Norderstedt. Parken in Tiefgaragen und auf P+R-Parkplätzen in Norderstedt wird kostenpflichtig. Worauf sich Autofahrer einstellen müssen.
Der Einstieg in die öffentliche Parkraumbewirtschaftung in Norderstedt beginnt jetzt: Nach jahrelanger Verzögerung sind die ersten sieben Parkscheinautomaten in den Tiefgaragen rund um das Rathaus aufgestellt und installiert worden. Insgesamt werden 18 Automaten in allen Tiefgaragen der Stadt und auf den P+R-Parkplätzen in Norderstedt-Mitte und am AKN-Bahnhof in Friedrichsgabe installiert. 1050 Parkplätze werden kostenpflichtig.
Parkgebühren in Tiefgaragen und auf P+R-Plätzen in Norderstedt
Allerdings nicht sofort: Scharfgeschaltet werden die Automaten nämlich gemeinsam, wenn alle 18 bis Mitte nächster Woche stehen und ans Internet angeschlossen sind. Von dann an gilt: Wer parken will, zahlt 2 Euro pro Tag, 10 Euro die Woche oder 40 Euro im Monat, immer montags bis sonnabends zwischen 6 und 18 Uhr.
Die Stadt hofft, mit Einführung der Gebühren die etwa zehn Prozent Dauerparker aus den Tiefgaragen und von den P+R-Flächen zu vertreiben und so mehr Parkraum für jene zur Verfügung zu stellen, die darauf angewiesen sind – Pendlerinnen und Pendler, die auf die U-Bahn umsteigen wollen, Seniorinnen und Senioren, die bei der Mobilität auf das Auto setzen oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Firmen, die von außerhalb zum Job in Norderstedt wollen und keine Alternative zum Auto haben.
Servicetechniker Anton Plötz von der Firma Automaten-Technik Baumann aus der Nähe von Regensburg installiert mit seinen zwei Kollegen seit Montag die Automaten in Norderstedt. Sieben Geräte stehen, sagt er am Mittwochmittag, als er gerade am Automaten in der Tiefgarage bei den Stadtwerken herumschraubt. Etwa zwei Stunden dauere es, die Leitungen zu legen, das Gehäuse zu montieren, die Internetverbindung vorzubereiten und die Technik zu installieren, erklärt Plötz.
Parkgebühren: Automaten nehmen Münzen und Karten
Das bayerische Unternehmen habe sich seit 2001 auf diese Parkgeräte spezialisiert, die sie bundes- und weltweit aufstelle. „Die meisten Geräte, etwa 7000 Stück, stehen in den Vereinigten Arabischen Emiraten, also in Dubai und Abu Dhabi. Da sind wir mit großem Abstand Marktführer in der Region.“ Noch bis Mitte nächster Woche arbeiten Plötz und seine Kollegen in Norderstedt, sagt er. Dann stünden alle 18 Automaten.
Diese können mit Münzen von zehn Cent bis zwei Euro gefüttert werden und geben Wechselgeld zurück. Es ist aber auch die kontaktlose Bezahlung mit Kreditkarten von Visa bis Mastercard sowie mit Scheckkarten oder dem Smartphone möglich. Geldscheine nimmt das Gerät nicht an. Eine Jahreskarte, mit einer vergünstigten Gebühr für Dauerparker, wird es in Norderstedt nicht geben.
Parkgebühren: Autofahrer sind wenig begeistert
Das bedauert zum Beispiel Liridona Latifay. Wenig erfreut ist sie über die schicken neuen blauen Automaten. Sie fahre täglich mit ihrem Auto zur Arbeit nach Norderstedt-Mitte und stelle in der Tiefgarage ihr Fahrzeug ab. „Ich hoffe, dass es noch eine Jahreskarte gibt, die man auch vorzeitig kündigen kann, damit es nicht so teuer wird.“ Sie komme zwar nur aus Garstedt, sei aber auf das Auto angewiesen, da sie vor der Arbeit ihre Kinder in den Kartengarten bringen und dort auch wieder abholen müsse, sagt sie.
Ähnlich verhalten ist die Begeisterung bei Maren Gickel aus Norderstedt. „Wo kann man denn jetzt noch umsonst parken?“, fragt sie sich. Auch am Herold-Center koste es einen Euro je Stunde und im AEZ sei nur die erste Parkstunde gebührenfrei, ärgert sich die Frau, die oft zum Einkaufen und zum Arztbesuch nach Norderstedt-Mitte fahre. Die neuen Parkscheinautomaten werden zunächst nur in den städtischen Tiefgaragen aufgestellt, erklärt Stadtsprecher Fabian Schindler. Ausgenommen davon sei nur die Park-and-Ride-Tiefgarage am Herold-Center, die erst für rund eine halbe Million Euro saniert werden müsse. Aber auch die überdachte Parkfläche am Rathaus und die P+R-Anlage am AKN-Bahnhof in Friedrichsgabe würden noch Automaten bekommen.
Parkgebühren: Ende einer 25-jährigen Diskussion
Diskutiert wird über die „Parkraumbewirtschaftung“ in Norderstedt schon seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Öffentliche Parkplätze gegen Gebühr – was in anderen Städten und Kommunen gang und gäbe ist, war in Norderstedt nur an wenigen Stellen üblich. Ungewöhnlich für eine Stadt mit mehr als 80.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Nach langen, teils hitzigen und erschöpfenden Diskussionen, fasste der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr schließlich im April 2017 den Grundsatzbeschluss, die Parkraumbewirtschaftung in den bis dato kostenlosen Tiefgaragen und auf den P+R-Parkplätzen in Norderstedt einzuführen. Doch die danach immer wieder ausgegebenen Termine für die Umsetzung des Beschlusses wurden von der Stadtverwaltung mehrere Mal und über Jahre vertagt.
Zuletzt habe die Verzögerung der Umsetzung mehrere Gründe gehabt, heißt es aus dem Rathaus. So musste nach einer europaweiten Ausschreibung im vorigen Jahr noch mal beschränkt unter den sieben Anbietern ausgeschrieben werden. Wegen der Lieferketten-Unterbrechung durch den Corona-Lockdown habe sich dann die Installation bis ins neue Jahr verzögert.
Parkgebühren: Stadt rechnet mit mehr als 400.000 Euro jährlich
Etwa 600.000 Euro hat die Stadt investiert. In einer Beschlussvorlage von 2017 heißt es, dass dem Gesamtaufwand von jährlich 285.000 Euro künftig Einnahmen von 460.000 Euro gegenüberstehen werden. In den Parkgaragen und auf P+R-Plätzen gilt mit Einführung der Gebührenpflicht das Prinzip „Wer zuerst kommt, parkt zuerst!“ Die Zahl der Dauertickets ist nicht kontingentiert – es werden keine Kapazitäten für Kurzparker reserviert. Das Dauerticket ist umgekehrt keine Garantie auf einen täglichen Parkplatz. Wenn die Parkplätze voll sind, schauen Dauerticket-Inhaber genauso in die Röhre wie alle anderen Autofahrer auch.
Das übertragbare Wochen- oder Monatsticket muss von jedem persönlich am Automaten gezogen werden. Die Verwaltung will den Aufwand so gering wie möglich halten und bietet deswegen keinen En-Gros-Service für Firmen oder ähnliches an.
Ein Auge wird die Verwaltung nach dem Scharfstellen der Automaten auf die umliegenden Wohnstraßen haben. Befürchtet wird, dass ehemalige Dauerparker dorthin ausweichen und den Anwohnerinnen und Anwohnern den Parkraum streitig machen werden.