Bad Bramstedt. Verein nutzt die Corona-Zwangspause, um die historische Oskar-Alexander-Kurbahn in Bad Bramstedt auf Vordermann zu bringen.

Noch liegt die Stille des uralten Moores über Schwellen und Schienen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ruht der Betrieb der Moorbahn am hinteren Ende der Oskar-Alexander-Straße in Bad Bramstedt. Die beliebten Fahrtage mit Dutzenden Gästen, die per Feldbahn in offenen Wagen die Wildnis erkunden, stehen seit mehr als einem Jahr nicht mehr auf dem Programm. Doch die Mitglieder des Vereins Oskar-Alexander-Kurbahn – so lautet der offizielle Name – haben die Zeit genutzt und viel Arbeit in die Strecke gesteckt, die in Hufeisenform durch „Hamanns Sumpf“ führt.

Feldbahn jetzt möglichst barrierefrei

Wichtigste Neuerung: Die Bahn fährt künftig bis zum Eingangstor, sodass gehandicapte Besucherinnen und Besucher nicht mehr den langen Weg bis zum alten Bahnschuppen gehen müssen, wenn sie zur Rundfahrt aufbrechen. Der Fußweg führt über Gleise und Unebenheiten und ist beispielsweise für Menschen mit Rollatoren kaum zu bewältigen.

„Wir haben die Zeit genutzt, die Gleise um 250 Meter zu verlängern“, sagt Betriebsleiter Andreas Knopf, der sich seit 1989 um die alte Feldbahn kümmert. Früher diente sie dazu, das Moor für die Therapien im Klinikum zu transportieren. Heute bietet sie die einzige sichere Möglichkeit, im Moor voranzukommen. Wer hier zu Fuß von den Wegen abweicht, riskiert unbemerkt für die nächsten 1000 Jahre im Schlamm zu versinken. Die Bahn bietet Gaudi für die Ausflügler und erleichtert die Landschaftspflege.

Am Eingang soll ein mobiler Holzbahnhof entstehen

Der 59-jährige Knopf und seine Mitstreiter wollen außerdem am Eingang einen kleinen mobilen Holzbahnhof in Carportgröße inklusive Fahrkartenschalter bauen. Außerdem muss noch die Lok für die Personenzüge instand gesetzt werden, bevor sie an der Spitze der Miniaturzüge ins Moor rollen kann.

Mit der Verlängerung zum Eingang hat die Bahn die längste Ausdehnung, die das Gelände hergibt, erreicht. Auch der Schienenvorrat ist endgültig verbraucht. Die Strecke ist 2,2 Kilometer lang und führt hufeisenförmig über das umzäunte Areal. Fünf Passagierwagen und 19 Loren sowie zwei Dieselloks gehören zum Fuhrpark. Die Spurweite liegt bei gerade mal 600 Millimetern. Zum Vergleich: Die große Deutsche Bahn fährt auf 1435 Millimetern.

Durch Corona-Pause haben sich Schulden angesammelt

Der Verein hofft, an die guten Zeiten wieder anknüpfen zu können, wenn die Bahn wieder rollen kann. „Das lief gut“, sagt Knopf. Jetzt hätten sich Schulden angesammelt. Doch der Optimismus geht so weit, dass er an eine große Investition denkt, sobald bessere Zeiten kommen. Schon jetzt Jahren träumt Knopf davon, im Moor eine Schmalspurdampflok fahren zu lassen, die mit Abfallholz und Regenwasser betrieben wird und theoretisch für einen 365-Tage-Betrieb sorgen könnte.

Die Dieselloks würden nur noch als Reserve bereitstehen. Doch der Traum hat seinen Preis: 80.000 britische Pfund kostet das Modell, das Knopf im Visier hat. Diese Lok gilt als moortauglich, da sie im Gegensatz zu anderen Dampfloks keine Funken versprüht, die die Landschaft in Brand setzen könnten.

Außer an der Strecke haben die Moorbahner am Zaun gearbeitet. Auch dabei ging es ökologisch korrekt zu. Entstanden ist der erste Abschnitt einer Benjeshecke, die aus Reisig besteht, das zwischen Pfählen gelegt und zu Boden gedrückt wird. Sie soll auf lange Sicht das gesamte Gelände auf einer Länge von 3,2 Kilometern umschließen.

„So eine Hecke bietet einen wertvollen Lebensraum“, sagt Knopf. „Wenn sie fertig ist, haben wir hier die längste Benjeshecke Europas.“ Um genügend Äste zu bekommen, hofft er auf eine Vereinbarung mit dem Klinikum über ein Strauchschnittmanagement. Alles Grün, was auf dem großen Krankenhausgelände abgeschnitten wird, könnte Material für die Hecke liefern und müsste nicht gegen Gebühr entsorgt werden.

Geschichte der Bahn geht bis ins 19. Jahrhundert zurück

Auch das Moorgelände gehört zum Besitz des Klinikums. „Ich pflege das Gelände, sodass sich die Klinik darum nicht kümmern muss“, sagt Knopf. Langfristig soll das Moor renaturiert werden. Im Gegenzug darf der Verein die alte Bahn fahren lassen, deren Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückgeht und damit weit vor der Gründung der Rheumaheilstätte begann.

Ohne die Schmalfelder Mergelbahn hätte es die Moorbahn des Kurhauses in Bad Bramstedt nicht gegeben.
Ohne die Schmalfelder Mergelbahn hätte es die Moorbahn des Kurhauses in Bad Bramstedt nicht gegeben. © Jönköpings Lans Museum | Jönköpings Lans Museum

Knopfs Recherchen haben ergeben, dass zwischen 1884 und 1914 im benachbarten Schmalfeld die sogenannte Mergelbahn fuhr. Fünf Dampfloks und 300 Wagen sorgten für den Transport von Kalk aus einer Grube. Kunden waren Bauern zwischen Neumünster und Hamburg. Als Oskar Alexander im Jahr 1929 die Rheumaheilstätte auf dem Gelände des heutigen Klinikums aufbaute, konnte er für den Transport von Moor aus „Hamanns Sumpf“ einen Teil des Fuhrparks aus Schmalfeld nutzen.

Wann die Bahn wieder fahren kann, ist unklar

Auch eine Dampflok gehörte dazu, haben Zeitzeugen Knopf versichert. Alle Schienen, Schrauben und Lorenwagen stammen aus dem Schmalfelder Bestand. „Die Mergelbahn ist die Wiege der Moorbahn“, sagte Knopf. Historische Fotos beider Bahnen hat der Moorbahner auf seiner Facebook-Seite eingestellt.

Wann die Bahn wieder fahren wird, kann Knopf noch nicht sagen. Wenn die Corona-Vorschriften es möglich machen, könnten allenfalls Sonderfahrten ins Programm aufgenommen werden. Regelmäßige Fahrtage sind jedoch erst ab kommendem Jahr wieder denkbar. „Es ist noch sehr viel zu tun“, sagt Andreas Knopf.