Tangstedt. Amt Itzstedt und Hotelbetreiber können sich nicht auf Preis einigen. In zwei Wochen müssen die Flüchtlinge nun ausziehen.
Die Tangstedter Mühle wird geräumt. Alle ukrainischen Flüchtlinge, die derzeit dort wohnen, müssen innerhalb der nächsten zwei Wochen das Hotel verlassen. Das teilte das Amt Itzstedt dem Abendblatt mit. Der Grund für den Auszug sind Unstimmigkeiten zwischen dem Amt Itzstedt und den Betreibern des Hotels über die Kosten der weiteren Unterbringung.
Tangstedt: Flüchtlinge müssen ihre Unterkunft verlassen
Seit Ankunft der Frauen und Kinder am 8. März in der Gemeinde war ein Unternehmer privat für Kost und Logis der Flüchtlinge aufgekommen. Da dessen Finanzierung jedoch auf zwei Monate begrenzt war und diese jetzt ausgelaufen sind, ist nun das Amt Itzstedt für die weitere Unterbringung der Flüchtlinge verantwortlich. Aus diesem Grund hatte das Amt bereits vor vier Wochen erste Gespräche mit den Hoteleigentümern aufgenommen, um zu klären, ob und unter welchen Umständen nach Ablauf des vorfinanzierten Zeitraums eine weitere Unterbringung in der Mühle möglich sei. Damals stand für die Beteiligten fest, dass man weiter zusammenarbeiten wolle und sich nur noch finanziell einigen müsse.
Doch jetzt sind diese Verhandlungen vom Amt Itzstedt abgebrochen worden. „Leider haben wir festgestellt, dass unsere Preisvorstellungen zu weit voneinander entfernt liegen“, sagt Torge Sommerkorn, Leiter des Amtes Itzstedt, der die Verhandlungen geführt hat. „Obwohl wir uns mündlich bereits auf eine Summe geeinigt hatten, wurde diese im Nachhinein von Familie Regel-Riebling nach oben korrigiert“, so Sommerkorn. Als man letzte Woche den Vertrag schriftlich fixieren wollte, sei es dann zu den Differenzen gekommen, die zum Abbruch der Verhandlungen geführt haben.
Tangstedt: Wer trägt die Kosten für die Unterbringung?
Besonders brisant: Der Kreis Stormarn, der die Kosten tragen muss, hatte bereits zugesagt, für die weitere Unterbringung aufzukommen. Auch dort war man von einer wesentlich geringeren Summe ausgegangen, als sie letztendlich nach Angaben des Amtes Itzstedt gefordert worden sei.
Torge Sommerkorn reagierte dennoch gelassen auf die aktuelle Entwicklung. „Da die Flüchtlinge in der letzten Zeit vermehrt den Wunsch geäußert haben, in eigene Wohnungen zu ziehen, nutzen wir die Entwicklung jetzt zu unserem Vorteil“, sagt der Amtsleiter, der sich bereits in Gesprächen mit den einzelnen Fachabteilungen befindet. Denn auch wenn man in der Vergangenheit einige Wohnungen in Tangstedt anmieten konnte – vermutlich werden nicht alle Bewohner aus der Tangstedter Mühle im Dorf bleiben können. Das bedeutet, dass der Auszug für einige Flüchtlinge auch mit einem Umzug in andere Gemeinden des Amtes (wie Itzstedt, Seth, Oering, Kayhude oder Sülfeld) einhergeht.
„Wir möchten zwar verhindern, dass die Menschen aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen werden und legen daher unseren Fokus auf Tangstedt, müssen aber berücksichtigen, wo es freie Wohnungen gibt“, sagt Sommerkorn. Man sei sicher, für alle Flüchtlinge eine Wohnung zu finden – können aber nicht versprechen, dass jede Familie eine eigene Wohnung bekomme. Auch die gemeinschaftliche Unterbringung von zwei oder drei Familien sei denkbar – so wie es sie bereits im Pastorat in Tangstedt gebe.
Tangstedt: Erste Flüchtlingsfamilien ziehen ins Pastorat
Wie berichtet sind vor einer Woche vier Familien mit insgesamt zehn Personen in das knapp 200 Quadratmeter große Pastorat gezogen. Der Auszug hatte innerhalb der Gruppe zu Unstimmigkeiten geführt, weil sich die meisten Bewohner ebenfalls eigene Wohnungen wünschen.
Viele von ihnen haben sich bereits selbst auf Wohnungssuche begeben – meistens jedoch kein Glück gehabt. Bisher gibt es nur eine Familie, die eigenständig eine Wohnung gefunden hat, eine weitere hat vom Amt Itzstedt eine Wohnung vermittelt bekommen. Die verbliebenen 35 Bewohner sollen in den kommenden zwei Wochen nach und nach aus der Mühle ausziehen.
Die Inhaber der Tangstedter Mühle, die Brüder Tim und Philipp Regel-Riebling, reagierten mit Bedauern auf die Entscheidung des Amtes Itzstedt, wollten sich zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht zu dem Verhandlungs-Aus äußern.