Norderstedt. Der Norderstedter Fotograf Robert Schönherr lädt zu einer Online-Ausstellung mit dem Titel Fernweh“ ein

Mit einer Cessna über San Francisco fliegen, bei Vollmond durch Manhattan wandern oder Polarlichter in Island bestaunen – schön wär’s! Reisen ist seit Beginn der Corona-Krise kaum möglich. Der Norderstedter Pilot und Fotograf Robert Schönherr möchte das Gegenteil beweisen und lädt mit seiner Online-Ausstellung „Fernweh“ zu einer virtuellen Weltreise ein. Die Besucherinnen und Besucher können sich dabei frei durch die Räume der 3D-Galerie bewegen und die mehr als 70 ausgestellten Bilder in eigenem Tempo betrachten. Alternativ führt der Fotograf persönlich durch die Ausstellung – rein akustisch. Er erklärt, was ihn an den Bildern fasziniert, erzählt Geschichten zu seinen Motiven und erläutert seine Vorgehensweisen beim Fotografieren. Beispielsweise, wie er ein unberührtes Venedig im Lockdown erlebt hat, den weltbekannten Hollywood-Schriftzug auf dem Mount Lee bei Nacht neu in Szene setzte oder was ihn an Leuchttürmen fasziniert.

Robert Schönherr ist hauptberuflich Pilot. Auch Flugzeuge gehören zu seinen Motiven.
Robert Schönherr ist hauptberuflich Pilot. Auch Flugzeuge gehören zu seinen Motiven. © Unbekannt | Yvonne Weick

Schönherr nimmt teilweise ungewöhnliche Perspektiven ein. Einem Wohnblock mit dem Namen „Monsterbuilding“ auf Hongkong Island näherte er sich über den Innenhof. Die Betrachterin blickt an den in den Himmel ragenden bunten Häuserfronten hoch und verliert dabei leicht die Orientierung. Aber auch klassische Motive wie die Golden Gate Bridge, seine Heimatstadt Stockholm und die Hamburger Messehallen finden Platz in der Ausstellung. Wer seine Urlaube am liebsten in der Natur verbringt, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Schönherr hat ein Faible für Wasserfälle ob in Kanada, Japan oder Island. Er hat unter anderem einen unberührten Strand in Oregon, den Vulkan Fuji in Japan, der sich im Kawaguchi-See spiegelt, oder die Landschaft des Val d’Orcia in der Toskana durch die Linse betrachtet.

Nach Menschen suchen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung hingegen vergeblich. Städte und Strände scheinen leer gefegt. Nur ab und zu entdeckt man einen Schatten in Menschengestalt wie den japanischen Wachmann, der an bunten Bürotüren in Tokio vorbeiläuft. So bleibt selbst die virtuelle Reise krisenkonform kontaktarm. Dabei sind die Bilder vor allem vor der Pandemie entstanden. „Ich habe entweder den Menschen im Fokus, und versuche ihn in seiner gewohnten Umgebung einzufangen oder ich konzentriere mich auf Städte und Natur“, erklärt Schönherr. Mit „Fernweh“ habe er vor allem die Sehnsucht nach dem Reisen stillen wollen. „Mir kam die Idee, die Motive, die ich in den letzten zwölf Jahren auf meinen Reisen sammeln konnte, zu bündeln. Wer im Moment seine Reise- und Kunstlust nicht richtig befriedigen kann, soll in der virtuellen Ausstellung auf seine Kosten kommen.“

Seit nun mehr als 15 Jahren fliegt er als Pilot für eine große deutsche Airline um die Welt und hält Erlebtes mit seiner Kamera fest. Sein Vater schenkte ihm seine erste Kamera – da war er gerade mal sechs Jahre alt. Schönherr ist in Stockholm aufgewachsen, lebte unter anderem in Singapur und den USA, seit zehn Jahren ist er in Norderstedt zu Hause. Als Pilot war und ist der 39-Jährige in Frankfurt stationiert. Nach einigen Jahren in Hessen packte ihn die Sehnsucht nach dem Norden und Wasser, erzählt er. „Ich habe mich in Hamburg verliebt, ich mag die Leute und hier in Norderstedt fühle ich mich einfach zu Hause.“

Schönherr möchte mit seinen Bildern den Augenblick so wiedergeben, wie er ihn erlebt hat. „Es ist spannend, einen vergänglichen Moment für die Ewigkeit einzufrieren und zu konservieren. Um auch andere daran teilhaben zu lassen“, so der Künstler. Und offenbar gelingt ihm das. Die Resonanz sei durchweg positiv.

Auf seiner Webseite haben zahlreiche begeisterte Kundinnen und Kunden einen Gruß hinterlassen. Diese Rückmeldung schätzt er sehr: „Ich finde den Kontakt mit Menschen als Künstler sehr inspirierend“. Viel lieber hätte er die Ausstellung daher live organisiert. An das Navigieren durch die Galerie muss man sich zunächst gewöhnen, entdeckt aber schnell die Vorteile: Statt sich mit Maske vor ein Bild zu drängen, kann man sich tatsächlich „wegträumen“ – während man gemütlich auf der Couch liegt. Die einzige mögliche Nebenwirkung: Das Fernweh ist danach schlimmer denn je.

Die Galerie ist unter www.robertschoenherr.de/fernweh zu erreichen. Je nach Format kosten die gedruckten Fotografien 199 Euro bis 1299 Euro.