Norderstedt. Die Nutzung der Sonnenkraft kommt voran – auch beim Projekt Mieterstrom gibt es erste Fortschritt.

Die Stadtwerke Norderstedt prüfen den Bau von Solarparks im Stadtgebiet. Darüber informierte der technische Werkleiter Nico Schellmann die Politik im Stadtwerkeausschuss auf Anfrage der Fraktion Die Linke.

Nach wissenschaftlichen Untersuchungen zur solaren Nutzung in Norderstedt sei die Stadtwerke-Leitung zum Schluss gekommen, dass bei den Solarthermiefreiflächen das größte Potenzial stecke, heißt es in der Mitteilung an den Ausschuss. „Die Energieausbeute ist hier deutlich höher als bei der Fotovoltaik.“ Um mögliche Standorte für entsprechende Solarparks zu finden, seien die Stadtwerke bereits in Gesprächen mit der Stadtplanung im Rathaus. „Für die Errichtung von Freiflächenanlagen sind umfangreiche Genehmigungsverfahren zu durchlaufen“, teilt die Werkleitung mit.

In Sachen Solarenergie und Strategie der Stadtwerke hatte im Ausschuss Hans-Georg Becker nachgehakt – nachdem er im Februar im Hamburger Abendblatt über den Strategiewechsel der Stadtwerke, hin zur Solarenergie gelesen hatte, nachdem das Ausbauziel mit Blockheizkraftwerken (BHKW) in der Stadt erreicht worden sei. Becker wollte erfahren, welche konkreten Projekte geplant sind und wie der Zeitplan für die Umsetzung aussieht.

Schellmann hatte damals bekundet, die Stadtwerke wollen dazu beitragen, Norderstedt bis zum Jahr 2040 klimaneutral zu machen. Neben den Solarthermiefreiflächen sieht Schellmann dabei enormes Potenzial auf Norderstedts Dächern. Die Analysten des Fachunternehmens Ecofys hatten schon 2009 ermittelt, dass es in der Stadt gut 1,5 Millionen Quadratmeter Dach- und gut 380.000 Quadratmeter Fassadenfläche gibt, auf denen die Sonne eingefangen werden könnte. Die würde bei voller Nutzung der Flächen 126 Gigawattstunden Strom im Jahr erzeugen und könnte 50.000 Haushalte versorgen. Das größte Potenzial mit 440.000 Quadratmetern sahen die Gutachter bei Gewerbebauten, die zwischen 1974 und 1993 entstanden sind. Schulen, Kitas und andere öffentliche Gebäude mit Ausnahme des Rathauses folgen mit rund 270.000 Quadratmeter Fläche auf Platz zwei.

Mieterstrom: Erste Verträge wurden schon abgeschlossen

Was die Realisierung von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern städtischer Liegenschaften angehe, so würden derzeit Statik und die Bauzustände der infrage kommenden Gebäude geprüft. Danach könnten die Möglichkeiten für eine Realisierung von Anlagen abgeleitet werden. Um mit Anlagen auf die Dächer von Privat- oder Gewerbekundinnen und -kunden zu kommen, seien derzeit Produkte in der Planung. Speziell für das Gewerbe sei ein „Austausch zu den Themen Energieeffizienz und Erneuerbare Energien“ in Vorbereitung.

Weit gediehen sei die Umsetzung von Mieterstrommodellen. Dabei nutzen die Mieter auf dem Dach des Mietshauses oder auf Dächern in der Nähe erzeugten Sonnenstrom, ohne dass die Anlage ins öffentliche Netz eingebunden werden muss. Der Vermieter kann die Photovoltaikanlage selbst kaufen, installieren und betreiben. Er kann die Dachfläche aber auch an regionale Stadtwerke verpachten. Der Bund fördert Mieterstrom durch eine spezielle Zulage, die sich an der Leistungsfähigkeit der Anlage orientiert mit 2,37 bis 3,79 Cent pro Kilowattstunde. „Die Verträge für Mieterstrom sind fertig ausgearbeitet, es finden Akquisitionsgespräche mit der Wohnungswirtschaft statt“, heißt es in der Mitteilung. Ein Vertrag mit einer Baugenossenschaft sei bereits geschlossen worden. Von mehreren Wohnungsbaugesellschaften sei Interesse signalisiert worden.