Kreis Segeberg. Marc Muckelberg (Grüne) und Tobias Mährlein (FDP) aus Norderstedt hoffen beide auf eine Regierungsbeteiligung ihrer Partei.
„Sehr glücklich“ sei er mit den Ergebnissen der Landtagswahl, sagt Marc Muckelberg. Zwar landete der Direktkandidat der Grünen in Norderstedt mit 18,5 Prozent hinter Patrick Pender (CDU, 39,7 Prozent) und Katrin Fedrowitz (SPD, 23), aber „unser Zuwachs ist in keinem anderen Wahlkreis so groß“. Die Grünen konnten sich um mehr als zehn Prozent bei den Erststimmen im Vergleich zu 2017 steigern.
Muckelberg hofft, dass die Christdemokraten und Ministerpräsident Daniel Günther den „Willen des Volkes wahrnehmen“ und eine Regierung mit den Grünen bilden – ohne die FDP. „Natürlich könnte man auch die Jamaika-Koalition fortführen – aber warum? Dann müsste die CDU Zugeständnisse an zwei Parteien machen“, meint der 33-Jährige.
Im Wahlkreis Segeberg-West ist es den Grünen gelungen, gegenüber 2017 (8,7 Prozent) ihr Erststimmen-Ergebnis fast zu verdoppeln. „Das ist Ansporn, weiterzumachen“, sagt der Henstedt-Ulzburger Wolfram Zetzsche, der als Kandidat auf 16,2 Prozent kam. „Wir hoffen auf eine Regierungsbeteiligung.“
Ulrike Täck könnte es noch in den Landtag schaffen
Zittern muss Ulrike Täck. Die 54-Jährige hat im Wahlkreis Segeberg-Ost 15,6 Prozent der Stimmen erhalten, als Direktkandidatin der Grünen hatte sie keine Chance, in den Kieler Landtag einzuziehen. Allerdings könnte sie über die Landesliste – dort belegt sie Platz 15 – nachrücken. Aktuell haben es die ersten 14 per Direktwahl oder Liste sicher ins Parlament geschafft. Ginge aber die CDU mit den Grünen eine Koalition ein, würden die Grünen Regierungsämter übernehmen – und ihr Mandat niederlegen. Dann würde Täck zum Zug kommen.
Tobias Mährlein aus Norderstedt wünscht sich eine Regierung mit liberaler Beteiligung. „Unser Wirtschaftsminister Bernd Buchholz ist hoch angesehen. Es wäre tragisch, wenn er seine Arbeit nicht fortsetzen könnte“, sagt der FDP-Politiker, der als Kandidat immerhin 7,7 Prozent in Norderstedt holen konnte. Mährlein hat intern das sechstbeste Ergebnis der 35 FDP-Kandidaten erzielt. „Das freut mich natürlich. Damit wird unsere Arbeit vor Ort gewürdigt. Den Schwung sollten wir mit in die Kommunalwahl nächstes Jahr nehmen.“
Gegen den landesweiten Trend sei man aber machtlos gewesen, meint Mährlein und wiederholt die Worte von Bundesfinanzminister Christian Lindner: „Das war keine Landtagswahl, sondern eine Daniel-Günther-Wahl.“
Für Stephan Holowaty macht „Jamaika keinen Sinn“
Dass von drei „Jamaika“-Parteien nur zwei als Gewinner aus der Wahl hervorgingen – für Stephan Holowaty aus Henstedt-Ulzburg, bisher für die FDP im Landtag, ist das schwer zu verstehen. „Wir wären mit 11,5 Prozent wie bei der letzten Landtagswahl zufrieden gewesen.“ Seine Zeit in Kiel wird nach fünf Jahren ein Ende nehmen, sein zehnter Listenplatz erwies sich als aussichtslos. „Wir hatten einen enormen Bundeseinfluss. Landespolitische Themen wurden an Wahlkampfständen kaum abgefragt. Und die Grünen profitierten davon, dass sie sich in den Vordergrund spielen konnten, dass sie aus Berlin Rückenwind durch Annalena Baerbock und Robert Habeck gespürt haben.“ Ein neuerliches Dreier-Bündnis, wenn bereits zwei Parteien ausreichen würden – das macht aus Sicht von Holowaty keinen Sinn. „Niemand will in eine Koalition eintreten, wo er das fünfte Rad am Wagen ist.“
Die AfD hat es nicht in den Landtag geschafft
Die AfD wird dem kommenden Landtag nicht mehr angehören. Mit 4,4 Prozent der Stimmen landete sie deutlich unter der Fünf-Prozent-Hürde. AfD-Spitzenkandidat Jörg Nobis aus Kaltenkirchen sieht „mehrere Faktoren“ als Ursache. „Sicherlich hat uns der parteiinterne Streit nicht geholfen. Außerdem haben wir nicht in allen Regionen den Wahlkampf gemacht, den wir hätten machen können.“ Teilweise hätten sich AfD-Kandidaten nicht den Fragen der Medienvertreter gestellt, „warum, weiß ich nicht“. Zudem habe das Thema Corona eine Rolle gespielt. „Es ist im Moment einfach nicht mehr so wichtig für die Menschen.“ Das habe einen negativen Effekt auf das Ergebnis der AfD gehabt, zudem habe die Partei „Die Basis“ der AfD Stimmen weggenommen. Nicht zuletzt habe der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine eine Rolle gespielt. „Das klare Nein der AfD gegen Waffenlieferungen wurde uns fälschlicherweise als Putin-Versteherei ausgelegt.“
Die Linke ist unzufrieden. „Es reicht nicht, Gutes zu tun, man muss mehr darüber sprechen“, meint Christine Bilger. Die Norderstedter Kandidatin bemängelt die unzureichende Kommunikation der Linken. „Wir bewegen sehr viel.“ Aber das müsse bei der Kommunalwahl 2023 „sichtbarer“ werden.