Norderstedt. Zahl der Kinder steigt. Aber die Stadt hat das selbstgesteckte Ziel bei der Kinderbetreuung längst nicht erreicht.

Eine Aufgabe, die seit Jahren ganz oben auf der Prioritätenliste von Politik und Verwaltung, steht und die somit auch der neuen Sozialdezernentin Katrin Schmieder erhalten bleibt: Norderstedt braucht dingend weitere Betreuungsplätze in Kindertagesstätten und muss Millionen Euro in den Ausbau der Einrichtungen investieren. Denn die Stadt hat ihre selbst gesteckten Ziele noch längst nicht erreicht.

Kita-Plätze: Norderstedt erreichte eigenes Ziel nicht

Vor gut sechs Jahren haben die Politiker im Jugendhilfeausschuss festgelegt, dass 70 Prozent der Ein- bis Dreijährigen einen Platz in einer Kita oder in einer Tagespflege finden sollen können. Für die Altersgruppe der Dreijährigen bis zum Schuleintritt gilt eine Versorgungsquote von 95 Prozent als Richtwert. „Wir brauchen ausreichend Betreuungsmöglichkeiten, damit Norderstedt attraktiv bleibt für junge Familien“, sagt die Dezernentin. Das Betreuungsangebot einer Stadt ist längst auch zu einem aus Sicht der Unternehmen wichtigen Standortfaktor geworden. Denn es ist ein Kriterium für die mögliche Ansiedelung der dringend benötigten Fachkräfte.

Obwohl Norderstedt in den vergangenen Jahren zweistellige Millionenbeträge in den Neu- und Ausbau der Kitas investiert hat, bleibt das Betreuungsangebot immer noch hinter dem selbst formulierten Anspruch zurück. In den vergangenen zehn Jahren haben die Stadtverwaltung in ihren acht Kitas und die kirchlichen und freien Träger in ihren 34 Kitas etwa 500 zusätzliche Krippen- und 560 Elementarplätze geschaffen, und jährlich kommen weitere hinzu. Momentan bieten die Stadt und die freien Träger 730 Plätze für die Jüngsten und 2328 Plätze für die älteren Jungen und Mädchen an. Das geht aus dem Kita-Bedarfsplan hervor, den der Jugendhilfeausschuss beschlossen hat.

Kita-Plätze: In Glashütte ist das Angebot besonders niedrig

Bei den Elementarkindern entspricht das Platzangebot einer Versorgungsquote von 87,6 Prozent, liegt also um gut sieben Prozent unter dem angestrebten Wunschwert, wobei das Verhältnis von Plätzen zu Kindern in den Stadtteilen deutlich auseinanderklafft. Im Raum Harksheide/Norderstedt-Mitte können so gut wie alle der älteren Kinder in einer Kita oder in der Tagespflege betreut werden. Die Versorgungsquote ist hier mit 99,58 Prozent übererfüllt. Am geringsten ist das Angebot hingegen in Glashütte, wo nur für 81,17 Prozent der Kinder Betreuungsplätze angeboten werden.

Bei den Krippenkindern finden in Norderstedt nur vier von zehn Eltern einen Platz für ihren Nachwuchs (Quote: 41,98 Prozent). Spitzenreiter ist auch hier der Sozialraum Harksheide/Norderstedt-Mitte mit einer Versorgungsquote von 45,05 Prozent, Schlusslicht ist ebenfalls Glashütte (39,71 Prozent).

Kita-Plätze: Kinder haben Anspruch auf Ganztagsbetreuung

Die Jungen und Mädchen im Alter von bis zu einem Jahr nehmen eine Sonderrolle in Norderstedt ein, sie bleiben fast ausschließlich bei den Eltern Zuhause. Die Verwaltung geht daher davon aus, dass ein Krippenplatz für 100 Kinder reicht. Werden nur die Ein- bis Dreijährigen berücksichtigt, liegt die Quote bei 62,82 Prozent, also auch noch gut sieben Prozent unter dem Zielwert.

Gut vorbereitet scheint Norderstedt auf eine gesetzliche Vorgabe zu sein, die von 2026 an gilt: Dann haben alle Kinder einen Rechtsanspruch auf die Ganztagsbetreuung. Mit dem Um- und Ausbau der zwölf Norderstedter Grundschulen zu Offenen Ganztagsschulen hat die Stadt schon vor zehn Jahren begonnen, ein entsprechendes Angebot zu schaffen. Elf der Schulen bieten inzwischen Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und Aktivitäten am Nachmittag an, für die letzte Grundschule Pellwormstraße läuft die Planung.

Von den 2876 Norderstedter Grundschülern bleiben 2224 auch nach dem Unterricht in der Schule. Hinzu kommen 60 Hort- und Modulplätze, so dass die Stadt für vier von fünf Grundschülern schon jetzt den von 2026 an geltenden Rechtsanspruch erfüllen kann.

Kita-Plätze: Am Buchenweg entstehen 40 neue Krippenplätze

Beschlossen und geplant sind laut dem aktuellen Kita-Bedarfsplan weitere 135 Plätze im Krippenbereich und 170 Plätze im Elementarbereich. „Demnächst werden wir die Kita Buchenweg einweihen“, sagt Schmieder. Für 2,7 Millionen Euro entstehen dort 40 Krippenplätze.

Wichtig sei, dass die Einrichtungen gleich mitgeplant und gebaut werden, wenn Neubaugebiete entstehen. So baut die Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Harkshörn für 3,7 Millionen Euro eine Kita mit 25 Krippen- und 50 Elementarplätzen. Direkt vor der Tür liegt eines der größten Norderstedter Baugebiete, am Harkshörner Weg sind 540 Wohneinheiten geplant.

Eine möglichst verlässliche Prognose für den Bedarf an Kita-Plätzen zu erarbeiten, ist ein komplexer Vorgang. Basis ist die Bevölkerungsentwicklung, die sich auf die Zahlen des Statistikamtes Nord stützt. Danach wächst Norderstedt bis 2035 jedes Jahr um durchschnittlich 457,5 auf gut 88.000 Bewohnerinnen und Bewohner. Ursache dafür ist zum einen eine steigende Geburtenrate – aktuell bringt jede Norderstedterin im Schnitt 1,5 Kinder zur Welt.

Kita-Plätze: Zahl der Kinder in Norderstedt steigt

Allerdings haben die Statistiker errechnet, dass mehr Menschen sterben als neu auf die Welt kommen. Dennoch steigt die Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner durch den Wanderungsgewinn – die Zahl derer, die in die Stadt ziehen, ist deutlich höher als die Zahl derjenigen, die Norderstedt verlassen.

Die Folge: Die Zahl der Kinder bleibt bis 2028 auf hohem Niveau, jedes Jahr kommen momentan 719 Neugeborene hinzu. Dann steigt die Zahl bis auf 771 in 13 Jahren.

„Das besondere am aktuellen Kita-Bedarfsplan ist, dass wir die Daten des Statistikamtes Nord mit denen unseres Einwohnermeldeamtes abgeglichen und so präzisere Angaben bekommen haben“, sagt Sozialdezernentin Katrin Schmieder, die nicht nur Quantität der einzelnen Betreuungseinrichtungen, sondern auch die Qualität und neue Betreuungskonzepte im Blick hat.