Norderstedt. Anette Reinders war zunächst grüne Kommunalpolitikerin und dann elf Jahre Führungskraft im Rathaus
Am Freitag, 17. Dezember, endet für Anette Reinders die Zeit als Dezernentin im Norderstedter Rathaus. Fast elf Jahre war sie zuständig für Soziales, Familien, Kitas, Schulen, Sport und immer mal wieder auch für die Kultur. Jetzt geht sie in den Ruhestand, ein Jahr, bevor ihre Amtszeit endet.
„Nun ist einfach mal genug“, sagt Reinders. Sie merke, dass sie keine 40 mehr ist. Die Leitung eines Dezernats, das so stark in die Öffentlichkeit hineinwirkt wie kaum ein zweites, sei während ihrer Amtszeit deutlich belastender geworden. Die Corona-Pandemie habe sie besonders gefordert und bestärkt, das Rathaus vorzeitig zu verlassen.
50-Stunden-Wochen und endlose Debatten mit der Politik
Nun will sie mit 66 neu durchstarten, 50-Stunden-Wochen im Rathaus und abendliche Ausschusssitzungen hinter sich lassen. „Diese Abende zusätzlich zur normalen Arbeit schlauchen ganz schön“, sagt die Norderstedterin. Diese oft endlosen Debatten kennt sie von der ehrenamtlichen Seite der Kommunalpolitik: Die Sozialpädagogin hat 16 Jahre lang für die Grün Alternative Liste in Norderstedt (GALiN) Politik gemacht.
Ex-Oberbürgermeister Grote nannte sie „mein Mädchen“
Ex-Verwaltungschef Hans-Joachim Grote (CDU) hatte Reinders ins Amt geholt. Er ließ sie machen, sie machte, und die beiden verstanden sich gut, was Grote offenbar dazu brachte, die Dezernentin als „mein Mädchen“ zu bezeichnen. „Das war liebevoll gemeint, er hat mich immer respektiert und meine Arbeit geschätzt“, sagt Reinders, die noch Kontakt zu ihrem ehemaligen Chef hat.
Ihr Rückblick: „Vieles ist geschafft, anderes angeschoben.“ Zu den Pluspunkten zählt sie die Aufnahme von mehr als 1100 Flüchtlingen, die fast geräuschlos gelungen sei. OB Grote und Baudezernent Bosse hätten mit ihr an einem Strang gezogen, Mitarbeiter, Politiker und die Norderstedter ihren Teil beigetragen. „Die Aufnahme ist gelungen, doch bei Teil zwei, der Integration, hakt es noch“, sagt Reinders. Es fehlten vor allem Wohnungen. „Da muss die Stadt aktiv werden.“
Die Ganztagsbetreuung an den Grundschulen war eine große Herausforderung
Auf der Habenseite verbucht die erste Frau in der Verwaltungsspitze auch die Ganztagsbetreuung in den Norderstedter Grundschulen – ein Modell mit Vorbildcharakter. Deutlich mehr Kitaplätze hat sie geschaffen, da werde weiterer Einsatz nötig sein. Für das Stadtmuseum gebe es ein vielversprechendes Konzept. Die Sportler brauchen weitere Hallen und Plätze, der Sportentwicklungsplan stehe. Neue Formate in der Kultur seien auf den Weg gebracht. Dauerthema seien Sanierung und Ausbau der Schulen. „Meine Nachfolgerin muss ja auch noch was zu tun haben“, sagt Anette Reinders – eine Frau, die sie gut kennt: Auch Kathrin Schmieder (52) war Fraktionschefin der Grünen.
Wenn sie Anfang des Jahres auf dem Dezernatsstuhl Platz nimmt, wird Anette Reinders schon ihre freie Zeit genießen – mit den neun Enkeln, Rad fahren, Reisen und einem Ehrenamt.