. Ein Blick in das Buch sagt aus, dass die Radler teilweise längere Strecken zurückgelegt haben, um sich in Trappenkamp ihren Stempel abzuholen. Als Adressen sind dort Aukrug, Wesselburen, Hamburg, Lübeck oder Neumünster zu lesen.

Fahrradwerkstätten auf dem Pfad der Mönche

Reinhard Bronsat selbst spricht die Radler gerne mal an, um zu erfahren, woher sie kommen und wohin sie wollen. Aber nur einmal ist er in all den Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit auf eine Wanderin getroffen, die tatsächlich von Bremen nach Puttgarden unterwegs war. „Die hat sich für ihre Tour einen Monat Zeit gelassen“, sagt der Wächter des Mönchsweges. Wer diese 530 Kilometer lange Tour ebenfalls bewältigen möchte, egal ob mit dem Rad oder zu Fuß, findet genügend Übernachtungsmöglichkeiten: In der Broschüre „Mönchsweg – mit Leib und Seele“ gibt es viele Hinweise. Aber auch im Internet (www.moenchsweg.de) sind für jeden Streckenabschnitt zahlreiche Unterkünfte aufgelistet.

Wer will, kann sich eine kostenlose App auf das Smartphone herunterladen. Sie bietet Infos zu der Geschichte des Weges, aber auch zur Gastronomie, Unterkünften und Fahrradwerkstätten auf dem Pfad der Mönche. Vorerst wird in der App allerdings nur der schleswig-holsteinische Teil von Glückstadt bis Puttgarden behandelt und vorgestellt. Dafür aber sehr ausführlich: Es gibt Entdeckerthemen, Etappenkarten, Besonderheiten am Wegesrand, Touren-Tipps und jede Menge Veranstaltungshinweise.

In Puttgarden endet der deutsche Teil des Weges

In der App wird die Geschichte des Mönchswegs auf besonders lebhafter Weise aus Sicht des Missionars Bruno von Faldera erzählt. Im Ton, Text und Video berichtet der Mönch, der im zwölften Jahrhundert gelebt hat und ein Schüler des Missionars und Bischofs Vicelin war, über die historische Christianisierung. Bei Bad Segeberg etwa berichtet von Faldera über die „grüne Grenze“ zum Gebiet der Slawen: „Die Wege dorthin führten durch dichte Wälder und Moore. Wir Missionare begegneten kaum einer menschlichen Siedlung.“

Insbesondere über die Kirchen in der Region weiß der Missionar von Faldera bestens Bescheid. Sie bietet auch Informationen über andere Sehenswürdigkeiten entlang des Mönchswegs. Zum Beispiel über das Museum Alt-Segeberger Bürgerhaus in der Kreishauptstadt oder den Wildpark Eekholt. Die Anwendung für das Smartphone wurde vom Verein Mönchsweg entwickelt und durch die Europäische Union gefördert.

In Puttgarden endet der deutsche Teil des Mönchsweges. In Dänemark geht es weiter. Der dänische Mönchsweg (Munkevejen) führt von Roedbyhavn am Fehmarnbelt über die Inseln Lolland, Falster, Moen und Seeland. Der Fernradweg endet nach 420 Kilometern am Dom von Roskilde. Unterwegs kommen Radler zum Beispiel am Dom von Maribo oder dem Kloster von Soroe vorbei. Die Route ist auch in Dänemark durchgehend beschildert und in Etappen von 15 bis 35 Kilometern eingeteilt. Etliche Informationstafeln weisen auf Attraktionen am Wegesrand hin. Wer in Bremen losgefahren ist und die Tour in Roskilde beendet, hat also gut 1000 Kilometer zurückgelegt.