Norderstedt. Land finanziert Sportangebote und psychosoziale Betreuung mit 20 Millionen Euro. Was Norderstedt bekommt.
Eltern in Schleswig-Holstein sollen künftig weniger für einen Krippenplatz zahlen. Finanziell entlastet werden auch die Städte und Gemeinden, die den Großteil der Kitaplätze bezahlen. Das sieht der Antrag der Jamaika-Koalition zur Kita-Reform vor, den der Landtag nächste Woche beschließen wird. Außerdem wollen CDU, Grüne und FDP ein Programm finanzieren, das helfen soll, die in der Corona-Pandemie entstandenen Defizite bei vielen Kindern auszugleichen. Geld ist zudem vorgesehen, um die Inklusion voranzubringen, die kreisfreien Städte und Norderstedt sollen Inklusionszentren bekommen.
35 Millionen Euros für die Kitas im Land
Noch in diesem Jahr will das Land 35 Millionen Euro an die mehr als 1800 Kitas im Norden ausschütten, in den kommenden Jahren steigt die Summe auf 45 Millionen Euro. Das Geld ist vorhanden, weil die Gehälter und die Zahl der Kita-Plätze seit Inkrafttreten der Kita-Finanzierungsreform zu Jahresbeginn nicht so stark gestiegen sind wie erwartet.
„Wir haben in der Koalition beschlossen, dass diese Überschüsse im Kita-Bereich bleiben und eingesetzt werden sollen, um die Betreuung und Förderung zu verbessern und die Eltern zu entlasten“, sagt die Landtagsabgeordnete und sozialpolitische Sprecherin der CDU-Landtagsfraktion, Katja Rathje-Hoffmann aus Nahe – ihr Wahlkreis umfasst auch Norderstedt. 20 Millionen Euro sind für das Corona-Aufholprogramm vorgesehen. Sport und Bewegung, Freizeitangebote und Sprachförderung sollen den Kindern zugutekommen, die unter den Folgen der Pandemie besonders stark leiden.
Fördergeld soll kommunale Haushalte entlasten
Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders ist allerdings skeptisch, ob die Hilfe noch bis zum Jahresende wirksam werden kann: „Bis wir die genauen Regelungen kennen, ist es Herbst. Und dann müssen wir ja auch noch mit den Sportvereinen oder anderen Akteuren sprechen.“ Auch psychosoziale Unterstützung könne aus diesem Topf bezahlt werden.
Mit zwei Millionen Euro soll die Kita-Datenbank weiter ausgebaut werden. Die Städte und Gemeinden sollen mit dem Geld aus Kiel auch ihre Haushalte entlasten. Sie müssen in diesem Jahr insgesamt 13 Millionen Euro weniger aufbringen, um ihre Kitas zu finanzieren. Von den dauerhaft frei werdenden 45 Millionen Euro jährlich gehen 18,6 Millionen mittelbar an die Kommunen: Ihr Anteil an den Kosten für einen Kita-Platz soll von 39,01 auf 37,65 Prozent sinken. Weiter sieht der Antrag 16,44 Millionen Euro vor, um den Deckel beim Elternbeitrag für Krippenkinder um 56,40 Euro im Monat von 288,40 Euro auf 232 Euro zu senken.
Kita-Kosten sinken für Norderstedter Eltern nicht
„Langfristig peilen wir die Beitragsfreiheit an. Und mit der jetzt geplanten Entlastung von Eltern und Kommunen kommen wir diesem Ziel wieder einen Schritt näher“, sagt Rathje-Hoffmann. Der neue Höchstsatz für die Betreuung der Jüngsten würde nur noch 5,60 Euro über dem für die älteren Kita-Kinder liegen – ein Bonus, von dem Norderstedter Eltern allerdings nicht profitieren werden.
„Unsere Gebühren liegen deutlich unter den vom Land vorgegebenen Maximalbeträgen, so dass sich sich für die Eltern hier nichts ändern wird“, sagt Sozialdezernentin Reinders. In Norderstedt fällt für Krippen- wie für Elementarkinder schon seit langem der gleiche Beitrag an, der zum neuen Kita-Jahr gesunken ist. Väter und Mütter zahlen seit August für acht Stunden Betreuung am Tag 160 Euro im Monat. Grundsätzlich gilt ein Satz von vier Euro pro Betreuungsstunde.
Wie wird sich die Kita-Reform des Landes auswirken?
Etwa zehn Millionen Euro sind von 2022 an vorgesehen für die fünf Inklusionszentren in den vier kreisfreien Städten und in Norderstedt. Multiprofessionelle Teams sollen in den Kitas Fortbildungen anbieten, die Beschäftigten, Träger und Eltern beraten sowie dabei helfen, die Kitas behindertengerecht zu gestalten und Konzepte zu entwickeln. „Es geht nicht nur um Kinder mit Förderbedarf, sondern auch um solche, die an der Schwelle dazu stehen. Je eher Defizite erkannt werden, desto wirksamer können sie behoben werden“, sagt Rathje-Hoffmann.
Auch hier müsse und wolle die Stadt nähere Informationen aus Kiel abwarten: „Wir müssen sehen, was wir an Angeboten wie die frühkindliche Förderung schon haben, und was wir noch brauchen“, sagt Anette Reinders. Die Verwaltung könne nach so kurzer Zeit noch keine Aussagen dazu treffen, wie sich die Kita-Reform des Landes auswirke. Wird die Umstellung ein finanzielles Nullsummenspiel, muss Norderstedt draufzahlen, oder kann die Stadt Geld sparen und trotzdem die Qualität der Kita-Betreuung aufrechterhalten? Antworten erwartet die Dezernentin im nächsten Jahr.