Norderstedt. In Norderstedt und der Region übersteigt die Nachfrage das Angebot. Preise für Häuser und Wohnungen stiegen seit 2019 beträchtlich.
Die Coronakrise hat den Immobilienmarkt zunächst in Schockstarre versetzt. Preisverfall, ein Platzen der Blase und sinkende Mieten wurden befürchtet. Doch wer Norderstedter Makler befragt, erhält eine andere Einschätzung. „Die Corona-Pandemie wird die Nachfrage nach Wohnraum auf Dauer nicht mindern“, sagt Maklerin Monika Böhnert von Engel & Völkers. „Seit vielen Jahren übersteigt der Bedarf in vielen Städten das knappe Immobilienangebot. Das wird so bleiben.“
Momentan gebe es lediglich eine Zurückhaltung auf dem Markt. Immobilienmakler Thorsten Hausmann rechnet mit konstanten Immobilienpreisen, wenn die Coronakrise überwunden ist. „Ich sage eine Seitwärtsbewegung voraus.“ Sein Norderstedter Kollege Stefan Hagemann erwartet „höchstens eine Mini-Delle bei den Preisen.“
Norderstedt bleibt nach wie vor ein teures Pflaster
Ob Haus oder Eigentumswohnung – wer sich in Norderstedt und im übrigen Hamburger Umland eine Immobilie kaufen will, der muss weiterhin tief in die Tasche greifen. Der Immobilienmarktatlas der Landesbausparkasse (LBS) für 2019 dokumentiert das hohe Preisniveau. Im Durchschnitt um 10,8 Prozent mehr zahlten Käufer im Januar 2020 für Häuser und Wohnungen im Vergleich zu Januar 2019.
3139 Euro kostete der Quadratmeter Wohnfläche 2019 durchschnittlich in Häusern aus dem Bestand. Für ein Eigenheim mit 120 Quadratmetern musste der Käufer knapp 377.000 Euro ausgeben, wobei sich die Nebenkosten für den Makler, die Grunderwerbssteuer, Notar und Gericht auf bis zu 15 Prozent des Kaufpreises summieren können.
Lesen Sie auch:
„Die Preise sind deutlich gestiegen, und der erneute Preisschub reicht inzwischen bis Kaltenkirchen, der Speckgürtel wächst weiter in die Region“, sagt Monika Böhnert. Die Zinsen seien niedrig, Betongold als Kapitalanlage beliebt. „Der Markt ist leer gekauft.“ Von der enormen Investitionsbereitschaft ihrer Kunden sei sie immer wieder überrascht. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass wir eine fünf Jahre alte Doppelhaushälfte in zweiter Reihe in Kaltenkirchen für 419.000 Euro verkaufen konnten“, sagt Böhnert. 550.000 Euro habe ein 800 Quadratmeter großes Grundstück mit einem alten Haus am Glashütter Weg erlöst – das Baurecht lässt hier den Bau von zwei Doppelhäusern zu.
Norderstedt zählt nach wie vor zu den Spitzenreitern in der Preistabelle. Böhnert nennt 3500 bis 5000 Euro als Quadratmeterpreise für Bestandshäuser in der Stadt. Teurer ist es in der Region nur noch in Wentorf/Aumühle (3794 Euro). Zusammen mit dem Umland von Schwarzenbek führt Norderstedt die Tabelle der längerfristigen Preisentwicklung an.
Im Umland von Norderstedt sind Häuser billiger geworden
„Die Kaufpreise spreizen sich immer stärker nach der Lage und den persönlichen Bedürfnissen“, sagt Torsten Hausmann. Er erstellt mit den Daten aus seinem Tätigkeitsbereich jährlich einen Immobilienreport. Darin kommt er auf einen Preisanstieg von 3,5 Prozent. Allerdings gebe es auch Ausreißer nach oben, wie die Doppelhaushälfte, bei der sich zwei Interessenten überboten und der Sieger letztlich 30.000 Euro mehr als den aufgerufenen Kaufpreis gezahlt habe.
Laut LBS-Atlas kosten alte Bestandshäuser in Norderstedt heute 62 Prozent mehr als 2015. In Henstedt-Ulzburg sind es knapp 48 Prozent. Wer in der Gemeinde ein Haus aus dem Bestand kaufen will, muss im Schnitt 2847 Euro pro Quadratmeter ausgeben, knapp 15 Prozent mehr als Anfang 2019. In Kaltenkirchen kostet der Quadratmeter 2406 Euro, im Umland 2207 Euro. Hier liegt der Preisanstieg zwischen 11,4 und 15,6 Prozent. „Wie die Region aufholt, zeigt auch die rege Nachfrage nach einem Objekt in Oersdorf“, sagt der Norderstedter Immobilienmakler Stefan Hagemann. Die Preise trieben die Käufer immer weiter vor die Tore Hamburgs.
Im Umland von Norderstedt hingegen sind Häuser entgegen dem Trend im vorigen Jahr billiger geworden, der Preis sank um 25,2 Prozent auf aktuell 2235 Euro pro Quadratmeter. Einen Anstieg von 6,3 Prozent hingegen nennt der LBS Immobilienmarktatlas für Tangstedt, wo der Quadratmeter Haus für 2860 Euro zu haben ist.
Bei Preisen für Eigentumswohnungen zählt Norderstedt zu denTop Vier
Zu den Top Vier zählt Norderstedt bei den Preisen für Eigentumswohnungen. „Wegen der guten Einkaufsmöglichkeiten und Verkehrsanbindungen sind der Bereich um das Herold-Center und Norderstedt-Mitte gefragt“, sagt Stefan Hagemann. Ältere würden ihre Häuser aufgeben und wollten in kleine Eigentumswohnungen ziehen. Die Nachfrage treibe die Preise. 3053 Euro kostet der Quadratmeter in einer älteren Immobilie laut LBS. Auf dem Markt liegen die Preise im Einzelfall oft 1000 Euro höher. Aktuell werden im Internet 48 Quadratmeter für 198.000 Euro angeboten.
Gegenüber 2018 sind die Preise um knapp 25 Prozent geklettert, verglichen mit 2015 sogar um 79,6 Prozent. Deutlich moderater fiel der Preisanstieg in Henstedt Ulzburg (+5,1 gegenüber 2018) und in Kaltenkirchen (+9,6 Prozent) aus. Hier kosten Eigentumswohnungen aus dem Bestand 2092 Euro pro Quadratmeter, in der Großgemeinde 2171 Euro.
Teurer geworden sind auch neue Häuser und Eigentumswohnungen, wobei die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser in Kaltenkirchen binnen Jahresfrist um 39 Prozent geradezu explodiert sind. In Norderstedt und Henstedt-Ulzburg bleibt der Anstieg im einstelligen Prozentbereich. Kräftig angezogen haben auch die Grundstückspreise: In Norderstedt kostet der Quadratmeter Bauland 376 Euro