Kreis Segeberg. Über Ostern konnten Dauercamper in Bornhöved ihren Kurzurlaub an frischer Luft im Grünen und am See genießen.
Das Urlaubsreiseland Schleswig-Holstein befindet sich weiterhin im unfreiwilligen Winterschlaf. Hotels, Pensionen, Gaststätten, Ferienwohnanlagen und selbst Campingplätze sind wegen des verlängerten Lockdowns für Touristen nach wie vor geschlossen. Nur Dauercamper dürfen, ähnlich wie es den Eigentümern von Ferienwohnungen erlaubt ist, zu ihren Zelten und Wohnmobilen auf die Campingplätze fahren.
„Das ist hier unser zweites Zuhause“, sagt Silvia Dahms, die seit 20 Jahren mit ihrem Mann Jens aus Quickborn fast jedes Wochenende auf dem Campingplatz verbringt, wo die beiden Dauermieter sind. „Es ist wie ein Kurzurlaub, auch von Corona“, sagt Jan Duhsa aus Kiel, der vor vier Jahren mit seiner Familie das Campen als schöne Ferienzeit entdeckt hat.
Ihr Urlaubs- und Wochenend-Domizil ist der Campingplatz „Idyll“ in Bornhöved, ganz im Nordosten des Kreises Segeberg. Hans-Jürgen Curow betreibt hier seit 30 Jahren auf einem fünf Hektar großen Areal einen sehr beliebten Campingplatz. Idyllisch direkt am 76 Hektar großen Bornhöveder Badesee gelegen, ist hier Platz für insgesamt 180 Zelte und Wohnmobile.
140 Plätze sind an Dauercamper vermietet, sagt Curow, der bis 1992 eine Fernfahrer-Gaststätte direkt an der Autobahnausfahrt Georgswerder in Hamburg-Veddel geführt hat. Als die geschlossen wurde, musste er sich was Neues suchen und fand dieses Camping-Paradies zwischen Plön und Bad Segeberg. Curow sagt: „Die meisten kommen jedes Wochenende hierher. Aus Hamburg und ganz Schleswig-Holstein, einer sogar aus dem Rheinland. Seit Corona laufen mir die Leute die Bude ein. Es gibt kaum noch freie Plätze.“
Viele Camper genießen diese Ruhe
Doch auch auf dem Campingplatz sorgen die Corona-Auflagen für eine Zweiklassengesellschaft. „Wir dürfen die Waschhäuser nicht aufmachen“, sagt der Campingplatzbetreiber und Eigentümer. Deshalb dürften nur jene Dauercamper kommen, die sich mit eigenen sanitären Anlagen selbst versorgen können. Und das seien zurzeit etwa 30 der 140 Dauercamper. Auch die Gaststätte, in der am Wochenende oft bis spät in die Nacht geschnackt, gefeiert und getrunken wird, ist bis auf Weiteres dicht.
Viele Camper genießen diese Ruhe. Wie Karin und Andreas Schweth aus dem Heidekreis Soltau. Durch den Corona-Lockdown im vorigen Jahr hätten sie das Campen kennen- und schätzen gelernt. „Wir sind Neucamper“, gibt Andreas Schweth zu. „Fehmarn ist im Vergleich zu Borhnhöved eher die Party-Meile mit Live-Musik“, sagt der selbstständige Versicherungsmakler, der bis Anfang der 90er- Jahre in Norderstedt gelebt hat. In Bornhöved seien die Mitcamper eher etwas älter, die Atmosphäre gediegener. „Hier kann man stressfrei seine Ruhe genießen.“ Außerdem könnten sie ihre beiden Hunde problemlos mitnehmen, was in Ferienwohnungen nicht überall der Fall sei.
"Wir sind Schön-Wetter-Camper“
Als Neucamper mussten sie erst in gewisse Regeln eingeweiht werden. Zum Beispiel wie wichtig ein Vorzelt zum trockenen Unterstellen von Sachen außerhalb des Wohnmobils ist. Das mussten sie erst lernen. Das Wohnmobil hätten sie neu gekauft, aber nicht an das Vorzelt gedacht, das sie dann aber in Bornhöved sofort als „Soforthilfe“ bekamen – einschließlich eines Fußbodens. „Wir sind aber Schön-Wetter-Camper“, sagt Karin Schweth. „Wenn das Wetter schlechter wird, ziehen wir weiter.“
Das kann Lars Kneese nicht passieren. Der Pinneberger verbringt seit 16 Jahren jedes zweite Wochenende mit Frau und Kindern in Bornhöved. „Die Natur, die Nachbarn, der See – hier kannst du rauskommen und gleich entspannen“, lobt er die Wochenendfrische nur eine Stunde von zu Hause entfernt. „Gerade mit Kindern kann man hier mehr machen als im Hotel.“
Dass die Kinder hier frei rumlaufen und spielen können, ist auch für Dennis Fach aus Tangstedt das Wichtigste am Dauercampen. „Hier gibt es viele Kinder. Wir sind jetzt fast jedes Wochenende hier“, sagt er, obwohl sie erst durch den Corona-Lockdown im vorigen Jahr mit dem Campen angefangen hätten. Bisher nur im Sommerhalbjahr. „Das gefällt uns so gut, dass wir bestimmt auch mal den Winter ausprobieren“, sagt Fach.
Hamburger freuen sich, dass es keine Ausgangssperre gibt
Für den Kieler Jan Duhsa ist der Winter auf dem Campingplatz sowieso die schönste Zeit. „Es geht nichts über die Ruhe und den Frieden, den man in dieser Abgeschiedenheit im Winter, wenn es schneit, findet“, sagt er. „Wir leben mitten in der Stadt. Hier ist die Luft einfach viel besser.“
Ähnlich geht es Daniela Menke, die in einem Mietshaus in Hamburg-Eimsbüttel lebt. „Wir sitzen hier schön im Grünen und genießen die Natur“, sagt sie und „es gibt auch keine Ausgangssperre nach 21 Uhr“.
Katrin Hessel und ihrer Familie gefällt es hier so gut, dass sie inzwischen aus Hamburg in die direkte Nachbarschaft nach Schmalensee, das nur ein paar Kilometer entfernt von ihrem Dauercampingplatz liegt, gezogen sind. „Die Natur, die Ruhe, der See und die fußläufig erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten“, lobt sie die Vorteile dieser Auszeit im Grünen. „Wir haben im Laufe der Jahre auch viel Arbeit hier reingesteckt.“
Zum Campen müsse man die nötige Leidenschaft mitbringen, erklärt Silvia Dahms, die in einem Callcenter arbeitet. Als sie ihren Mann vor 20 Jahren kennenlernte, habe der sie als jahrzehntelanger Campingfan sofort gefragt, ob sie das Campen mag. Dann hätten sie es ausprobiert. Die Natur und die frische Luft überzeugten sie sofort. „Dann habe ich mich hingelegt und wundervoll geschlafen, und seitdem sind wir jedes zweite Wochenende hier.“