Norderstedt. Wettbewerb Zukunftsstadt: Bürgerinnen und Bürger sollen die begehrten Kleinstwohnungen in Norderstedt gestalten.

In Norderstedt wollen viele Menschen leben. Corona verstärkt den Siedlungsdruck aus der großen Stadt Hamburg ins Umland. Und das spürt man in Norderstedt, durch steigenden Mieten und teure Quadratmeterpreise für Immobilien, egal ob Altbestand oder Neubau.

Norderstedt fehlt kleiner, günstiger Wohnraum

Hinzu kommt die soziale Entwicklung. Geburtenstarke Jahrgänge gehen in den kommenden Jahrzehnten in den Ruhestand, und viele darunter können sich Mieten von 1000 Euro und mehr von ihrer Rente nicht mehr leisten. Es fehlt also vor allem kleiner und günstiger Wohnraum in der Stadt. Zu diesem Ergebnis kam auch eine Studie des Instituts für Wohnen und Stadtentwicklung (ALP) im Auftrag der Stadtverwaltung.

Das Norderstedt der nahen und mittelfristigen Zukunft muss sich also schleunigst überlegen, wie es Wohnraum für Gering- und Mittelverdiener, Singles, Rentnerinnen und Rentner, aber auch für Auszubildende und Studierende schafft.

Wie soll das Wohnen der Zukunft aussehen?

Weil Norderstedt durchaus exemplarisch ist für die bundesweite Entwicklung, hat es die Stadt ins Finale des Wettbewerbs „Zukunftsstadt“ als Teil des Forschungsprogramms für nachhaltige Entwicklung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) geschafft, gemeinsam mit sieben weiteren Städten im Land.

In Norderstedt soll konkret ermittelt werden, wie das Wohnen der Zukunft aussehen kann. Und zwar ganz konkret: Am Ende des Projektes sollen Modellentwürfe für Kleinstwohnungen stehen, die von der Wohnungswirtschaft direkt umgesetzt werden können – in allen Städten und Kommunen Deutschlands. 600.000 Euro fließen für diese Untersuchung vom Bund nach Norderstedt.

Im Sommer 2020 hatte die Stadtverwaltung unter Federführung der Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt zunächst die Norderstedter Bürgerinnen und Bürger nach ihren Vorstellungen und Wünschen zum Thema Kleinstwohnungen befragt.

Ein Drittel der Befragten an Kleinstwohnungen interessiert

Die repräsentative Umfrage des Infas-Institutes ergab, dass die Nachfrage hoch ist, bei Menschen aller Altersgruppen: 32 Prozent der Befragten sind demnach an Kleinstwohnungen interessiert, 16 Prozent finden sie sehr attraktiv, und zwölf Prozent der Befragten würden sofort in eine moderne Kleinstwohnung einziehen.

Im Anschluss an diese erste Umfrage sucht die Verwaltung nun Bürgerinnen und Bürger, die an der „Zukunftsstadt“ mitbauen wollen. Im Dialog mit Architekten können sie konkrete Vorschläge für Kleinst­wohnungen praxistauglich machen und mit ihren persönlichen Wünschen und Anforderungen abgleichen.

Erste konkrete Entwürfe, wie Kleinstwohnungen zugeschnitten sein könnten, liegen als Ergebnis eines architektonischen Ideenwettbewerbs bereits vor. Diese Entwürfe sollen kritisch beleuchtet und diskutiert werden.

Norderstedter können Wünsche und Ideen einbringen

Dabei bilden die Bürgerinnen und Bürger gemischte Teams, die bei einem Einführungsabend im August gebildet werden und dann mit den bis dato erarbeiteten Architekturpläne vertraut gemacht werden. An einem darauffolgenden Wochenende steht dann die Diskussion mit den Architekturteams an. Die Teilnehmenden wirken also direkt in der Forschung mit.

„Nur selten gibt es die Möglichkeit für Bürgerinnen und Bürger, in einem Forschungsprojekt so intensiv mitwirken zu können. Und nur selten kann an der Lösung wichtiger Zukunftsfragen, wie im Bereich Wohnen und Wohnungsbau, bereits bei der Grundlagenforschung in dieser Art mitgewirkt werden“, sagt Annabell Lehne von der Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt. „Wir erhoffen uns sehr viel von dieser Teilnahme an der Feldforschung. Denn die Ansprüche an Kleinstwohnungen kennt niemand besser als die Menschen, die darin gerne wohnen würden.“

Zukunftsstadt Norderstedt: Bewerben zum Dialog mit Architekten kann man sich unter norderstedt.de/dialog oder der Stabsstelle Nachhaltiges Norderstedt unter 040/53 59 53 33.