Norderstedt. Alle Fraktionen bis auf due AfD stimmen in der Norderstedter Stadtvertretung für die Verlängerung der U 1 bis zur Quickborner Straße.

Klares Signal aus Norderstedt nach Kiel: Mit großer Mehrheit hat sich die Stadtvertretung auf ihrer jüngsten Sitzung für eine Verlängerung der U-Bahn-Linie 1 von Norderstedt-Mitte bis zur Quickborner Straße ausgesprochen, wo dann der U-Bahnhof Norderstedt-Nord entstehen soll. Die U-Bahn würde dann die drei Haltestellen Moorbekhalle, Friedrichsgabe und Quickborner Straße von der AKN übernehmen. Die Bahn soll auf dem jetzigen AKN-Gleis fahren, das tiefer gelegt wird und die Waldstraße und Quickborner Straße unterqueren soll.

Zugleich verpflichtete sich die Stadtvertretung, dass Norderstedt mindestens 25 Prozent der Baukosten in Höhe von 135 Millionen Euro – nach aktueller Schätzung rund 34 Millionen Euro – übernehmen würde. 75 Prozent der Kosten sollen Bund und Land tragen. Zudem werde Norderstedt die Planungskosten übernehmen, wofür 850.000 Euro veranschlagt sind. Nur die AfD-Fraktion sprach sich gegen die U-Bahn-Verlängerung aus.

Für Norderstedt wäre es das „größte Infrastrukturprojekt für die nächsten 30 Jahre“, sagte SPD-Fraktionschef Nicolai Steinhau-Kühl begeistert. „Es hätte Anziehungs- und Strahlkraft für die Stadtteile Friedrichsgabe und Harksheide.“ Lange schien der größten Stadt im Kreis Segeberg diese Tür verschlossen, so Steinhau-Kühl weiter. Durch das Verhandlungsgeschick der Verwaltung sei es gelungen, „die Tür ein Stück weit zu öffnen“, so der SPD-Fraktionssprecher. „Lasst uns einen Fuß in den offenen Spalt der Tür stellen. Das wäre ein starkes Signal nach Kiel.“

Damit spielte der Sozialdemokrat auf die weiteren notwendigen Entscheidungsschritte für dieses Projekt an. So muss es in den landesweiten Nahverkehrsplan (LNVP) aufgenommen werden, wofür ein positiver Beschluss der Stadtvertretung bis Ende September nötig war. Entscheidend sei darüber hinaus, dass das Verkehrsprojekt gutachterlich nachgewiesen einen positiven volkswirtschaftlichen Nutzen haben werde, erklärte, wie berichtet, ein Sprecher des Verkehrsministeriums im Gespräch mit dem Abendblatt.

Verwaltung und Politik sind aber zuversichtlich, dass dies erreicht werden könnte, da eine Reihe an Neubaugebieten im nördlichen Harksheide und im Frederikspark geplant sind, die zu einem erheblichen zusätzlichen Fahrgastaufkommen führen dürften.

„Die U-Bahn-Verlängerung ist wichtig vor allem für die vielen Arbeitspendler, die zurzeit mit dem Auto in die Tiefgarage am Rathaus fahren und dann in die U-Bahn einsteigen“, sagte CDU-Fraktionschef Peter Holle. Für diese Leute sei es nicht attraktiv, 20 Minuten auf die AKN-Bahn zu warten, deren dieselbetriebenen Triebwagen auch „nicht zukunftsweisend und nachhaltig“ seien.

CDU hält eine Verlängerung bis Ulzburg-Süd für ideal

Er bedauere allerdings, dass die U-Bahn-Pläne nicht bis Ulzburg-Süd reichten, wo die Fahrgäste dann bald in die S 21 umsteigen könnten, oder zumindest bis zum Haltepunkt Meeschensee, wo Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Quickborn gerade einen der größten Park-and-Ride-Plätze für Pendler in der ganzen Region eingerichtet hätten. „Da wäre eigentlich der ideale Endhaltepunkt“, glaubt Holle. Ministeriumssprecher Harald Haase hatte gegenüber dem Abendblatt zu bedenken gegeben, dass bis auf eine Stadtbahn in Kiel bisher kein einziges innerstädtisches Bahnprojekt im LNVP aufgenommen worden sei. Auch das, so CDU-Mann Holle, spreche für eine Verlängerung der U-Bahn bis nach Ulzburg.

Auch Grünen-Fraktionschef Marc Muckelberg betonte die umweltfreundlichere Bahnverbindung mit Strom im Vergleich zum AKN-Dieselbetrieb. „Die AKN bietet keine Antwort auf Elektrifizierung und Barrierefreiheit. Die AKN hat die Entwicklung verpasst und stellt einen Anachronismus im öffentlichen Nahverkehr dar.“ Es sei kaum möglich, problemlos mit einem Rollator in die AKN-Bahn einzusteigen. „Die U-Bahn-Verlängerung ist wegweisend für Norderstedt“, so Muckelberg.

AfD-Fraktionschef Christian Waldheim kritisierte vor allem die Kosten für das Projekt, deren Höhe völlig ungewiss sei. „Wir können hier keinen Blanco-Scheck ausstellen.“ Da die Verschuldung der Stadt bis 2024 auf 180 Millionen anwachse. Die kostengünstigere Alternative wäre es, die AKN zu ertüchtigen. Wobei auch er sich eher für eine Verlängerung bis zum Umsteigepunkt Ulzburg-Süd aussprach.

Tobias Mährlein (FDP) erinnerte an die U-Bahn-Verlängerung 1969 von Ochsenzoll bis Garstedt und 1998 bis Norderstedt-Mitte. „Da hat auch keiner gewusst, was das am Ende kostet“, so der Liberale. „Wer diesen Schritt jetzt nicht mitgeht, ist ein Zukunftsverweigerer.“