Eekholt. 13 Schülerinnen und Schüler dokumentieren im Filmcamp unter anderem, warum Fischotter Lars keine Freundin hat
Der Hauptdarsteller lässt nicht lange auf sich warten. Mit flinken Bewegungen gleitet Lars direkt unter der Wasseroberfläche auf die Gruppe zu, dann schnellt er auf einen Baumstamm, schüttelt sich und blickt in Richtung Kamera. Ein echter Profi eben. Der Kanadische Fischotter ist Protagonist im Drehbuch von Johanna Seifert, Clara Diez, Milla Heide und Lara Stolle. Die Zwölfjährigen nehmen am Jugend-Filmcamp im Wildpark Eekholt teil. Nachdem die Veranstaltung, die ein Projekt des Internationalen Naturfilmfestivals Green Screen ist, im Vorjahr aus bekannten Gründen ausfallen musste, ist es in diesem Sommer möglich, das Ferienangebot durchzuführen.
Das Jugend-Filmcamp findet zum zwölften Mal statt
„Auch in diesem Jahr war es eine Zeit lang unsicher, weil wir nicht wussten, welche Corona-Verordnung zu diesem Zeitpunkt greifen würde“, sagt Ute Kröger, Leiterin der Wildparkschule. Dabei passt die Verbindung zwischen Naturpädagogik und moderner Technik optimal zum Konzept der Einrichtung. Das Camp findet nun bereits zum zwölften Mal statt. „Ziel ist es, ein selbst gewähltes Thema aus Natur und Umwelt in einem fünf- bis zehnminütigen Film informativ darzustellen“, so beschreibt Michael van Bürk, Sprecher des Festivals, die Aufgabe. „Es ist eine wichtige Sache, die Jugend für die Schönheit der Natur zu begeistern. Wenn sich Jugendliche mit dieser Thematik befassen, prägen sie sich das unheimlich tief ein.“
Die Zielsetzung in Eekholt hat es in sich, schließlich haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer – es sind diesmal 13 – nur von Sonntag bis Freitag Zeit, dann wird das fertige Werk uraufgeführt. Die beiden anderen Gruppen porträtieren die Falkner des Wildparks beziehungsweise die diebischen Kolkraben und Baummarder. Bei Fischotter Lars geht es um dessen Sehnsucht nach Liebe. „Der Wildpark findet keine Freundin für ihn“, erklärt Clara. „Kanadische Fischotter sind recht selten.“ Also sei der Neunjährige ein Single, der in seinem eigenen Gehege lebt, räumlich getrennt von den Eltern Finja und Sid, „und der auf seinen Körper achtet“.
Eindringliche Momente, die sich den Schülern einprägen
Morgens sei der Otter sehr aktiv, berichten die vier Mädchen. Und Lars hat einen ausgeprägten Jagdinstinkt, was ein in dieser Woche gefilmtes Drama beweist. „Es waren Wildentenküken in die Gehege von Lars und seinen Eltern hineingeflattert“, sagt Lara. Sie sahen, wie Sid ein Küken nahm, es untertauchte, dann mit dem kleinen Wasservogel wegschwamm und diesen auffraß. „Dann sind wir rüber zu Lars und haben gesehen, dass auch er ein Babyentchen hatte. Er hatte es gerade getötet und es richtig zerfleischt."
Es sind auch solche eindringlichen Momente, die sich einprägen. Udo Zimmermann, früher Leiter der Redaktion „Natur und Tier“ beim Bayerischen Rundfunk, berät die Gruppen auch in diesem Jahr wieder zusammen mit den Medienpädagogen Lena Kuhn und Philipp Schüller. „Nach dem Dreh werden sie durch jeden Zoo anders durchgehen.“
Zur Inspiration hatte er eine eigene Dokumentation über die berühmten Victoria-Fälle mitgebracht. Aber in Eekholt steht die Grundlagenarbeit im Vordergrund. Oder sogar auch einmal nur das Miteinander. „Es ist gut, dass die Kinder den sozialen Umgang nach einem Jahr Corona wieder lernen“, so Zimmermann.
Jugendliche lernen alle Arbeitsschritte, die zum Filmen gehören
So jung wie 2021 waren die Gruppen übrigens noch nie. „Die Hälfte ist erst zwölf Jahre alt. Das ist sehr ungewöhnlich. Und bis auf einen Jungen sind alle zum ersten Mal dabei“, sagt Philipp Schüller. Sie lernen nicht nur den Umgang zum Beispiel mit einer Zeitlupenkamera bei den Greifvögeln, sondern auch, dass es Fristen einzuhalten gibt. Nämlich Freitagnachmittag. „Das wird immer sehr knapp, aber dann wird am Donnerstag eben bis tief in die Nacht geschnitten“, so Udo Zimmermann. Drehen, vertonen, Texte einsprechen, Schrift einblenden, all diese Arbeitsschritte erfordern Sorgfalt und Geduld.
Manche Jugendliche kommen da auf den Geschmack. Es gebe junge Menschen, „die hier im Wildpark vor fünf, sechs Jahren angefangen haben und jetzt bei Filmproduktionen mitarbeiten“, so Michael van Bürk. Vielleicht ja auch irgendwann Johanna, Clara, Milla oder Lara. Der Kurzfilm über Fischotter Lars könnte ein Anfang sein. Nur die Rolle einer Gefährtin konnten die Nachwuchs-Regisseurinnen nicht besetzen. „Aber irgendwann gibt es ein Happy End für ihn.“