Norderstedt. Nicht nur die illegale Gieschen-Deponie sorgt für Ärger – ebenso ein verwahrlostes Grundstück in Glashütte.

Der Ärger um Norderstedts Müllberg auf dem Gieschen-Grundstück am Umspannwerk lässt einfach nicht nach: Vorige Woche hat Tobias Goldschmidt (Grüne), Staatssekretär des Umweltministeriums, bekanntgegeben, dass das Land faserhaltige Abfälle entfernen lassen will. Allerdings nur diese – der Rest des rund 15.000 Kubikmeter umfassenden Müllhaufens soll mindestens bis Ende 2022 liegen bleiben. Eine Maßnahme, die die Ortsgruppe Norderstedt des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ganz und gar nicht zufriedenstellt.

„Das Umweltministerium will lediglich die Fasern in der oberen Schicht des Abfallberges beseitigen. Eine solche Teilräumung des Grundstücks kann die Gefahren aus den künstlichen Faserstoffen und dem Asbest nicht beseitigen, sondern führt zu unnötigen Umweltbelastungen“, heißt es in einer Pressemitteilung der Umweltschutzorganisation. Der BUND stützt sich auf ein Gutachten, das das Land vergangenes Jahr in Auftrag gegeben hatte. Demnach befinden sich die gefährlichen Fasern nicht nur an einzelnen größeren Stellen des Müllbergs, sondern sind überall verteilt. „Daraus ergibt sich, dass mit der Abtragung der obersten Schicht der Abfälle nur bewirkt wird, dass dann andere, zuvor abgedeckte Fasern hervorgebracht werden“, meint Winfried Günnemann, Umweltrechtsexperte und Sprecher des BUND.

Der Gutachter konnte bei den vorgenommenen Grundwassermessungen keine akute Gefahr für die Umwelt feststellen – allerdings warnte er vor asbesthaltigen Fasern, die verwehen und die Gesundheit der Menschen der umliegenden Nachbargrundstücke gefährden könnten. Aus Vorsorgegründen hat er die Räumung des kompletten Müllbergs in Friedrichsgabe empfohlen, nicht nur die Entfernung der faserhaltigen Stoffe.

Sprecher Winfried Günnemann und der BUND Norderstedt fordern, „dass das Ministerium sich des Sachverstandes bedient, den es selber eingekauft hat, statt Scheinaktivitäten zu veranstalten, die die Menschen und die Umgebung gefährden“. Die Räumung des gesamten Müllbergs sei unverzüglich in die Wege zu leiten. „Die Aussage des Staatssekretärs, dass eine Räumung zumindest bis Ende 2022, dem Jahr der Landtagswahl, nicht geplant sei, ist nicht akzeptabel“, so der BUND.

Auf dem Grundstück am Umspannwerk hat der Betreiber der W.A. Gieschen Containerdienst GmbH jahrelang illegal Müll angesammelt, ohne ihn wieder abzutragen. Seit einiger Zeit gilt die Familie Gieschen als verschwunden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt.