Bad Segeberg. Tickets für das Wild-West-Spektakel „Der Ölprinz“ gibt es ab sofort. Für Bad Segeberg hängt fast alles von Winnetou ab.

Ein Plakat für die Karl-May-Spiele? Samson Goetze war ziemlich überrascht, als er den Anruf von der Segeberger Karl-May-Chefin Ute Thienel bekam. Die Latte hängt hoch, das weiß der Illustrator aus Osterrönfeld bei Rendsburg: Schließlich stammten alle Plakate der vergangenen 30 Jahre von Renato Cesaro, dem weltbekannten Plakatkünstler aus Italien, der jetzt mit 86 Jahren in den Ruhestand geht.

Aber das Ergebnis kann sich an den Arbeiten seines berühmten Vorgängers messen lassen. Mit der Enthüllung des neuen Karl-May-Plakats im Westerndorf Indian Village direkt neben der Kalkberg-Arena wurde an gestrigen Freitag der Beginn der neuen Spielzeit eingeläutet. Vom 25. Juni bis 4. September geht die Inszenierung „Der Ölprinz“ über die Bühne. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause laufen Winnetou und Old Shatterhand wieder zu Hochtouren auf.

Karl-May-Spiele: Der Plakatmaler entwirft sonst Titelblätter für den „Spiegel“

Samson Goetze ist es vor allem gewohnt, Politiker in Szene zu setzen: In den vergangenen sieben Jahren hat er immerhin 25 Titelbilder für den Spiegel gestaltet. Für die Karl-May-Figuren musste er erstmal im Internet forschen, um sich ein ungefähres Bild von den Hauptdarstellern zu machen. „Katy Karrenbauer ist Rock ‘n’ Roll“, befand er. „Genau die richtige Mischung aus Hollywoodstar und Gossentyp.“

Alexander Klaws war ihm bekannt, bei Sascha Hehn musste er etwas länger überlegen, bevor er ihn richtig einordnen konnte. Jetzt prägen die drei Köpfe das neue Plakat. Im Mittelpunkt aber steht der Ölbohrturm, der in einer gewaltigen Feuerwolke explodiert. Klaws und Hehn schauen dabei nicht die Betrachter an, sondern bauen mit ihren gegenseitigen Blicken eine Spannung auf.

Entworfen hatte der 34 Jahre Samson Goetze das Plakat bereits vor zwei Jahren auf einem 27-Zoll-Tablet. Denn eigentlich sollte Regisseur Ulrich Wiggers das Stück ja schon 2020 inszenieren. Aber erst in diesem Jahr kann es wirklich losgehen: Volle Kraft voraus für Winnetou und Co.

Corona sorgte für riesige Verlust in der Kalkbergarena

„Die vergangenen beiden Jahre waren für uns alle eine sehr schwere Zeit“, sagte Ute Thienel. Die Kalkberg GmbH habe Verluste in Höhe von 2,8 Millionen Euro verkraften müssen. Schauspieler, Techniker und anderes Personal hätten unter den erheblichen Einnahme- und Gagenausfällen gelitten.

Jetzt aber geht es mit geballter Kraft weiter. Obwohl der Vorverkauf erst am heutigen Sonnabend offiziell startet, sind bereits 43.000 Eintrittskarten verkauft, da Gäste ihre ursprünglich für die Saison 2020 erworbenen Tickets umgebucht haben. Weitere 20.000 Karten sind inzwischen schon telefonisch vorbestellt worden. Vorsichtshalber werden zurzeit noch 25 Prozent des Kartenkontingents zurückgehalten, aber die Karl-May-Geschäftsführung geht davon aus, dass auch diese sehr schnell freigegeben werden.

Wer sich entschließt, Karten zu erwerben, kann davon ausgehen, dass alle 72 Vorstellungen wie geplant ablaufen - keine Maskenpflicht auf den Plätzen, allenfalls auf den Zwischengängen. Das steht allerdings noch nicht abschließend fest. Bis zu 7700 Zuschauer fassen die Ränge pro Aufführung. 2019 kamen über 402.000 Besucher.

Karl-May-Spiele: Tourismus in Bad Segeberg hängt von Winnetou ab

Die Rückkehr der Karl-May-Spiele nach zwei ausgefallen Spielzeiten geschehe in einer sehr schwierigen Zeit, betonte Ute Thienel mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen. „Inmitten all der bedrückenden Nachrichten und furchtbaren Bilder möchten wir unsere Gäste für zwei Stunden in Karl Mays-Traunwelt einladen, in der am Ende das Gute siegt und Frieden herrscht. Ich bin sicher, dass uns allen das ausgesprochen gut tut; Winnetous Appelle für Frieden und Freundschaft sind heute aktueller denn je.“

Wie wichtig die Karl-May-Spiele für Bad Segeberg und die Region sind, fasste Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender Toni Köppen zusammen: „Bad Segebergs Infrastruktur ist vom Tourismus geprägt, da weiß man natürlich, was es für Gastronomie und Hotellerie bedeutet, wenn plötzlich 450.000 Gäste ausbleiben.“ Denn nicht nur die Karl-May-Spiele, auch die sechs Großkonzerte im Mai flössen in die Kalkulationen ein.

„Der Ölprinz“, frei nach Karl May von Michael Stamp für die Bühne bearbeitet, wird vom 25. Juni bis 4. September jeweils donnerstags bis sonnabends um 15 und 20 Uhr, sonntags um 15 Uhr gespielt. Karten gibt es im Ticket-Shop zwischen 16 und 34 Euro. Außerdem bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.