Kreis Segeberg. Wer holt das Direktmandat im Wahlkreis Norderstedt: Eine Landtagsabgeordnete der SPD oder ein Newcomer der CDU?

Schleswig-Holstein wählt am Sonntag, 8. Mai, einen neuen Landtag, aber nicht nur landesweit wird es spannend: Vor allem in Norderstedt liefern sich die Kandidaten von CDU und SPD ein Kopf-an-Kopf-Rennen: Patrick Pender (CDU) muss sich in der Direktwahl gegen Katrin Fedrowitz (SPD) durchsetzen, um in den Landtag einziehen zu können. Keiner von beiden ist in der Favoritenrolle, inoffizielle Prognosen deuten ein Kopf-an-Kopf-Rennen an. Im Kreis Segeberg und Tangstedt sind 221.118 Bewohner wahlberechtigt.

Pender oder Fedrowitz – wer schafft es direkt in den Landtag?

Vor fünf Jahren hat der Kreis Segeberg in den Überlegungen der Parteispitzen eine größere Rolle gespielt: Mit dem damaligen Norderstedter Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote war bereits im Vorfeld ein prominenter CDU-Mann als Innenminister vorgesehen – er wurde es schließlich auch. Katja Rathje-Hoffmann aus Nahe stand auf Platz drei, Axel Bernstein aus Wahlstedt auf Platz elf der CDU-Landesliste. Stefan Weber aus Henstedt-Ulzburg belegte Platz 13 der SPD-Liste. Alle kamen in den Landtag.

2022 sieht vieles anders aus, die Karten sind neu gemischt, der Kreis Segeberg scheint politisch abgehängt zu sein. Patrick Pender sprang über alle Fäden, die von den CDU-Parteispitzen intern gesponnen worden waren und siegte bei der Kandidatennominierung in Norderstedt völlig überraschend gegen Katja Rathje-Hoffmann. Die Landes-CDU reagierte zähneknirschend und setzte den 26 Jahren alten Newcomer Pender ganz nach hinten auf der Landesliste (Platz 49). Katja Rathje-Hoffmann, die intern sogar als künftige Staatssekretärin in Kiel gehandelt worden war, steht hingegen ohne Direktkandidatur auf Platz 22. Schlimmer konnte es für die CDU im Wahlkreis Norderstedt kaum kommen.

In den Landtag kann Patrick Pender also nur einziehen, wenn er in der Direktwahl gegen die Landtagsabgeordnete Katrin Fedrowitz (49) gewinnt. Sie steht auf Platz 16 der SPD-Landesliste.

Der Rest des Feldes hat kaum eine Chance auf den Landtag

Alle anderen Direktkandidaten haben nur wenig Chancen auf einen Sitz im nächsten schleswig-holsteinischen Landtag. Tobias Mährlein (62, FDP) steht auf Platz 28 der Landesliste, Grünen-Kandidat Marc Muckelberg (33) steht nicht auf der Liste, AfD-Kandidat Sven Wendorf (50) belegt Listenplatz 9, Christine Bilger (52) von den Linken ist auf der Landesliste ihrer Partei nicht vertreten.

73.018 Wähler können im Wahlkreis Norderstedt (27) entscheiden, wer in den Landtag einzieht. Dazu gehören auch die Wahlberechtigten aus den Orten Kattendorf, Kisdorf, Oersdorf, Wakendorf II, Winsen und Tangstedt. In Norderstedt direkt gibt es 61.480 Wahlberechtigte.

Im Wahlkreis 25 Segeberg-West hat CDU-Kandidat Ole-Christopher Plambeck (36) die größten Chancen auf einen Wiedereinzug in den Landtag: Er steht auf Platz elf der Landesliste. Sein Landtagskollege Stefan Weber (59) ist von Platz 13 vor fünf Jahren auf Platz 21 der SPD-Landesliste abgerutscht. Ihm könnte nur der Gewinn des Direktmandats helfen. Bangen muss auch der FDP-Landtagsabgeordnete Stephan Holowaty (58): Sein zehnter Listenplatz würde nur reichen, wenn die FDP auf ein sehr gutes Gesamtergebnis im Lande kommt. Aktuell stellt die FDP neun Abgeordnete im Landtag.

Julian Flak (39) von der AfD steht auf Platz vier der Landesliste, Wolfram Zetzsche (58) hat bei den Grünen keinen Listenplatz, Holger Weihe (66) bei den Linken ebenfalls nicht. Dafür steht Julia Glagau (39) bei den Freien Wählern hoch im Kurs: Sie belegt Platz zwei der Landesliste.

Im Wahlkreis Segeberg-West gibt es 74.277 Wahlberechtigte. Dazu gehören Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Bad Bramstedt, Ellerau sowie 13 Orte aus dem Amt Bramstedt-Land, sechs Orte aus dem Amt Auenland Südholstein und vier Orte aus dem Amt Kisdorf.

Im Wahlkreis 26 (Segeberg-Ost) wurden die Karten bei der CDU nach dem überraschenden Tod des Landtagsabgeordneten Axel Bernstein kurz nach der Landtagswahl 2017 neu gemischt. Direktkandidat ist jetzt der Landwirt Sönke Siebke (58), der sich seinen Platz in der CDU-Hierarchie noch erkämpfen muss: Er steht nicht auf der Landesliste. Tarek Saad (29) wurde von der SPD auf den aussichtslosen Listenplatz 27 gesetzt, Landtagsabgeordneter Jörg Nobis (46) ist landesweiter Spitzenkandidat der AfD. Geringe Hoffnungen kann sich noch Ulrike Täck (53) auf Platz 15 der Grünen-Landesliste machen. Alle anderen Direktkandidaten sind chancenlos: Hans-Peter Guckel (53) steht auf Platz 23 der FDP-Liste, Finn Frey (20, Linke) und Katrin Ahrbeck (53, Freie Wähler) haben keine Listenplätze.

Im Wahlkreis 26 Segeberg-Ost können sich 73.893 Wahlberechtigte an der Wahl beteiligen. Dazu gehören die Städte Bad Segeberg und Wahlstedt sowie Großenaspe aus dem Amt Barmstedt-Land, acht Orte aus dem Amt Bornhöved, sechs Orte aus dem Amt Itzstedt, zwölf Orte aus dem Amt Leezen, fünf Orte aus dem Amt Boostedt-Rickling und 27 Orte aus dem Amt Trave-Land. Dreggers hat die wenigsten Wahlberechtigten in ganz Schleswig-Holstein: 29.

Rekord bei der Zahl der Briefwähler in Norderstedt

Der offizielle Wahltag ist zwar erst am Sonntag – doch die schleswig-holsteinische Landtagswahl läuft längst. Und wie: In Norderstedt haben so viele Menschen wie noch nie ihren Stimmzettel per Briefwahl abgegeben. Von 61.480 Wahlberechtigten waren es am Donnerstagnachmittag bereits etwa 13.500. „Das ist absoluter Rekord bei einer Landtagswahl“, sagt Rüdiger Müller-Baran, Leiter des Ordnungsamtes im Rathaus. Auch vor Ort im Rathaus, beim Wahlamt in der Galerie, holen Bürgerinnen und Bürger nicht nur die Briefwahlunterlagen persönlich ab, sondern geben sie auch gleich wieder ausgefüllt ab.

Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder hat ebenso bereits gewählt. Am Wochenende ist die Verwaltung mit dem Ablauf des Urnengangs voll ausgelastet. Per Mail ist das Wahlamt ebenso erreichbar wie telefonisch (wahlamt@norderstedt.de; 040/53595509). Ergebnisse aus den Wahllokalen werden online auf norderstedt.de veröffentlicht, es gibt aber keine öffentliche Veranstaltung. Wer spontan als Wahlhelferin oder Wahlhelfer mitmachen möchte, kann sich ebenso bei der Stadt auch noch am Sonnabend melden. Die Stadt plant bewusst mit acht Personen pro Wahllokal – mindestens drei müssen immer anwesend sein, für die Feststellung eines Ergebnisses dann fünf. Gemeldet werden diese dann an das Rathaus, dazu alle Stimmzettel versiegelt und ebenso der Verwaltung übergeben, die wiederum die Pakete dem Kreis liefert. Bei Beanstandungen könnte ein Siegel geöffnet werden, etwa, falls nachgezählt werden muss. Vernichtet werden Wahlzettel erst, wenn die nächste Wahl ansteht – in diesem Fall die Landtagswahl 2027.

Geregelt sind auch Notfälle. Denn erkrankt oder anderweitig kurzfristig verhindert ist, etwa mit einer Corona-Infektion, kann natürlich trotzdem wählen. Hierfür muss allerdings jemand am Sonntag mit einer Vollmacht oder einem unterschriebenen Wahlscheinantrag ins Rathaus kommen, den Wahlschein mitnehmen und bis 18 Uhr ausgefüllt wieder zurückbringen. Grundsätzlich bittet die Stadt darum, bei den Wahllokalen gegebenenfalls etwas mehr Geduld mitzubringen, da mit Rücksicht auf das Corona-Abstandsgebot die Schlangen länger sein könnten. In den Lokalen gilt eine Maskenpflicht. Und noch eine Info: Das Wahlforschungsinstitut Infratest Dimap wird am Sonntag in Norderstedt Befragungen machen. Die Angaben werden dann in die ersten Hochrechnungen einfließen.