Todesfelde. Das 2:2 gegen Kickers Emden zum Abschluss der Aufstiegsrunde ist bedeutungslos, da der Bremer SV mit 3:1 gegen Concordia gewinnt.
Die Oberliga-Fußballer des SV Todesfelde haben ihr großes Ziel verfehlt. Das 2:2 (0:1)-Unentschieden vor heimischem Publikum gegen den BSV Kickers Emden reichte nicht aus, um am letzten Spieltag der Regionalliga-Relegation den Aufstieg in die Nordstaffel der vierthöchste deutsche Klasse perfekt zu machen. Da der Bremer SV sein letztes Match gegen den WTSV Concordia mit 3:1 gewann, hätte dem SVT, der sich in der Abschlusstabelle mit dem dritten Platz hinter Emden und Bremen begnügen musste, allerdings auch ein Sieg im ausverkauften Joda-Sportpark nicht geholfen.
Schiedsrichter Luca Jürgensen von Eintracht Norderstedt pfeift vorzüglich
Für die ausgepumpten Todesfelder Akteure, die nach dem Schlusspfiff des vorzüglichen Schiedsrichters Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt) die Köpfe hängen ließen, die Hände in die Hüften stemmten oder erschöpft auf den Rasen fielen, war dies nur ein schwacher Trost – sie hatten bis zuletzt auf ein Fußball-Wunder gehofft, die letzten Kräfte mobilisiert, 90 Minuten lang alles gegeben. Doch die SVT-Fans unter den 1250 Zuschauern Fans bewahrten den Blick für die Realität, honorierten den unermüdlichen Einsatz der Crew von Trainer Bastian Holdorf und Teamchef Sven Tramm mit viel Applaus.
„Niemand hat gemeckert, wir sind stattdessen nach der Partie und auch beim anschließenden Pfingstfest getröstet und aufgemuntert worden“, sagte Mannschaftskapitän Luca Sixtus, der schon seit acht Jahren für den SVT kickt, in der Aufstiegsrunde wegen einer Erkrankung aber nicht eingesetzt werden konnte.
Tramm konnte seinen Frust über das Scheitern in der Relegation zunächst nur schwer verbergen, fing sich dann aber schnell wieder. „In den drei Begegnungen war mehr für uns möglich, letztendlich haben Kleinigkeiten entschieden“, sagte er. Und er erwies sich außerdem als fairer Sportsmann. Den Kreuzbandriss von Kai Schulz beim 1:1 gegen den WTSV Concordia sowie das krankheitsbedingte Fehlen weiterer Leistungsträger wollte der 43-Jährige nicht als Ausrede für das Verpassen des Aufstiegs gelten lassen.
„Es gibt genügend Leute im Kader, wir haben alles versucht– aber so ist das im Fußball. Dessen ausgeachtet war das Match gegen Emden ein Fußballfest. Dafür möchte ich mich bei unserem Publikum, den Sponsoren, allen ehrenamtlichen Helfern und meiner Mannschaft bedanken. Wir können stolz darauf sein, was wir in Todesfelde aufgebaut und erreicht haben.“
Dass sich die Gastgeber im Duell mit Kickers Emden für eine gute kämpferische und spielerische Leistung nicht belohnten, mussten sie sich selbst, aber auch dem überragenden Keeper der Ostfriesen zuzuschreiben. Nils Ludwig wurde mit seinen zahlreichen Glanzparaden zum Party-Crasher; der Zwei-Meter-Hüne zwischen den Pfosten rettete immer wieder in höchster Not und brachte vor allem das Todesfelder Sturmduo Morten Liebert und Marco Pajonk, das in der Oberliga-Punktrunde zusammen 40-mal getroffen hatte, zur Verzweiflung. Überwinden ließ sich Ludwig nur vom überragenden Rafael Krause, der in der 57. und 80. Minute beide Tore für die Hausherren erzielte.
Während die SVT-Akteure nach dem strapaziösen Programm der vergangenen Wochen nun eine Erholungspause bekommen, stehen die Vereinsverantwortlichen vor der Aufgabe, die Spielzeit 2021/2022 noch einmal aufzuarbeiten, etwaige Defizite auszumachen und das künftigen Aufgebot zu komplettieren. Das Motto aller Beteiligten lautet: Stillstand bedeutet Rückschritt. Demzufolge dürfte – mal mehr, mal weniger behutsam – an der einen oder anderen Stellschraube gedreht werden.
Die Oberliga-Saison 2022/2023 beginnt am 29. und 30. Juli
Sven Tramm erwartet, dass der jüngste sportliche Rückschlag sein Team eher stärkt als schwächt: „Die Truppe hat in der Vergangenheit schon oft gezeigt, dass sie Schwierigkeiten gut meistern kann.“ Die Vorbereitung auf die neue Saison soll Ende des Monats beginnen, der Oberliga-Start ist für den 29. und 30. Juli terminiert.
SV Todesfelde – BSV Kickers Emden 2:2 (0:1). – Schiedsrichter: Luca Jürgensen (Eintracht Norderstedt). – Zuschauer: 1250. – Tore: 0:1 Marvin Eilerts (9.), 1:1, 2:1 Rafael Krause (57./80.), 2:2 Tido Steffens (82.). – Besonderes Vorkommnis: SVT-Keeper Fabian Landvoigt hält in der 86. Minute einen Foulelfmeter von Matthias Goosmann. – SVT: Landvoigt – Sabas, Yilmaz, Rave, Blohm (15. Holm). – Weidemann (79. Holst), Bento de Lima, Gelbrecht (83. Jaacks), Krause – Pajonk (69. Studt), Liebert. Endstand der Regionalliga-Aufstiegsrunde: 1. BSV Kickers Emden (7 Punkte/ 7:4 Tore), 2. Bremer SV (6/6:3), 3. SV Todesfelde (2/3:5), 4. WTSV Concordia (1/3:7).
Stimmen
SVT-Mannschaftskapitän Luca Sixtus, der die komplette Aufstiegsrunde wegen einer Erkrankung nur als Zuschauer verfolgen konnte: „Wir haben bis zum Schluss geglaubt und gehofft, dass wir den Sprung in die Regionalliga schaffen. Den Aufstieg haben wir nicht gegen Kickers Emden, sondern mit der 0:2-Niederlage gegen den Bremer SV verspielt. Es sollte wohl nicht sein, der Fußballgott war nicht auf unserer Seite. Das tut weh, und es wird auch morgen und in einigen Tagen noch wehtun. Aber wenn wir uns Ende Juni zur Vorbereitung auf die neue Saison treffen, wird das nicht mehr unser Hauptfokus sein, weil wir neu angreifen wollen.“
Sixtus’ Vertreter Sören Gelbrecht: „Alle wollten mehr. Aber wir können stolz darauf sein, dass wir eine so starke Saison gespielt und uns als Oberliga-Meister für die Aufstiegsrunde qualifiziert haben.“
SVT-Angreifer Marco Pajonk, der mehrere Male am glänzend reagierenden Emder Schlussmann Nils Ludwig scheiterte: „Wenn ein Torhüter gleich in der Anfangsphase richtig gut hält, hast du das als Stürmer immer ein wenig im Hinterkopf. Andererseits hätte uns auch ein Sieg nicht geholfen, wir waren ja vom Ausgang der Partie zwischen dem Bremer SV und Concordia abhängig.“
Serkan Rinal, Sportlicher Leiter des SV Todesfelde: „Es lässt sich nicht an einer bestimmten Sache festmachen, dass wir den Aufstieg verpasst haben. In der Relegation sind einige wichtige Spieler wegen Verletzungen oder Erkrankungen ausgefallen. Außerdem haben uns in den entscheidenden Phasen die nötige Cleverness und die hundertprozentige Reife gefehlt. Wir befinden uns in einem Lernprozess, werden diese Punkte mitnehmen und aufarbeiten.“
Morten Liebert, mit 28 Treffern Torschützenkönig der Oberliga Schleswig-Holstein: „Uns ist nicht nur gegen Kickers Emden, sondern in der gesamten Aufstiegsrunde unsere schlechte Chancenverwertung zum Verhängnis geworden. Wir hatten personell unglaublich viel Pech, ansonsten hätten wir es schaffen können. Das ist bitter.“
SVT-Vorsitzender Holger Böhm: „Man hat gesehen, dass die Jungs gegen Kickers Emden unbedingt den Sieg für ihre vielen Fans holen wollten. Obwohl das nicht ganz geklappt hat, war die Stimmung total positiv. Schade ist, dass die Mannschaft vor und während der Relegation immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen bekommen hat. Aber wir werden nicht rumjammern und kommen wieder.“